Ingolstadt:Millionenvergleich beendet Streit um McDonald's-Filialen

Lesezeit: 3 min

Die Filialen von McDonald's werden von sogenannten Franchise-Nehmern geführt. In Ingolstadt gab es jahrelang Streit um die Nachfolge eines verunglückten Betreibers. (Foto: Imago)

Seit dreieinhalb Jahren ringt Carla von Hessen mit dem Fastfood-Konzern um vier Restaurants in Ingolstadt. Nun gibt es eine Einigung.

Von Thomas Balbierer

Mit dem Versprechen einer schnellen warmen Mahlzeit hat es McDonald's zum Weltkonzern gebracht. Bestellen, bezahlen, schon liegt der Big Mac auf dem Tablett. Hinter den Kulissen der Fastfood-Kette dauern manche Dinge aber etwas länger - besonders wenn es um viel Geld und zähe Rechtsfragen geht.

Seit dreieinhalb Jahren ringen der Konzern und eine Unternehmerin nun schon um die McDonald's-Filialen in Ingolstadt. Es ist ein skurriler Streit um eine Frage, die man sich als Restaurantgast gar nicht stellt: Wem gehört das goldene M wirklich?

Am Mittwoch verhandelte das Oberlandesgericht München in einem langatmigen Zivilverfahren die Klage von Carla Prinzessin von Hessen, die gegen den Willen von McDonald's mehrere Filialen in der 140 000-Einwohner-Stadt übernehmen wollte. Am Ende kam es zu einem Vergleich, der McDonald's elf Millionen Euro kostet, aber die Kontrolle über den eigenen Namen in Ingolstadt zurückgibt.

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Man muss wissen: Die meisten der rund 1400 Burger-Läden in Deutschland werden von McDonald's nicht in Eigenregie betrieben, sondern von sogenannten Franchise-Nehmern. Sie wirtschaften als selbständige Unternehmer mit eigenem Personal, zahlen dem Mutterkonzern Lizenz- und Pachtgebühren und führen die Lokale genau so, wie es McDonald's vertraglich vorschreibt. In der Regel ein gutes Geschäft für beide Seiten.

Bis 2020 war der langjährige McDonald's-Partner Otto Prinz von Hessen Chef der vier Ingolstädter Filialen. Nach seinem plötzlichen Unfalltod im Mai beabsichtigte seine Ex-Frau und Geschäftspartnerin Carla von Hessen, die Lokale als Erbin weiterzuführen. Doch McDonald's lehnte ab und plante die Familie auszuzahlen. So behält es sich der Konzern in seinen strengen Lizenzverträgen vor. Akzeptieren wollte Hessen das nicht.

Carla Prinzessin von Hessen (links) hat dreieinhalb Jahre lang mit McDonald's gerungen. (Foto: Hannes Magerstaedt/Getty Images)

In der Folge entbrannte ein Kleinkrieg zwischen der Unternehmerin und dem Burger-Riesen, in dem nie ganz klar war, wer hinter dem Tresen eigentlich das Sagen hatte. Mal kündigte die McDonald's-Zentrale an, die Läden komplett zu übernehmen, mal erteilte Hessen den Managern Hausverbot. Auch für die Kunden hatte der Machtkampf skurrile Folgen. Zum Beispiel als Hessen im vergangenen Winter "digitale Fastenwochen" ausrief und nur noch Bargeld annahm - weil die Kartenzahlungen auf ein von McDonald's eingerichtetes Treuhandkonto flossen. Viele Gäste waren sauer, ein Gericht beendete das Theater Wochen später.

Dass der Versuch, sich mit Gewalt in die McDonald's-Welt zu klagen, wenig Aussicht auf Erfolg hatte, machte vor zwei Jahren schon das Münchner Landgericht deutlich. Es wies Hessens Klage ab und rügte ihre "unüberlegten, die vertraglichen Regelungen in den Franchise-Verträgen komplett ignorierenden Reaktionen". Die Unternehmerin ging trotzdem in Berufung. Schon da spekulierten Branchenkenner, dass es ihr darum gehe, die Abfindung in die Höhe zu treiben. Für ein Gespräch mit der SZ stand Carla von Hessen nicht zur Verfügung.

Ohne Vergleich, so Neumair, könne "man wirklich noch Jahrzehnte streiten"

Am Mittwochvormittag ließ nun auch das Oberlandesgericht als nächste Instanz durchblicken, dass die Franchise-Verträge der Kette eindeutig sind. "Ich mache Ihnen keine großen Hoffnungen", sagte die Vorsitzende Richterin Annette Neumair zu Beginn der Verhandlung. Stattdessen drang sie auf eine Einigung zwischen den tief zerstrittenen Parteien. Es sei "wirtschaftlich das einzig Richtige, wenn man alles beendet. Mit einem Strich." Ohne Vergleich, so Neumair, könne "man wirklich noch Jahrzehnte streiten".

Doch erst mal ging das Hin und Her weiter. McDonald's bot der Unternehmerin eine Abfindung von 8,2 Millionen Euro, die Standorte in Ingolstadt wolle man am 1. Januar 2024 übernehmen. "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende", sagte McDonald's-Anwalt Karsten Metzlaff. Nach einer kurzen Beratungspause forderte Hessens Anwältin 12,7 Millionen Euro und eine Übergabe der Filialen zum 1. April. Als die McDonald's-Juristen andeuteten, sich in der Mitte "bei etwas über zehn Millionen" treffen zu wollen, zogen sich die Beteiligten erneut zurück.

Während die Anwälte stundenlang im Geheimen am Vertragstext für einen Vergleich feilten, breitete sich auf den Gerichtsfluren der Duft von Glühwein aus, Weihnachtsfeier der Justiz. Irgendwann drang auch die Melodie von Last Christmas durchs Gebäude. In dem Song geht es um enttäuschte Liebe, an einer Stelle heißt es: "Mein Gott, ich dachte, ich könnte dir vertrauen."

Auch die Fastfood-Beziehung zwischen McDonald's und Carla von Hessen geht zu Ende. Am 31. Dezember muss sie die Filialen an den Konzern übergeben.

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SZ PlusRechtsstreit
:Prinzessin gegen McDonald's

Als der Chef der vier Fast-Food-Läden in Ingolstadt stirbt, entbrennt zwischen seiner Ex-Frau und dem Mutterkonzern ein skurriler Kleinkrieg. Es geht um unappetitliche Vorwürfe, viel Geld und die Frage, wer die Macht über das goldene "M" besitzt.

Von Thomas Balbierer

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