33 Jahre alter Mordfall:Der Verdacht führt ins Leere

Lesezeit: 2 min

Polizisten hängen Anfang November das Plakat zum Cold Case von Claudia Obermeier an einer Glasscheibe in Röthenbach an der Pegnitz auf. (Foto: Daniel Löb/dpa)

Mehr als 100 Hinweise erhielt die Polizei nach einem Beitrag bei "Aktenzeichen XY" zum Mord an Claudia Obermeier - darunter einen konkreten, der sich zu erhärten schien. Bis der DNA-Test etwas anderes sagte.

Von Max Weinhold, Röthenbach an der Pegnitz

Es ist bemerkenswert: Der Tatverdacht gegen einen möglichen Mörder erhärtet sich nicht, ein DNA-Abgleich lässt keine Schlüsse auf seine Täterschaft. Die Öffentlichkeit weiß von diesem möglichen Täter bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts. Und doch veröffentlicht das Polizeipräsidium Mittelfranken eine vergleichsweise lange Pressemitteilung unter der Überschrift: "Mord an Claudia Obermeier im Jahr 1990 - Vielversprechender Hinweis bestätigte sich nicht - Hohes Hinweisaufkommen wird abgearbeitet."

Freilich, die Polizei möchte die Aufmerksamkeit aufrechterhalten, um mögliche Zeugen und Hinweisgeber zu erreichen. Aber, und das ist auch eine Lesart der Pressemitteilung, die für einen Tatverdacht, der sich eben nicht erhärtet hat, doch recht lang und detailliert ausfällt: So nah wie dieser Tage wähnte sich die Polizei wohl lange nicht an der Aufklärung des Mordes an der damals 22-jährigen Claudia Obermeier im August 1990.

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Im Zuge sogenannter Cold-Case-Ermittlungen waren Polizisten vor einiger Zeit auf eine neue Spur gestoßen: Ein Abgleich mit am Fundort von Obermeiers Leiche bei Röthenbach an der Pegnitz (Landkreis Nürnberger Land) gesicherter DNA ergab eine Übereinstimmung mit dem Erbgut, das 2012 bei einem bisher nicht aufgeklärten Einbruch auf einer Rohbaustelle im Nürnberger Stadtteil Mögeldorf sichergestellt wurde.

Die Polizei vermutet, dass der Einbrecher aus Nürnberg Obermeiers Mörder ist. Weil seine DNA aber in keiner Datenbank hinterlegt ist, wendete sie sich mit einem Beitrag in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... Ungeklärt" an die Öffentlichkeit. Und erhielt mehr als 100 Hinweise. Darunter den Namen eines Mannes, der sich wie Obermeier vor ihrem Tod auf dem Blumenfest in Röthenbach an der Pegnitz aufgehalten habe - und laut Zeugen im Zusammenhang mit dem Einbruch gestanden haben sollte, bei dem hochwertige Werkzeuge gestohlen wurden. Allerdings: "Ein zwischenzeitlich durchgeführter DNA-Abgleich bestätigte den geäußerten Tatverdacht jedoch nicht", teilte die Polizei nun mit.

Claudia Obermeier wurde in der Nacht auf den 25. August 1990 getötet. Ihre Leiche fand ein Passant am nächsten Morgen in einem Waldstück an der Straße. Zuletzt lebend gesehen wurde sie ganz in der Nähe - auf dem Heimweg aus einer Röthenbacher Kleingartenkolonie, in der sie mit ihrem Ehemann das Lokal Floraheim betrieb, in Richtung des etwa drei Kilometer entfernten Renzendorf. Obermeiers Mann stand in den Jahren 1997 und 1998 in dem Fall als Angeklagter vor Gericht, wurde aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

Inzwischen nimmt die Polizei an, dass Obermeiers Mörder die junge Frau getötet hat, um ein Sexualverbrechen zu vertuschen. Nachdem sich der jüngste Verdacht nicht erhärtet hat, liege der Fokus der weiteren Ermittlungen fortan auf der Abarbeitung der übrigen Hinweise, so die Polizei. Es hätten sich bereits mehrere Personen sowie zum Teil Handwerksunternehmen bei den Beamten gemeldet und teils für die Ermittler interessante Angaben gemacht.

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