Energiesparen:Ingolstädter Professor entwickelt die ideale Dusch-Formel

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"Nur wenn die Menschen die Gaspreisbremse verstehen, können sie sich entsprechend verhalten und Gas sparen", sagt Ökonom Christian Bayer. (Foto: Andreas Poertner/imago)

Der Durchschnittsduscher müsste nur ein klein bisschen kürzer und etwas weniger warm brausen, schon wäre die Hälfte des Verbrauchs gespart - ohne großen Komfortverlust. Herr Professor, übernehmen Sie!

Von Florian Fuchs

Die Gemeinde Schwangau hat Bayerns Vorzeigeschloss Neuschwanstein bereits vor zwei Jahren eine neue Beleuchtung spendiert. Von Energiekrise war damals noch keine Rede, dennoch waren alle Beteiligten stolz, dass die neuen 47 LED-Strahler im Vergleich zu den alten acht Halogenlampen einiges an Energie einsparen. Jetzt haben Städte und der Freistaat genauso wie der Bund ganz andere Einsparpotenziale entdeckt, Sehenswürdigkeiten werden nicht mehr angestrahlt, Straßenbeleuchtung wird - wo möglich - gedimmt. Auch Schwangau hat die nächtliche Beleuchtung von Neuschwanstein deshalb bereits vor Wochen eingestellt.

Vor allem von "symbolischem" Wert sei das, haben einige Kommunalpolitiker kund getan. Einen richtigen Überblick, welche Maßnahmen wieviel Energie einsparen, hat niemand, deshalb ist es ganz praktisch, dass der Dekan der Fakultät Maschinenbau an der Technischen Hochschule Ingolstadt mal nachgerechnet hat. Nicht an öffentlichen Gebäuden, sondern zu Hause, beim Duschen.

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Für Normalsterbliche ist solch eine Berechnung nichts, es geht um Thermodynamik und Strömungsmechanik, um Kelvin und Kilojoule. Nicht unbedingt der mathematische Hausgebrauch, aber Klaus-Uwe Moll ist nachsichtig mit Durchschnittsbegabungen: In einem knapp 20 Minuten langen Youtube-Video stellt er anschaulich dar, wieviel Energie nötig ist, um Wasser zu erhitzen - und dass es tatsächlich einen großen Effekt hätte, würden alle Deutschen weniger großzügig, aber dennoch weiter komfortabel duschen. Denn schon alleine ein Kilo Wasser um 30 Grad zu erwärmen, benötigt laut Berechnungen im Video genauso viel Energie wie das Anheben von 17 Tonnen Gewicht um einen Meter nach oben.

Moll geht davon aus, dass die Deutschen im Schnitt zehn Minuten duschen, bei einer Temperatur von 37 Grad und einem Verbrauch von 150 Liter Wasser. Ein Energiebedarf von 4,7 Kilowattstunden ist dafür nötig. Wer stattdessen nur 100 Liter verbraucht und bei 31 Grad Wassertemperatur duscht, was den Komfort aus Sicht von Moll kaum einschränkt, halbiert in etwa den Verbrauch.

Auf 40 Millionen Duschgänge in Deutschland pro Tag gerechnet, würde das etwas mehr als 33 000 Gigawattstunden Energie einsparen. Das ist eine ganze Menge, weshalb es nun doch interessant wäre, was die Einsparungen der Kommunen bringen. Herr Professor, übernehmen Sie!

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