Ehemaliger SPD-Jungstar:Adam will zurück ins Licht

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Der Würfel war gefallen: Michael Adam (SPD), Bürgermeister von Bodenmais, gewann im November 2011, mit 26 Jahren, die Landratswahl im Kreis Regen. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Jung, rot, schwul: Als Landrat in Niederbayern machte Michael Adam Schlagzeilen. Nach Sex- und Alkoholbeichten trat er ab. Nun hat der 38-Jährige wieder politische Pläne.

Von Andreas Glas

Als Michael Adam vor sechs Jahren hingeworfen hatte, hinterließ er zwei Fragen: Was wird er machen mit seiner neuen Freiheit? Und was die Freiheit mit ihm? Heute weiß man, dass er in Passau studiert hat, Staatswissenschaften. Man weiß, dass er irgendwann fortgegangen ist aus Niederbayern, dass er in der Oberpfalz für eine Werbeagentur tätig war. Und seit Neuestem weiß man, dass ihn die Freiheit in die Politik zurückführen könnte, die er damals fluchtartig verlassen hat.

Michael Adam möchte im Oktober für die SPD bei der Bürgermeisterwahl in seinem Heimatort Bodenmais kandidieren. Er war schon mal Bürgermeister in Bodenmais, mit 23 Jahren. Dann wurde er Landrat in Regen, mit 26, ein Riesentalent. Und Altlandrat mit 32, da hatte er die Schnauze voll. Er wolle raus aus dem "Käfig", sagte Adam damals. Zuvor hatte er seine Alkoholsucht publik gemacht. Dieser Mann, ein einziger Abgrund, so sahen ihn nicht wenige. Und alle durften tief blicken in diesen Abgrund. "Sex im Amt", titelte 2013 die Bild. Worauf Adam präzisierte, dass er nicht nur einen Liebhaber auf dem Ledersofa seines Landratsbüros zu Gast hatte, sondern sechs.

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Die Öffentlichkeit hat sich auf ihn gestürzt, und irgendwann fühlte er sich erdrückt. Er hat die Öffentlichkeit aber auch gesucht, hat sich gesonnt in der Aufmerksamkeit, die ihm die halbe Republik schenkte. Ein sehr junger, roter, evangelischer, offen schwuler Landrat in Bayern, das hatte es noch nie gegeben. Und nach der Bundestagswahl 2013 erzählte dieser Sozi auch noch allen, dass er CSU gewählt hat. Selbstdarstellung und Selbstzerstörung lagen bei Michael Adam immer nah beisammen. Am Ende, so schien es, triumphierte das Zerstörerische.

Nun plant er seine Rückkehr, mit 38. Überraschend. Und irgendwie auch nicht. Bevor er damals aufhörte, schmiss er mit solchen Sätzen um sich: "Die Politik wird mir fehlen. Mir macht es immer noch Spaß." Er war ein Rätsel, als er hinwarf, nun rätseln wieder alle: Warum will er zurück? "Erstens habe ich es geliebt, Bürgermeister zu sein", sagt Adam dem Onlinemagazin da Hog'n. Zweitens? Wenn er durch Bodenmais laufe, "juckt es mich an vielen Stellen einfach wieder massiv in den Fingern". Er läuft ja wieder öfter durch Bodenmais, ist heim gezogen. Warum? Aus "privaten Gründen", sagt Adam, dem früher nichts zu privat schien. Vielleicht hat ihm die Freiheit echt gut getan.

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