Bezirk Oberbayern:Kritik an Zuschuss für "Tennismillionäre"

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Regenwetter bei den Offenen Bayerischen Meisterschaften auf der Anlage des TC Ismaning. (Foto: Claus Schunk)

Der vorrangig fürs Soziale zuständige Bezirk Oberbayern fördert auch in diesem Jahr ein Turnier für Tennisprofis in Ismaning. Die Gegner müssen da nur noch den Schmetterball verwandeln.

Glosse von Matthias Köpf, München

Welche Mitteilung da jetzt der Aufschlag war und welche der Return, das ist nicht ganz sicher. Die Erklärung, die der Bezirk Oberbayern jüngst veröffentlicht hat, hört sich jedenfalls teilweise defensiv an. Wenn sie nicht der Return gewesen sein sollte, dann war sie als Aufschlag ziemlich zaghaft. Womöglich, weil sie schon der zweite Aufschlag gewesen ist und der erste kläglich ins Netz gegangen war. Das Turnier solle "komplett barrierefrei durchgeführt werden und Besuchende mit Handicap freien Eintritt erhalten", heißt es da also über das ATP-Tennisturnier in Ismaning, das auf Beschluss des Bezirkstags auch heuer einen Zuschuss von 15 000 Euro erhalten wird. Aufschlag hin, Return her: Für den linken Bezirksrat Klaus Weber war es da kein Problem, mit einem cross gespielten Vorhandschlag den Punkt zu machen.

Der vorrangig fürs Soziale zuständige Bezirk spare immer wieder bei den Hilfen für Menschen mit Behinderung. "Aber für ein Millionärsspektakel ist Geld da", hieß es von Weber, der einen solchen Zuschuss für "Tennismillionäre" schon 2021 angeprangert hatte. Damals waren es noch knapp 43 000 Euro und damit fast so viel, wie beim Turnier in jenem Jahr an Preisgeld ausgeschüttet wurde. Gewonnen hat 2021 übrigens Oscar Otte, der ein paar Wochen zuvor immerhin schon im Achtelfinale der US Open gestanden war. Die Tennisprofi-Vereinigung ATP listet für ihn inzwischen Preisgelder von insgesamt knapp 2,5 Millionen Dollar oder rund 2,3 Millionen Euro auf. Auch wenn Otte das alles sicher nicht als Reingewinn verbuchen darf, so kann zumindest er als eine Art "Tennismillionär" gelten.

Angesichts Webers Punktsieg von 2021 hat Oberbayerns Bezirkstag seine Sportzuschüsse dann aber auf 15 000 Euro gedeckelt und neue Förderrichtlinien beschlossen, wonach die Summe nicht für Preis- und Antrittsgelder ausgegeben werden dürfe. Und genau diese 15 000 Euro fürs Ismaninger Profiturnier gibt es heuer zum dritten Mal, weil eine breite Mehrheit der Bezirksräte wieder dafür gestimmt hat. Schließlich entspreche der Zweck den eigenen Förderrichtlinien. Dem gegenteiligen Antrag aus der FDP hat sich nur Linke-Bezirksrat Weber namens seiner Ausschussgemeinschaft einiger Kleinparteien angeschlossen. Als nächstes werde man, so heißt es aus dem Bezirk, wohl noch einmal über die Förderrichtlinien reden.

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