NS-Geschichte:Weitere Bauarbeiten auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände

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Aus der Zeppelintribüne und dem Zeppelinfeld auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände der Nationalsozialisten in Nürnberg soll ein Lern- und Begegnungsort werden. (Foto: Johannes Simon)

Mehr als 85 Millionen Euro wollen Stadt, Freistaat und Bund in den Lern- und Begegnungsort Zeppelinfeld und Zeppelintribüne investieren.

Das Nürnberger Reichsparteitagsgelände soll künftig stärker für Bildungsarbeit genutzt werden. Wie die Stadt Nürnberg am Montag mitteilte, beginnen noch im Mai die Bauarbeiten für den Lern- und Begegnungsort Zeppelinfeld und Zeppelintribüne. Dafür investierten die Stadt, der Freistaat Bayern und der Bund über 85 Millionen Euro. Zeppelinfeld und Zeppelintribüne sind die einzigen erhaltenen Bestandteile auf dem Gelände, die noch in der NS-Zeit fertig und auch genutzt wurden. Bis 2027 soll im Mittelbau der Zeppelintribüne eine didaktische Kommentierung entstehen.

Der ehemalige Bahnhof Dutzendteich wird als erster Anlaufpunkt für Besucherinnen und Besucher eingerichtet. Dort gibt es künftig Informationen und Tickets. Genutzt und betreut wird der Lernort durch das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände.

Zeppelinfeld und Zeppelintribüne sind derzeit aus Sicherheitsgründen großteils gesperrt. Geplant ist keine Restaurierung, sondern nur eine bauliche Sicherung des aktuellen Zustands. Von 1933 bis 1938 inszenierte Adolf Hitlers NSDAP ihre Reichsparteitage in Nürnberg. Die spektakulären, mehrtägigen Propagandaveranstaltungen wurden jeweils von bis zu einer Million Menschen besucht.

Albert Speer erhielt den Auftrag für riesenhafte Versammlungsbauten und Aufmarschanlagen, von denen bis Kriegsbeginn 1939 aber nur Teile fertig wurden. Einige wie das Zeppelinfeld und die unvollendete Kongresshalle stehen seit 1973 als herausragende Beispiele nationalsozialistischer Herrschaftsarchitektur unter Denkmalschutz.

Bürgermeisterin Julia Lehner (CSU) zeigte sich erfreut, dass die Bauarbeiten nach Jahren des Diskurses und der Planung nun losgingen. "Gerade solche außerschulischen Lernorte sind notwendig, um über die Ideologie und das menschenverachtende Gedankengut der Nationalsozialisten aufzuklären", sagte sie. Das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände nahm 2001 im Nordflügel der Kongresshalle seinen Betrieb auf. Derzeit gibt es nur eine Interimsausstellung zu sehen. Die Dauerausstellung wird neu konzipiert und soll 2025 wiedereröffnet werden.

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