Modellbau-Affäre:Ex-Geschäftspartner belastet die Haderthauers

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Roger Ponton sieht sich beim der Verkauf der Firma Sapor betrogen. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
  • Der französische Geschäftsmann Roger Ponton hat vor dem Landtags-Untersuchungsausschuss zur Modellbau-Affäre ausgesagt.
  • Der Ex-Geschäftspartner der Haderthauer sieht sich als Opfer: Er sei hinters Licht geführt worden und habe vom Verkauf der Autos keinen Cent gesehen.

Von Dietrich Mittler, München

Dass dieser Donnerstag ein besonderer Tag im Untersuchungsausschuss Modellbau sein würde, ließ sich nicht verbergen: Immer wieder eilte der Ausschussvorsitzende Horst Arnold (SPD) vor die Saaltür und spähte um die Ecke, ob der lang erwartete Zeuge endlich da ist. Der eigentliche Zeitpunkt, an dem der Ausschuss normalerweise immer beginnt, war da um nur wenige Minuten überschritten. Arnold konnte seine Ungeduld aber kaum mehr verbergen. Dann, um 13.36 Uhr, rissen die Fotografen ihre Kameras hoch, und herein kam Roger Ponton, der durch seine Strafanzeige das Ermittlungsverfahren gegen die frühere Staatskanzleichefin Christine Haderthauer und ihren Ehemann Hubert letztlich in die Wege geleitet hat.

Es geht um nichts weniger als Betrug. Ponton war der ehemalige Geschäftspartner der Haderthauers in der Firma Sapor Modelltechnik, die exklusive Oldtimer-Modelle vertrieb, die von psychisch kranken Patienten hergestellt worden waren - zunächst im Bezirkskrankenhaus Ansbach, später in Straubing. "Nie", so sagt Ponton bis heute, habe er von den Einnahmen aus dem Verkauf der Autos auch nur einen Cent gesehen. Er sei von den Haderthauers hinters Licht geführt worden.

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Als Generalsekretärin hatte sie den Absturz der CSU mit zu verantworten, als Sozialministerin blieb sie frostig. Erst in der Staatskanzlei blühte Christine Haderthauer auf - bis sie über die Modellbau-Affäre stolperte. Eine Karriere in Bildern.

Mit schweren Schritten, geführt von seinem jungen Nürnberger Anwalt Malte Magold, geht der 85-Jährige aus dem elsässischen Ensisheim hinter zum Platz, der den Zeugen zugewiesen ist.

"Die haben mich bestohlen"

Die Einvernahme des Zeugen zeigt schnell, dass hier zwei Welten aufeinanderstoßen, hier erfahrene Politiker, die darüber hinaus Juristen sind, dort ein inzwischen stark gealterter Mann, der zwar auf Deutsch antworten kann, aber längst nicht alle Fragen richtig versteht - zumal sein Hörgerät erst in gut zwei Wochen wieder aus der Reparatur zurück ist. Hinzu kommt, dass - so zeigt sich - das Geschäftsgebaren in Frankreich doch ein anderes ist als in Deutschland. Dort, zumindest in ländlichen Regionen aus denen Ponton stammt, gilt das Wort, gilt der Eindruck, der bei einem gemeinschaftlichen Essen entsteht, das stets allen geschäftlichen und vertraglichen Dingen vorausgeht.

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"Ich hatte zu 100 Prozent Vertrauen in die Eheleute Haderthauer", sagt Ponton auf Nachfrage. Man habe sich nach dem Kennenlernen natürlich geduzt. "Ein ehrliches Du ist mir lieber als ein verlogenes Sie", sagt Ponton. Lachen im Saal. Heute freilich spricht er ganz anders über "Madame" und "den Herrn Doktor", wie er die Haderthauers immer wieder nennt. "Die haben mich bestohlen", wiederholt er seine Vorhaltungen dem Untersuchungsausschuss.

Ponton war scheinbar gutgläubig

Dass er immer wieder Geld in die Firma Sapor Modelltechnik steckte - und das seien am Ende 300 000 bis 400 000 Euro gewesen - habe ihn zwar dazu gebracht, bei den Haderthauers nachzufragen, was denn nun mit dem Geschäft los sei. "Aber ich bekam nie eine Antwort", sagt er heute. Und der Doktor habe ihn letztlich dazu gezwungen, ihn in das Geschäft einzubinden. Sein Satz lautet: "Ohne mich geht hier gar nichts."

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Dem Ausschuss drängte sich indes der Eindruck auf, dass Ponton seinem Geschäftspartner gegenüber sehr gutmütig, wenn nicht gar gutgläubig auftrat - bis es dann zum Eklat kam. Heute sagt er: "Ich lasse nicht locker, das muss bis zum Ende durchgeführt werden, bis die Wahrheit auf dem Tisch liegt." Dann wiederholt er seinen Vorwurf: "Die haben mich betrogen."

So unbefangen Ponton zunächst den Haderthauers gegenübertrat, so wenig misstrauisch und offen begegnete er auch Haderthauers Patienten Roland S., der wegen dreier Morde bis zum heutigen Tag in der forensischen Klinik sitzt. "Das war ein völlig korrekter Mensch - sanft wie ein Schäflein."

© SZ vom 12.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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