Verkehrsminister:Scheuers Plätzchendebakel

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Als Dank für "unglaubliche Arbeit" liefert der Verkehrsminister 3000 Tüten Plätzchen an das Klinikpersonal in seinem Wahlkreis Passau. Einen Tag später steht eine der Tüten wieder vor der Tür der örtlichen CSU-Geschäftsstelle - mit einer deutlichen Ansage.

Von Andreas Glas

Das Jahr 2020 war kein maximal glückliches Jahr für Andreas Scheuer. Nicht nur wegen des Untersuchungsausschusses zum Mautdebakel, der immer neue Zweifel am Bundesverkehrsminister schürte. Da war ja auch noch der Schlamassel um den Bußgeldkatalog für Verkehrssünder. Und jetzt? Erlebt Scheuer (CSU) auch noch ein Plätzchendebakel.

Was ist passiert? Am vergangenen Montag hatte Scheuer 3000 Tüten mit Weihnachtsplätzchen besorgt und beim Klinikum in seinem Wahlkreis Passau angeliefert. Ein Dankeschön für die "unglaubliche Arbeit" des Klinikpersonals in der Corona-Pandemie, sagte Scheuer beim Pressetermin, bei dem er sich mit Werkleiter, ärztlicher Direktorin, Pflegedirektor und einem mit Plätzchen überladenen Rollwagen vor dem Krankenhaus fotografieren ließ.

Die Verantwortlichen des Klinikums "freuten sich über diese Geste", schrieb die Passauer Neue Presse. Und auch die Bäckerei, bei der Scheuer eingekauft hatte, lobte den Minister dafür, dass er das Gebäck nicht "einfach und günstig im Lebensmittel-Einzelhandel" besorgt habe, sondern in der Region. Dadurch habe Scheuer "in Krisenzeiten wertvolle Arbeitsplätze" gesichert.

Und dann, nur einen Tag später? Stand eine der Plätzchen-Tüten plötzlich wieder vor der Tür der CSU-Geschäftsstelle in Scheuers Wahlkreis Passau. "Plätzchen helfen den überlasteten Pflegekräften nicht. Alle klatschen, im Bundestag wird gelobhudelt, aber bei den letzten Tarifverhandlungen ist uns keiner entgegengekommen, niemand hat die Pflege aufgewertet", sagte Klinik-Personalratschef Rüdiger Kindermann dem Bayerischen Rundfunk. Außerdem habe das Personal eh keine Zeit, um Plätzchen zu essen. Personalratschef Kindermann brachte die Plätzchen persönlich zurück zum Parteibüro und legte einen Brief bei, indem er Scheuer die Retoure erklärte. Der Minister will die Retoure mit nur einem Satz kommentieren: "Ich wünsche Herrn Kindermann viel Liebe zu Weihnachten."

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