Landtagswahl:CSU vor der Wahl: Innehalten und Zorn

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Was würde er jetzt machen? Auf jeden Fall nicht AfD wählen, sondern sie bekämpfen, sagen die Erben von Franz Josef Strauß. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Die CSU trifft sich am 30. Todestag von Franz Josef Strauß. Aber am Grab dominiert die Frage, wer schuld ist an der Krise.

Von Wolfgang Wittl, Rott am Inn

Vier Kränze stehen auf dem Friedhof in Rott am Inn vor der Gruft von Franz Josef Strauß: einer von der CSU im Bundestag, einer von der Gemeinde - und zwei, die aufs Blümchen genau identisch aussehen. Der eine trägt die Schleife des Vorsitzenden der CSU, der andere des bayerischen Ministerpräsidenten. Horst Seehofer und Markus Söder haben also den gleichen Geschmack, oder sie lassen beim selben Floristen bestellen. Wenn das mal keine Botschaft ist am Tag der Einheit. So viel Eintracht war jedenfalls selten.

Alle paar Jahre versammelt sich die CSU am Grab ihres Übervaters Strauß. Am Mittwoch ist es der Todestag des früheren Parteichefs und Ministerpräsidenten, der sich zum 30. Mal jährt. Wie immer sind es Stunden des Innehaltens, für manchen in der Partei ist allein das schon viel wert in diesen unruhigen Zeiten. Die CSU steuert bei der Landtagswahl am 14. Oktober auf einen historischen Denkzettel zu, die Schuldfrage wird lauter und lauter gestellt. In der Parteivorstandssitzung am Montag ließ sich der Unmut nicht mehr kaschieren. Im Zentrum des Zorns: die Berliner Christsozialen mit dem Parteichef an der Spitze. Es rumort. Selbst Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die Seehofer lange unterstützt hat, machte ihrem Ärger Luft. Zwar soll es ein klärendes Gespräch der beiden gegeben haben, die Frage allerdings bleibt: Wie soll das nach der Wahl nur weitergehen?

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Vor zehn Jahren steckte die CSU in einer ähnlich verzwickten Lage. Auch damals trafen sich die Parteigranden am Grab von Strauß - allerdings ohne Ministerpräsidenten, weil die Landtagswahl bereits vorüber war. Günther Beckstein und Parteichef Erwin Huber hatten nach dem Verlust der absoluten Mehrheit gehen müssen. Derjenige, der ihnen kurz darauf in beiden Ämtern folgen sollte, saß in der Rokokokirche von Rott in der ersten Reihe: Seehofer.

Parallelen zu 2008 vermag Seehofer am Mittwoch nicht zu erkennen. Damals sei die Wahl schon verloren gewesen, heute wisse man nicht, wie sie ausgehe. Ob er persönliche Konsequenzen fürchte? Seehofer blickt amüsiert: "Ich schaue, dass wir jetzt noch eine ordentliche Arbeit hinlegen die nächsten acht Tage. Und dann schauen wir mal, wie die bayerische Bevölkerung entscheidet." Er lässt aber auch erkennen, dass er sich für ein womöglich schlechtes Ergebnis keineswegs allein in Haftung nehmen lassen will. Die CSU habe "die Personen ausgewechselt" - Söder löste ihn als Ministerpräsident ab - "und dies erfolgte ja, um die Chancen für die Landtagswahl zu erhöhen". Die Verantwortung der Bundespolitik? "Landtagswahlen sind immer zuerst Landtagswahlen." Und seine eigene Verantwortung? "Ich habe jetzt auf der Herfahrt hier kein Plakat von mir gesehen."

In der Würdigung von Strauß sind Seehofer und Söder sich einig. Beide loben ihn als "Schöpfer des modernen Bayern", preisen seine Visionen und Kraft. Der Friedhof ist voller Menschen, es geht zu wie bei einem CSU-Klassentreffen. Edmund Stoiber ist da, Peter Gauweiler und Otto Wiesheu, Gerold Tandler sowie Meike Kohl-Richter, die Witwe des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl. Einige Minister sind gekommen, der Ehrenvorsitzende Theo Waigel spricht später bei einem weiteren Festakt.

Wie immer taucht eine Frage auf: Was würde Strauß jetzt machen? "Er hätte sich gewehrt gegen die Extremisten von heute", sagt Söder: "Niemals hätte er AfD gewählt, er hätte sie bekämpft." Strauß-Tochter Monika Hohlmeier, die im Namen der Familie spricht, stimmt zu. Sie erinnert an die Wahl 1986. "Das war der wichtigste Sieg", habe ihr Vater gesagt. Nicht weil die CSU fast 56 Prozent holte. Sondern weil es ihr gelungen sei, die Republikaner aus dem Landtag rauszuhalten.

© SZ vom 04.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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