Gelingt es der Polizei nicht, ein derart schweres Verbrechen wie einen Mord aufzuklären, verschwindet dieses nicht für alle Ewigkeit in den Akten. Sondern kommt nach einer gewissen Zeit auf Wiedervorlage. Aus gutem Grund: Mord verjährt nicht und oft liegen derlei Cold Cases schon Jahrzehnte zurück. Entsprechend stammen auch die ehedem angewandten Ermittlungsmethoden aus einem anderen Jahrhundert und sind heute von modernen technischen Möglichkeiten, gerade in der DNA-Analyse, längst überholt. Immer führt die neuerliche Ermittlung freilich nicht zum Erfolg, manchmal aber eben schon. Dann tun sich bisher unbekannte Spuren auf, es ergeben sich neue Ansätze - so geschehen im Fall der 1990 ermordeten Claudia Obermeier.
Um was für eine Spur es sich dabei handelt, will das Polizeipräsidium Mittelfranken noch nicht sagen. Erfahren wird es die Öffentlichkeit am kommenden Mittwoch in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... Ungelöst". Pressesprecher Marc Siegl sagt nur so viel: Die Spur sei "vielversprechend". Und sie ergab sich aus besagter routinemäßiger Ermittlung auf Wiedervorlage.
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Der Mord an Claudia Obermeier liegt 33 Jahre zurück. Am 25. August 1990 hat ein bis heute unbekannter Täter die damals 22-Jährige auf dem Heimweg aus Röthenbach an der Pegnitz nach Renzenhof erwürgt. Wer es war? Bis heute ein Rätsel.
Bekannt ist dagegen Folgendes: Claudia Obermeier betrieb mit ihrem vier Jahre älteren Ehemann, mit dem sie ein Kind hatte, das Flora-Heim, eine Gaststätte in einem Kleingartenverein in Röthenbach an der Pegnitz (Landkreis Nürnberger Land). Am Abend ihres Todes seien beide, so schildert es Polizeisprecher Siegl, auf dem Blumenfest - einem örtlichen Volksfest - gewesen und danach zu dem von ihnen gepachteten und betriebenen Lokal zurückgekehrt. Dort seien sie in Streit geraten, er habe sie geschlagen. Auch das Fenster einer Glastür ging dabei zu Bruch, wie ein Foto der Polizei zeigt. Nach dem Streit hätten sich die Wege der beiden getrennt: Er sei nach Hause gegangen, sie noch bis etwa zwei Uhr in der Gaststätte geblieben.
Dann habe sich Claudia Obermeier ein Taxi bestellt, um zu einer Freundin zu fahren. Eingestiegen sei sie nie. Stattdessen habe sie zu Fuß den knapp drei Kilometer langen Heimweg in den Röthenbacher Ortsteil Renzenhof angetreten, der in einem Waldgebiet vor den Toren der Kleinstadt liegt. Der Taxifahrer sei ihr zwar auf dem Weg begegnet, sie habe aber nicht einsteigen wollen. Am nächsten Morgen fand ein Passant gegen acht Uhr Obermeiers Leiche etwa 20 Meter abseits der Straße im Wald.
Jahre nach der Tat erging in dem Fall Haftbefehl gegen Obermeiers Ehemann. Er musste sich 1997 wegen der Tat vor Gericht verantworten, wurde aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
Der Fall bietet seither Anlass für Spekulationen in einschlägigen Internetforen. Medienberichte lassen sich dagegen mit wenigen Ausnahmen nicht finden. Anlässlich der neuen Ermittlungen der Polizei berichtete aber die Pegnitz-Zeitung im Jahr 2020, Obermeier habe damals ohne Hose und Unterhose in einem Gebüsch gelegen. Spuren einer Vergewaltigung seien aber nicht zu finden gewesen. Die Polizei äußert sich zu diesen Umständen auf Nachfrage bisher nicht. Sie will am Freitag in Röthenbach an der Pegnitz mit Flugblättern Aufmerksamkeit schaffen und in der kommenden Woche weitere Informationen veröffentlichen. Für Hinweise, die zur Aufklärung der Tat führen, hat sie eine Belohnung in Höhe von 10 000 Euro ausgelobt.