Klimawandel:Wassermangel wird zum Stresstest für Frankens Winzer

Lesezeit: 2 Min.

Weinstöcke stehen in einem Weinberg in der Mainschleife auf trockenem Boden. In kaum einem anderen deutschen Weingebiet ist es im Sommer so heiß und trocken wie im Norden Bayerns. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

In kaum einem anderen deutschen Weingebiet ist es im Sommer so heiß und trocken wie im Norden Bayerns. Inzwischen empfiehlt der Weinbauverband für alle Lagen Tröpfchenbewässerung.

Nur ein Bruchteil von Frankens Winzern kann seine Reben künstlich bewässern, regelmäßiger Landregen steht derzeit ganz oben auf der Wunschliste. "Generell liegen die Niederschläge im Weinanbaugebiet Franken derzeit unter dem langjährigen Mittel, während die Temperatur deutlich zunimmt", erklärt der Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbands, Hermann Schmitt, in Würzburg.

Der Blick auf die Daten des Landesamtes für Umwelt zeige: Der Trockenheitsindex, der die Anzahl der Tage im Jahr wiedergebe, an denen die Pflanzen zu wenig Wasser haben, habe sich auf der fränkischen Weinbaufläche allein von 2014 bis 2018 um 30 Tage auf 115 Tage im Jahr erhöht. Das langjährige Mittel von 1971 bis 2000 liege bei 85 Tagen, erläutert Schmitt.

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In kaum einem anderen deutschen Weingebiet ist es im Sommer so heiß und trocken wie im Norden Bayerns. Während Landwirte vielerorts um ihre Erträge bangen, sind die Winzer nach Schmitts Einschätzung aber noch nicht im Alarmmodus. "Derzeit sind keine Ausfälle bekannt." Schwierig sei es aber insbesondere für die Anlagen mit jungen Stöcken, weil die Pflanzen noch nicht so tief wurzelten wie ältere Reben. Aber wenn es weiter so trocken bleibt, könnten Ertrag und Qualität überall sinken.

"Durch Trockenstress verringern die Weinreben ihr Wachstum", sagt Schmitt. "Wassermangel bei der Blüte führt zu kleineren Beeren und einem kleineren Ertrag. Trockenstress über einen längeren Zeitraum beeinflusst auch die Rebstöcke im Folgejahr." Auf etwa 6300 Hektar wächst in Franken Wein - etwa 5000 Hektar werden von den Winzern nicht bewässert. Der Weinbauverband empfiehlt für alle Lagen Tröpfchenbewässerung, beispielsweise aus Speicherbecken. Das System ermögliche wenig Verdunstung, spare Wasser und fördere auch die Begrünung im Weinberg, erklärt Schmitt. "Diese ist wichtig für die Biodiversität und den Erosionsschutz gerade in den Steillagen, damit bei Starkniederschlägen der Boden nicht abgeschwemmt wird."

Ein Schlauch für eine Tröpfchenbewässerung ist an einem Weinstock befestigt. Frankens Weinbaupräsident Steinmann appelliert angesichts des Klimawandels seit langem an die Winzer, sich mit dem Thema künstliche Bewässerung auseinanderzusetzen. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Frankens Weinbaupräsident Artur Steinmann appelliert angesichts des Klimawandels seit Langem an die Winzer, sich mit dem Thema künstliche Bewässerung auseinanderzusetzen. Investitionen in Wasserspeicher und Bewässerungsanlagen fördere der Freistaat. Wissenschaftler der Universität Würzburg schreiben in ihrem "Klimabericht für Unterfranken", dass es in Bayerns Hauptanbaugebiet für Wein bis zum Ende des Jahrhunderts um 3,8 Grad wärmer werden könnte als in der Referenzperiode 1970 bis 1999. Dazu weniger Regen im Sommer und weniger Frosttage im Winter, prognostizieren sie. Die Schere zwischen verregneten und heiter bis sonnigen Jahren gehe auseinander.

"Am seltensten regnet es im fränkischen Weinland, am häufigsten in den Mittelgebirgslagen von Spessart und Rhön." Extremereignisse wie Trockenheit als auch Starkregen könnten an Intensität gewinnen. "Ferner drohen der regionalen Vegetation und Landwirtschaft zunehmend Schäden durch Spätfröste und Hitze."

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