Naturschutz:Borkenkäfer-Katastrophe im Bayerischen Wald: Glauber rudert zurück

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Die Borkenkäfer-Gefahr ist überall in Bayern groß, nicht nur im Nationalpark Bayerischer Wald. (Foto: Johannes Simon)

Bayerns Umweltminister fordert den Nationalpark auf, einen Ausgleich für die umstrittenen Anti-Borkenkäfer-Pläne zu suchen.

Von Christian Sebald, Grafenau

Im Streit über das Streichen von Schutzflächen im Nationalpark Bayerischer Wald hat Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) die Chefin des Schutzgebiets, Ursula Schuster, beauftragt, einen Ausgleich für die beiden betroffenen Gebiete zu benennen und in die Naturzone zu überführen. Damit soll der Streit befriedet werden. "Der Nationalpark Bayerischer Wald ist der älteste deutsche Nationalpark und Flaggschiff des Naturschutzes in Deutschland", sagte Glauber am Dienstag.

"Die neuen Ausgleichsflächen sollen die Naturzone aufwerten. Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam mit den Beteiligten vor Ort eine gute Lösung hinbekommen werden. Für mich ist das ein wichtiges Signal für den Naturschutz, für einen weiterhin starken Nationalpark als Tourismusmotor und für einen Schulterschluss mit den Menschen in der Region."

Glauber reagiert damit auf die Ankündigung der Nationalpark-Chefin, angesichts der drohenden Borkenkäfer-Katastrophe im Bayerischen Wald zwei sechs und elf Hektar kleine Flächen aus der Naturzone des Schutzgebiets herauszunehmen, um auf ihnen eine Bekämpfung des Schädlings zu ermöglichen. Zugleich hatte Schuster betont, dass dieses Vorgehen aus Waldschutz-Gründen nicht notwendig sei, denn die bisherigen Anti-Borkenkäfer-Maßnahmen in den Randbereichen des Nationalparks reichten für einen Schutz der Wälder außerhalb völlig aus. Mit dem Angebot wolle man vielmehr die kritische Haltung von Teilen der Waldbesitzer gegen den Nationalpark besänftigen.

Die Naturzone des Nationalparks war bisher für Borkenkäfer-Bekämpfungsmaßnahmen und alle anderen menschlichen Eingriffe tabu. Getreu dem Nationalpark-Grundsatz "Natur Natur sein lassen" bleiben die Wälder und die Tierwelt in der Naturzone sich selbst überlassen. Wäre die Herausnahme der beiden Flächen ohne Ausgleich an anderer Stelle Wirklichkeit geworden, wäre das der erste Fall dieser Art in der bald 54-jährigen Geschichte des Nationalparks gewesen. Deshalb stießen Schusters Pläne auf völliges Unverständnis und massive Proteste in der Naturschutz-Szene. Der Vorsitzende des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz, Norbert Schäffer, sprach von einem Tabubruch und forderte Schuster auf, die Pläne zurückzunehmen.

Der LBV begrüßte denn auch Glaubers Ankündigung. Zusätzlich forderte Schäffer allerdings eine Garantie der Staatsregierung, dass die Naturzone von nun an unantastbar sei - und zwar sowohl in ihrem Umfang als in ihrem Zuschnitt. "So ein Fall wie dieser darf nie wieder passieren. Denn damit schafft man nur Begehrlichkeiten von Nationalpark-Kritikern", sagte Schäffer. "Zumal die Nationalpark-Chefin ja von Anbeginn an erklärt hat, dass ihre Pläne gegen die Borkenkäfer-Kalamitäten außerhalb des Schutzgebiets überhaupt nichts hätten ausrichten können."

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