Söder und Laschet:Wiedersehen mit kleinen Zweideutigkeiten

Lesezeit: 3 min

Es ist der erste gemeinsame Auftritt seit dem Machtkampf um die Kanzlerkandidatur: Armin Laschet und Markus Söder schwören die Union auf den gemeinsamen Wahlkampf ein. Leicht wird das nicht.

Von Andreas Glas

Drei Stunden bevor es losgeht, setzt Markus Söder einen Tweet ab: "Heute um 18 Uhr einschalten". Unter dem Tweet ist das Motto zu lesen, dass die CSU ihrer Mitgliederkonferenz verpasst hat: "Deutschland stark machen", in Großbuchstaben. Drüber, auf schwarz-rot-goldenem Hintergrund, in leicht geduckter Haltung: Armin Laschet, Kanzlerkandidat der Union. Na also, da ist sie ja, die Unterstützung "ohne Groll", die Söder dem CDU-Chef versprochen hat. Oder?

Nun, neben Laschet ist dann doch noch jemand abgebildet: Söder. Etwas aufrechter, und etwas größer als Laschet. Groß genug jedenfalls, dass ein Kommentator rätselt, wieso "denn der Armin da so klein abgebildet" sei. Ein anderer scherzt: "Sicherlich rein zufällig."

SZ PlusPolitiker-Einkünfte
:Wie Parteien ihre Spitzenleute bezahlen

Annalena Baerbock hat Sonderzahlungen nachgemeldet, die sie als Parteivorsitzende der Grünen bekommen hat. Was aber erhalten Armin Laschet, Christian Lindner und Markus Söder?

Von Boris Herrmann und Christoph Koopmann

Man ist ja fast froh, dass es Twitter gibt an diesem Donnerstagabend, an dem die CSU beginnt, ihren Beitrag für das gemeinsame Wahlprogramm mit der CDU zu erarbeiten. Echte, leibhaftige Resonanz gibt es schon wieder nicht. Nach Parteitagen und nach dem Politischen Aschermittwoch findet auch die erste Programmkonferenz der CSU nur virtuell statt. Und damit ohne den Beifall, an dessen Länge und Lautstärke man sonst bemessen könnte, wie sehr die CSU-Mitglieder wirklich einverstanden sind mit dem, was ihr Parteichef da präsentiert. Nur ein paar wenige, zugeschaltete Mitglieder kommen zu Wort. Kontroversen? Keine.

Doch bevor es um Inhalte geht, geht es ohnehin erst mal um die Personen. Und um die Frage, wie persönlich es diesmal wird zwischen Söder und Laschet - bei ihrem ersten öffentlichen, wenn auch virtuellen Aufeinandertreffen seit der Entscheidung im Machtkampf um die Kanzlerkandidatur der Union. Zuletzt hat Söder nicht zwingend den Eindruck gemacht, als habe er seine Niederlage emotional überwunden. Wird er sich diesmal eine Spitze gegen Laschet verkneifen?

"Alles wird gut!", beschwört Söders Tasse

Das Twitter-Motiv sollte man allenfalls als kleine Boshaftigkeit werten. Dass die CSU den CDU-Chef Laschet überhaupt eingeladen hat, ist ja durchaus ein versöhnliches Signal. Und als um 18 Uhr die Übertragung der Konferenz beginnt, sendet Söder direkt das nächste Friedenszeichen. Oder besser: seine Tasse. Markus Söder sitzt im Sendestudio in der Parteizentrale, neben CSU-Generalsekretär Markus Blume, und auf seiner Tasse ist das Versprechen zu lesen, das Söder noch während des Machtkampfs gemacht hat: "Alles wird gut!" Und Armin Laschet, zugeschaltet aus Aachen? Schickt "liebe Grüße nach München" zurück. Er sei "froh, zu Gast zu sein" bei der CSU.

In seinem Grußwort kündigt Laschet ein "Modernisierungsjahrzehnt" für Deutschland an. Er wolle das Land klimaneutral machen, aber auch Rücksicht nehmen auf die Industrie. Er wolle Politik für die großen Städte machen, aber auch für den ländlichen Raum. Inlandsflüge reduzieren? Könne man drüber reden, aber dann müssten die Züge schneller werden. Zur Sicherheit betont Laschet noch einmal, dass CDU und CSU "mit einem gemeinsamen Programm" zur Wahl antreten. Wenn die Union zusammenstehe, "werden wir auch diese Bundestagswahl gewinnen".

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Söder flötet zurück: "Du kannst dich auf die Unterstützung der CSU verlassen." Und, mit Blick auf die Wahl: "Wir werden das schon irgendwie rocken." Aber so ganz kann es Söder nicht lassen. Bevor er Laschet verabschiedet, ruft er ihm noch zu, dass er "morgen übrigens nach Sachsen-Anhalt" fahre. Er mache dort "Wahlkampf für die CDU". Was Söder nicht sagt, was man sich aber als Subtext dazu denken kann: "Ich mache dort Wahlkampf, weil du dort nicht ziehst." Zur Erinnerung: Reiner Haseloff, CDU-Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt, hatte für Söder als Kanzlerkandidat geworben.

Immerhin, für den Rest des Abends spart sich Söder Zweideutigkeiten. Anders als etwa vor ein paar Tagen, als Söder ein "schweres Regierungsprogramm" der Union angekündigt und mit einem "Flugzeugträger" verglichen hatte. Neben dieses Programm werde seine CSU ein "Schnellboot" setzen, mit "speziellen Mobilisierungsideen" - womöglich am 20. und 21. Juni, wenn CDU und CSU ihre Programmkonferenzen hinter sich haben und die Ergebnisse zusammenbinden wollen.

In seiner Rede spricht sich Söder einmal mehr für eine Verbindung von "Nachhaltigkeit und Wohlstand" aus. Statt Steuern zu erhöhen, müssten die Unternehmenssteuern gesenkt werden. Und Söder spricht sich für eine schnellere Abschiebung abgelehnter Asylbewerber aus, die in Deutschland antisemitische Parolen verbreiten. Generalsekretär Blume und der zugeschaltete CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sprechen von "importiertem Antisemitismus".

Armin Laschet hat sich da längst ausgeklinkt. Die Sachsen-Anhalt-Spitze hat er tapfer weggelächelt. Laschets Schlussworte in Richtung Söder: "Dank dir, und Servus."

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMarkus Söder im Interview
:"Keiner will die alte Union aus den 90er-Jahren zurück"

Markus Söder warnt die CDU davor, auf Konzepte der Vergangenheit zu setzen und als Spitzenteam "nur alte Schlachtrösser" zu präsentieren. Ziemlich unverblümt gibt er zu verstehen, dass weiterhin mit ihm zu rechnen ist.

Interview von Roman Deininger und Wolfgang Krach

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: