Ingolstadt:Bauern feiern ohne Ampel - aber mit der AfD

Lesezeit: 2 Min.

Beim Landwirtschaftsball im Stadttheater bleiben die Gummistiefel daheim. (Foto: Manfred Neubauer)

Beim Landwirtschaftsball in Ingolstadt waren heuer keine Ehrengäste aus SPD, FDP und Grünen erwünscht. Begrüßt und beklatscht wurden stattdessen Vertreter von CSU und AfD.

Von Matthias Köpf

In seinem letzten Rundbrief für 2023 hat der Verband für landwirtschaftliche Fachbildung Ingolstadt-Eichstätt eine "Idee" veröffentlicht: "Schenken Sie Ihren jungen Familienmitgliedern und/oder Hofnachfolger*innen einen Ballbesuch!", hieß es da also in vlf aktuell, aber viele Karten für den Landwirtschaftsball im Ingolstädter Stadttheater gab es laut dieser Ankündigung sowieso nicht mehr. Trotzdem werden es nicht der unerwartete Andrang an Hofnachfolgerinnen gewesen sein und der dringende Bedarf, für sie noch freie Plätze am Parkett zu schaffen, warum der Vorstand des Verbands dann neulich noch auf einen weiteren Einfall gekommen ist.

Vielleicht hat er sich ja gleich vom nächsten Termin im eigenen Rundbrief inspirieren lassen, einer Online-Versammlung mit dem Titel "Aktuelle Steuerfragen für den Landwirt". Jedenfalls hat der Vorstand dann beschlossen, seine Bauern und gegebenenfalls auch deren Hofnachfolger*innen dieses Mal lieber ohne Ehrengäste aus SPD, Grünen und FDP tanzen zu lassen. Für diese Entscheidung habe es beim Ball am Samstag Applaus gegeben, berichtet unter anderem der Ingolstädter Donaukurier. Und Beifall natürlich auch für die als Ehrengäste begrüßten Vertreter von CSU und AfD. Wenn es mit der bäuerlichen Winterruhe heuer nicht sowieso längst vorbei wäre, dann wäre es das in und um Ingolstadt spätestens jetzt.

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Die Verbandsvorsitzenden dürfen sich inzwischen jedenfalls nicht nur und von allen feiern lassen für ihre Entscheidung. Zumal der Vorsitzende, der selbst "kein AfD-Sympathisant" sein will, die Einladung an einen AfD-Stadtrat und Landtagsabgeordneten aus Ingolstadt damit gerechtfertigt hat, dass dieser "demokratisch gewählt" sei. Das aber wäre von der Gaimersheimer Bürgermeisterin Andrea Mickel und dem stellvertretenden Eichstätter Landrat Sven John bestimmt auch zu behaupten. Die beiden Sozialdemokraten waren am Ende offenbar die einzigen effektiv Ausgeladenen, weil sie zuvor als einzige der geladenen Ehrengäste aus den Reihen von SPD, Grünen und FDP auch zugesagt hatten. Der Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Scharpf, auch er ein Sozialdemokrat, hatte dieses Mal offenbar selber abgesagt für das landwirtschaftliche Großereignis im Stadttheater.

Stadttheater gelten übrigens als Einrichtungen, die aus Steuergeld hoch bezuschusst werden, und sollten schon aus reiner Solidarität unter Subventionierten von Bauern nicht zu Protestzwecken mit Traktoren befahren werden, und zwar auch nicht im übertragenen Sinn. Stattdessen sollen die Bauern dort feiern und tanzen, am besten mit gut gewählten Gästen. Denn Bauern sind schließlich keine Trampel in Gummistiefeln. Außer vielleicht der eine oder andere Verbandsvertreter, aber das dann unabhängig vom Schuhwerk. An diesem Freitag ist übrigens Mitgliederversammlung beim vlf Ingolstadt-Eichstätt. Wieder ausgeladen wurde bisher niemand.

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