Ausschuss zur Modellbau-Affäre:Lüge oder Wahrheit

Christine Haderthauer

Vom Kabinett auf die Hinterbank: Christine Haderthauer meidet seit dem Rücktritt das Rednerpult.

(Foto: dpa)
  • Um den Untersuchungsausschuss "Modellbau" ist es in den vergangenen Monaten still geworden.
  • Doch das könnte sich bald ändern. In den nächsten Sitzungen lädt der Landtags-Ausschuss die handelnden Akteure in der Affäre um die frühere Staatskanzleichefin Haderthauer vor - unter anderem den verurteilten dreifachen Mörder Roland S.
  • Christine Haderthauer war im vergangenen Sommer zurückgetreten, weil sie und ihr Mann Hubert die gemeinsam verantwortete Affäre um teure Modellautos, die Straftäter für sie bauten, nicht in den Griff bekamen.

Von Frank Müller

Zwei Untersuchungsausschüsse beschäftigen derzeit den bayerischen Landtag, ihre Namen wirken harmlos. "Untersuchungsausschuss Labor" heißt der eine. "Modellbau" der andere. Man hätte sie theoretisch auch die Untersuchungsausschüsse "Schottdorf" und "Haderthauer" nennen können. Doch der Eindruck sollte vermieden werden, es gehe nur um einzelne Akteure und den Kampf der Opposition gegen diese.

Im Schottdorf-Ausschuss hatte es zuletzt einige Turbulenzen gegeben, als Ermittler zu den Abläufen um die Abrechnungspraktiken des Augsburger Laborarztes aussagten. Im Fall Haderthauer dagegen herrschte Funkstille - auf den ersten Blick erstaunlich, weil es um die viel brisantere Affäre geht, die immerhin zum Sturz der vormaligen Staatskanzleichefin beigetragen hat. Christine Haderthauer musste im vergangenen Sommer zurücktreten, weil sie und ihr Mann Hubert die gemeinsam verantwortete Affäre um teure Modellautos, die Straftäter für sie bauten, nicht in den Griff bekamen.

Nun jedoch dürfte alles noch einmal groß durchgekaut werden. Monatelang hatte der Landtags-Ausschuss vorwiegend unspektakulär die Abläufe in Bayerns forensischen Einrichtungen durchleuchtet, wo die Autos gebastelt wurden. Nun lädt er in den nächsten Sitzungen die handelnden Akteure vor. Den spektakulärsten Auftrieb dürfte es dann Ende Juni geben, wenn der verurteilte dreifache Mörder Roland S. aus dem Maßregelvollzug in den Landtag geführt wird. Er war der Mann, der im Auftrag der Haderthauers die wertvollen Oldtimermodelle schuf, die diese dann teuer verkauften. Mit dem Auftritt von Roland S. wird die Affäre von den verwinkelten Details der forensischen Psychiatrie sehr schnell wieder zurückkehren auf die plakative Ebene. War Christine Haderthauer wirklich mit Roland S. beim Essen, wie dieser behauptet und sie bestreitet? Ja oder Nein, Lüge oder nicht - darum geht es dann.

Eine Reihe unangenehmer Sitzungen

Das wird nicht die einzige unangenehme Sitzung aus Sicht der Ex-Ministerin werden. Schon zuvor, gleich nach der Pfingstpause, empfängt das Gremium den Franzosen Roger Ponton. Der frühere Geschäftspartner der Haderthauers wirft diesen Betrug vor. Noch unangenehmer kann es für Christine Haderthauer werden, falls die Staatsanwaltschaft noch vor der Sommerpause ihre Ermittlungen abschließt. Es kann sein, muss aber nicht, dass die frühere rechte Hand von Ministerpräsident Horst Seehofer deswegen auf der Anklagebank landet.

Eine Verurteilung wäre dann wohl der Schlussstrich unter eine Karriere, die eine der vielsprechendsten in der CSU war. Lange Zeit gab es in der CSU einen Dreikampf um die Spitzenposten nach der Ära Seehofer. Nach Haderthauers Turbulenzen ist es nur noch ein Zweikampf zwischen Markus Söder und Ilse Aigner - und der CSU fehlt der Typus der modernen Großstadtfrau nach Haderthauer-Art spürbar. Gut möglich, dass es die kämpferische Ingolstädterin Söder schwerer gemacht hätte, sich so in Szene zu setzen wie derzeit. Doch im Landtag sieht man nun die gewöhnliche Abgeordnete H. im früher undenkbaren Verhaltensmuster einer Hinterbänklerin. Sie macht ihre Termine im Arbeitskreis und im Wirtschaftsausschuss, geht zu den Fraktionssitzungen - aber ergreift nie öffentlich das Wort. Dabei wirke sie intern durchaus selbstbewusst, sagt einer, der sie gut kennt. Gegenüber Medien dagegen äußert sie sich gar nicht mehr. Und am Rednerpult im Plenum war die früher so scharfzüngige CSU-Frau seit ihrem Sturz nicht ein Mal.

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