Mühldorf:Wer tanzt hier aus der Reihe?

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Die Mühldorfer TSV-Schäffler waren im vergangenen Jahr außertourlich beim Trachtenzug zum Gedenken an die Schlacht bei Mühldorf von 1322 zu sehen. Die Konkurrenz hingegen tanzte 2022 etwa beim Entgegennehmen der Auszeichnung "Hutträger des Jahres" vor einem Hutladen in Neuötting. (Foto: Christian Einecke/Imago)

Im oberbayerischen Mühldorf am Inn gibt es neuerdings zwei rivalisierende Schäfflervereine. Sie liefern sich einen ungewöhnlichen Wettlauf.

Glosse von Matthias Köpf

Neulich haben die Mühldorfer Schäffler wieder mal getanzt, und zwar zum Vereinsjubiläum der Blaskapelle Altmühldorf, die ihnen immer so getreulich den Marsch bläst und auch noch all die andere bewegungsrelevante Musik macht. Im Repertoire am wichtigsten ist da der "Zweite Münchner Schäffler-Tanz", dessen Textzeile "Aber heit is koid" dieses Mal ausnahmsweise absolut unzutreffend war.

Normalerweise wäre es aber wirklich kalt, wenn die Schäffler kommen, schließlich ist ihr Tanz eigentlich ein Faschingsbrauch. Aber wann genau die Mühldorfer Schäffler tanzen, ist ja sowieso nicht mehr normal - jedenfalls nicht im Sinne von normgerecht beziehungsweise turnusgemäß. Denn selbst wenn in dieser Stadt Platz für sie beide sein sollte: Die neuerdings zwei rivalisierenden Mühldorfer Schäfflervereine versuchen offenkundig, einander mit dem Tanzen zuvorzukommen.

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Getanzt werden sollte nämlich nur alle sieben Jahre, und wenn da in jüngerer Vergangenheit rhythmusmäßig was durcheinandergeraten ist, dann muss auch das natürlich an Corona liegen. Denn die auch schon seit 1862 im TSV 1860 Mühldorf organisierten Mühldorfer Schäffler haben nun verkündet, schon im kommenden Jahr zu tanzen, obwohl sie nach allen Schäfflertanzgepflogenheiten eigentlich erst 2026 wieder dran wären. Man habe ja angekündigt, nach dem Ende der Corona-Pandemie außertourlich zu tanzen, hat der TSV-Vorsitzende dieses Ausscheren dem Mühldorfer Anzeiger erklärt. Das passt zwar zum Gründungsmythos der ganzen Schäfflertanzerei, die 1517 in München zur Aufmunterung des Volkes nach einer - historisch übrigens nicht belegten - Pestepidemie entstanden sein soll. Zu den Plänen des "Schäffler Mühldorf a. Inn e.V." passt es allerdings ganz und gar nicht.

Jener eigenständig eingetragene Verein hat sich vor zwei Jahren zwar im Streit, aber zunächst auch in aller Stille von den TSV-Schäfflern abgespalten und dann plötzlich eine Tanzsaison für 2025 angekündigt, also ursprünglich ein Jahr vor dem TSV. Der grätscht nun mit 2024 dazwischen, laut Anzeiger wiederum zur großen Überraschung der Herausforderer. Von 2024 an wollten die Mühldorfer Schäffler zum Sieben-Jahres-Turnus zurückkehren, heißt es im Anzeiger weiter. Verlassen werden sich die Schäffler Mühldorf darauf wohl nicht. Noch einmal kontern können sie aber auch kaum. Denn für den Fasching 2023 ist es zu spät.

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