Das sogenannte Dritte Reich war auch für viele Mitglieder des früheren bayerischen Königshauses eine Zeit der Verfolgung. Vor allem, nachdem sich im NS-Staat eine monarchistische Widerstandsbewegung gebildet hatte. Zunächst hatten die Nationalsozialisten versucht, die Wittelsbacher in ihre Bewegung einzubinden. Diese Annäherungsversuche wies Kronprinz Rupprecht, der Großvater des jetzigen Familienoberhaupts Franz Herzog von Bayern, von Anfang an zurück. Rupprecht war in der Bevölkerung sehr beliebt, überdies pflegte er gute Kontakte zum Militär. "Er stellte für die Nazis eine potenzielle Gefahr dar", sagt Herzog Franz.
In der neuen TV-Dokumentation "Die Wittelsbacher - Geiseln Adolf Hitlers" von Andrea Mocellin und Thomas Muggenthaler schildern Franz Herzog von Bayern sowie seine Geschwister Max Herzog in Bayern und Marie-Gabrielle Fürstin von Waldburg-Zeil und die jüngste Tochter von Kronprinz Rupprecht, Sophie von Arenberg, ihren Leidensweg als Geiseln Adolf Hitlers. Der Film wird an diesem Mittwoch von 22 Uhr an im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt. Im Anschluss daran (22.45 Uhr) folgt ein Gespräch mit Familienmitgliedern der Wittelsbacher über ihre Erfahrungen im NS-Staat.

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"Die Leichen waren hier so aufgestapelt, dass es in unserer Baracke dunkel war", erinnert sich Franz Herzog von Bayern bei einem Ortstermin in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Dort war seine Familie in der Nähe des Krematoriums einquartiert. Nach dem Attentat auf Hitler im Jahr 1944 wurden zwölf Mitglieder des Hauses verhaftet und als Sippenhäftlinge verschleppt. Neun Monate verbrachten Herzog Franz und seine Angehörigen in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Flossenbürg und Dachau. Kronprinz Rupprecht floh nach Italien. Seine Frau, Kinder und Enkelkinder aber wurden verhaftet und zunächst in das KZ Sachsenhausen, später nach Flossenbürg und Dachau verschleppt.
Als "Sonderhäftlinge" hatten sie zwar einen privilegierten Status, mussten aber um ihr Leben fürchten. In den Lagern wurden sie zudem unfreiwillig Augenzeugen der Verbrechen der Nationalsozialisten. Damit sie nicht in die Hände der Alliierten fielen, transportierte die SS die Sonderhäftlinge immer weiter nach Süden, bis diese endlich Ende April 1945 in Ammerwald bei Reutte in Tirol durch US- und französische Truppen befreit wurden. Unsicherheit und Todesangst gruben sich nachhaltig in die Erinnerungen der Familie ein und prägten das weitere Leben nachhaltig. "Ich kann noch heute kein Stück Brot ungegessen am Tisch liegen lassen", sagt Herzog Franz.