Mitten in Bayern:Die Angst vor dem "Muffelmassaker"

Lesezeit: 1 min

Mufflons sorgen im thüringisch-bayerischen Grenzgebiet für Ärger. (Foto: Christian Endt)

An der thüringisch-oberfränkischen Grenze gibt es mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall erneut unerwünschten Übertritt. Und wieder wird mit Waffen gedroht. Kann das Schlimmste verhindert werden?

Glosse von Olaf Przybilla, Oberfranken

Rübergemacht hat an der thüringisch-oberfränkischen Grenze schon so mancher, und seit mehr als 30 Jahren hat man sich daran gewöhnt, dass dergleichen nicht tragisch endet. Und nun das: Wie vor 1989 ist wieder von nicht gewollten Grenzübertritten die Rede, wieder vom Einsatz scharfer Waffen und wieder gibt es die Scharfmacher und die Mehrheit jener, die nur den Kopf schütteln können über das, was sich da am ehemaligen "Zonenrand" abspielt. Einer hat sogar schon davor gewarnt, mit einem Massaker an der Grenze würde man weit über jene hinaus in die Gazetten eingehen.

Konkreter gesprochen gehe es um ein, so wörtlich, "Muffelmassaker", das es mit allen Mittel zu verhindern gelte. Es ist so: Auf dem Terrain des Grünen Bandes, ehemals bekannt als innerdeutscher Grenzstreifen, haben sich Muffel eingelebt, wilde Schafe. Ursprünglich stammen sie aus Korsika und Sardinien, halten aber auch die thüringischen Lande und deren Einheimische offenbar für ein passables Setting. Eine Sympathie der Muffel, die auf menschlicher Seite dort erwidert wird. So weit, so harmonisch.

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In Bayern liegt der Fall etwas anders. Zwar hat etwa ein halbes Dutzend Muffel seit etlichen Jahren den Kreis Kronach als angesagte Location für sich entdeckt - und dort vor allem ein paar ausgesuchte Höfe. ("Drüben", so heißt es, sei es vor allem im Sommer 2017 extrem trocken gewesen, ein Versorgungsengpass, deshalb der Muffelmarsch gen Westen.) Auf Gegenliebe stößt das allerdings nicht überall. An Siloballen sollen sich Weibchen und Widder schadlos gehalten haben, gar in Ställe gewandert sein und sich in der 500-Seelen-Grenzgemeinde Tschirn regelrecht häuslich eingerichtet haben.

Und wie es dann immer so ist: Grundsätzlich habe man ja gar nichts gegen die Grenzüberschreitenden - deuten sogar die Betonköpfe an. Aber so bitte nicht!

Zur Ehrenrettung Oberfrankens muss gesagt werden, dass sich die Mehrheit - soweit zu erkennen ist - vor das Muffelwild wirft und versucht, die Scharfmacher mit Argumenten einzuhegen. Dieser Tage haben sich sogar mehrere Abgeordnete an die Nordgrenze des Freistaats begeben, eine Befriedungsmission. So lange er etwas in der Region zu sagen habe, werde es kein Muffelmassaker geben, hat hernach der örtliche CSU-Abgeordnete Jürgen Baumgärtner erklärt. Womöglich sollen demnächst nicht nur die Scharfmacher eingehegt werden. Sondern auch die Muffel.

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