Modellbau-Affäre:Zweifel an Haderthauers Firmenverkauf

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Hat Hubert Haderthauer seine Firma "Sapor Modelltechnik" zu günstig verkauft? Das Geschäft könnte neuen Hinweisen zufolge eine illegale Schenkung gewesen sein. Haderthauers früherer Partner nennt noch mehr Unregelmäßigkeiten.

Von Dietrich Mittler, München

In der sogenannten Modellbau-Affäre um die frühere Staatskanzleichefin Christine Haderthauer und ihren Mann Hubert gibt es neue Hinweise auf erhebliche Unstimmigkeiten beim Verkauf der Firma "Sapor Modelltechnik", die von psychisch kranken Straftätern hergestellte exklusive Oldtimer-Modelle vertreibt.

Das geht jedenfalls aus einem Schreiben des Finanzamtes Ingolstadt vom 3. November 2014 hervor, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt: Danach wurde die Modellbau-Firma, die im Jahr 2007 gemäß einer steuerlichen Gewinnermittlung noch Betriebseinnahmen in Höhe von nahezu 200 000 Euro aufwies, von Hubert Haderthauer offenbar erstaunlich günstig an den Messe- und Ausstellungsveranstalter Heinrich S. verkauft. Der Käufer lebt wie Haderthauer in Ingolstadt und ist im Rotary-Club aktiv.

Nach Angaben des Finanzamtes erhielt S. das Betriebsvermögen der "Sapor Modelltechnik" - unter anderem bestehend aus Transportkoffern - zum "Buchwert". Nach den bislang vorliegenden Unterlagen liegt er maximal im niedrigen fünfstelligen Bereich, weshalb es sich möglicherweise um eine illegale Schenkung gehandelt haben könnte. Darüber hinaus zahlte S. an Haderthauer noch 1237 Euro.

Ehemaliger Geschäftspartner zweifelt am Preis

Der Handel zwischen Haderthauer und Heinrich S., deren ausgesprochen gutes Verhältnis in Ingolstadt kein Geheimnis war, wirft im Nachhinein jedoch schwerwiegende Fragen auf. Er wurde offenbar geschlossen, ohne - wie sonst üblich - den tatsächlichen Unternehmenswert sorgfältig ermitteln zu lassen. "Der offenbar niedrige Kaufpreis, von dem hier auszugehen ist, erscheint mir nicht plausibel", sagt Wirtschaftsprüfer Tobias Lahl aus Zell am Main, der Haderthauers früheren Mitgesellschafter Roger Ponton aus Frankreich vertritt: "Das sieht doch ganz nach einer Schenkung aus. Und für die müsste Schenkungssteuer bezahlt werden." Nur die ist wohl nicht geflossen. Lahl hatte beim Finanzamt Ingolstadt im Auftrag von Ponton alle Steuerunterlagen betreffend "Sapor Modelltechnik" angefordert, also von 1990 bis 2008. Vollständig erhalten hat er sie nur für das Jahr 2007, auszugsweise für das Jahr 2008.

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Von Dietrich Mittler

Ponton fühlt sich durch seine früheren Geschäftspartner Christine und Hubert Haderthauer "arglistig getäuscht". Nicht nur, dass die Firma 2008 hinter seinem Rücken verkauft worden war. Bei einem Vergleich im Jahre 2011 hätten ihn die Haderthauers angeblich nicht über den wahren Wert des Unternehmens aufgeklärt. Nur deshalb habe er sich mit 20 000 Euro begnügt und sei dafür rückwirkend aus der Firma ausgeschieden. Inzwischen geht Roger Ponton davon aus, dass ihm "mindestens eine Million Euro" vorenthalten wurden. Aus dem Firmenvermögen bekam der 85-jährige Franzose, wie er eidesstattlich versicherte, nicht einen Cent zu sehen.

Weitere Ungereimtheiten erhöhen Druck auf Haderthauer

Gegen die Haderthauers läuft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Betrug. Gegen Hubert Haderthauer und Heinrich S. ermittelt die Staatsanwaltschaft München II überdies wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung. Nach SZ-Erkenntnissen ist aber auch Christine Haderthauer ins Visier der Steuerermittler gerückt, nachdem am 21. Mai bei einer Hausdurchsuchung in einem überwiegend von ihr genutzten Arbeitszimmer Firmenunterlagen gefunden wurden, die die CSU-Politikerin aus Sicht der Ermittler belasten.

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Die wenigen Unterlagen, in die das Finanzamt Ingolstadt Ponton und Lahl Einblick nehmen lässt, deuten indes auf weitere Ungereimtheiten hin. So etwa wurde der Status der Firma geändert. Die Gesellschaft bürgerlichen Rechts mit den Gesellschaftern Haderthauer und Ponton wurde 2008 urplötzlich als Einzelunternehmen "Sapor Modelltechnik Dr. Hubert Haderthauer" deklariert.

Das passt nach Pontons Ansicht ins Bild: Im Kaufvertrag mit S. hatte sich Haderthauer wahrheitswidrig als "alleiniger Inhaber" der Firma ausgegeben. Was die Angelegenheit mysteriöser macht: Im Vertrag mit S. findet sich offenbar kein konkreter Hinweis auf den Preis. Anders als im Vertrag zugesichert, zahlte Haderthauer zunächst auch nicht "etwaige Steuern, die durch die Übertragung seines Unternehmens ausgelöst werden".

Wie das Finanzamt Ingolstadt mit dem Fall umgeht

Beim Finanzamt Ingolstadt stieß das offenbar auf wenig Misstrauen. Die Behörde teilte Wirtschaftsprüfer Lahl mit, dass der anteilige Erlös für den Firmenwert in Höhe von 1237 Euro "versehentlich nicht erklärt wurde". Korrigiert wurde das erst später, wie dem Steuerbescheid vom 14. Januar 2011 zu entnehmen ist. Merkwürdig erscheint, dass für das Jahr 2008 aufeinanderfolgend gleich drei unterschiedliche Steuerbescheide rausgingen. Das lässt Lahl vermuten, dass die Behörde merkte, "dass irgendwas in eine Richtung läuft, die nicht passt".

Auf Roger Pontons Ansinnen, die Steuerunterlagen einsehen zu dürfen, reagierte die Behörde abwehrend: "Im Übrigen wird die von Ihnen, auch hilfsweise begehrte Akteneinsicht abgelehnt", teilte das Finanzamt Ingolstadt mit. Aber was Wirtschaftsprüfer Tobias Lahl mehr irritiert: Der Hinweis in der Gewinnermittlung für 2008, in dem die Gesellschaft bürgerlichen Rechts plötzlich als Einzelgesellschaft "Sapor Modelltechnik Dr. Hubert Haderthauer" deklariert wurde, ist in der ihm zugesandten Kopie nicht vorhanden.

Pontons Anwalt Malte Magold aus Nürnberg besitzt jedoch aus anderer Quelle eine Kopie, auf der dieser Hinweis drauf ist. "Das ist schon ziemlich haarig", sagt Tobias Lahl mit Blick auf das Finanzamt Ingolstadt. Dieses lehnte eine Beantwortung der von der SZ per E-Mail gestellten Fragen ab - mit Hinweis auf das Steuergeheimnis. Auch die Anwälte der Haderthauers wollten sich nicht äußern.

© SZ vom 17.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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