Politik in Bayern:Die Naturgewalt eines Tweets

Horst Seehofer ist jetzt auch auf Twitter.

Bundesinnenminister Horst Seehofer sitzt vor einem technischen Gerät.

(Foto: dpa)

CSU-Chef Horst Seehofer twittert jetzt. Die Folgen der Einschläge sind verheerend.

Glosse von Roman Deininger

München, 3. August. Der erste Tweet von Horst Seehofer (CSU) ist am Freitagabend in einem Waldstück bei Eschlkam im Landkreis Cham eingeschlagen. Nach Schätzungen der örtlichen Behörden hat der Krater, den Seehofers Twitter-Nachricht hinterließ, einen Durchmesser von 1,5 Kilometern und ist bis zu 170 Meter tief. Die geologisch-linguistische Untersuchung von Gesteinsproben deutet Experten zufolge darauf hin, dass die Textmitteilung 280 Zeichen lang und 350 000 Tonnen schwer war. Der Tweet sei mit einer Geschwindigkeit von 41 000 Kilometern pro Stunde am Boden aufgeschlagen.

Seehofer sprach hinterher im ARD-Sommerinterview von einer "recht gelungenen Premiere". Seine "Wahrheiten" hätten eben Gewicht. Die Grünen-Spitzenkandidatin Katharina Schulze sagte, Seehofer sei "im Amokmodus" und müsse schleunigst erklären, ob er den Markt Eschlkam in seiner Funktion als CSU-Vorsitzender oder als Bundesinnenminister verwüstet habe. "Die Bürger haben ein Recht auf diese Information", so Schulze.

Der Eschlkamer Ortsteil Warzenried wurde durch den Aufprall des Tweets völlig zerstört. Durch die enorme Hitzeentwicklung kam es im ganzen Gemeindegebiet zu erheblichen Schäden. Die knapp 3400 Einwohner waren zuvor unter Einsatz von Hunderten Polizeipferden und Flugtaxis aus der Gefahrenzone gebracht worden. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) lobte die Sicherheitskräfte: "Sie haben eine großartige Visitenkarte der Humanität abgegeben."

Zugleich appellierte Söder an "unsere rüstigen Senioren", sich nicht leichtfertig mit dem Internet zu verbinden: "Der vorherige Besuch eines EDV-Kurses in der Volkshochschule ist dringend anzuraten." Es gehe darum, "bei der Generation 69+ das Gefahrenbewusstsein zu schärfen, und das sehr schnell, bevor noch mehr passiert".

Aus Seehofers Umfeld hieß es, Naturschauspiele seien stets mit Risiko verbunden. Laut Staatsanwaltschaft ist Seehofer auch für eine totale Mondfinsternis am Freitag vergangener Woche verantwortlich, als gegen 21.30 Uhr der Kernschatten des CSU-Chefs die Mondscheibe vollständig verdeckte. Geprüft wird derzeit auch, ob Seehofer etwas mit dem Absturz eines Astes in einem Münchner Biergarten vor wenigen Tagen zu tun hat.

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