CSU im Landtag:Das Problem Marcel Huber

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Marcel Huber bei der Vereidigung von Söders erstem Kabinett. Jetzt, in der zweiten Legislaturperiode, regiert Huber nicht mehr mit. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
  • Eigentlich wollte die CSU-Fraktion an diesem Mittwoch ihre stellvertretenden Vorsitzenden bestimmen. Die Wahlen wurden überraschend abgesetzt.
  • An der fachlichen Qualität der Bewerber lag es nicht, sondern vielmehr am Geschlecht der Kandidaten.
  • Für Marcel Huber könnte das nach dem Verlust seines Amtes als Umwelt- und Verbraucherschutzminister erneut nichts Gutes bedeuten.

Von Wolfgang Wittl, München

Ein Mann mit elf Jahren Regierungserfahrung. Einer, der von der Opposition geschätzt wird und in den eigenen Reihen noch mehr. Ein Politiker, dem es angenehm zurückhaltend stets um die Sache geht und nicht um sich. So einen wünscht sich im Grunde jede Partei, wenn es um die Besetzung wichtiger Posten geht. Doch für die CSU-Landtagsfraktion wird Marcel Huber genau deshalb zum Problem.

Eigentlich wollte die Fraktion am Mittwoch ihre stellvertretenden Vorsitzenden bestimmen. Die Wahlen wurden überraschend abgesetzt. Es bestehe noch Redebedarf, hieß es hinterher. Das war die vornehme Umschreibung dafür, dass das Angebot nicht den Wünschen der Chefs entsprach. An der fachlichen Qualität der Bewerber lag es nicht, sondern vielmehr am Geschlecht der Kandidaten. Fünf Männer hatten ihr Interesse bekundet, eine Frau suchte man vergebens. So eine Botschaft wäre fatal, darin war sich die Führungsmannschaft einig. Also lieber noch mal von vorne beginnen mit der Auswahl. Für Huber könnte das nach dem Verlust seines Ministeramtes erneut nichts Gutes bedeuten.

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Vor der Wahl hatten sie dagegen geklagt, künftig stellen die Freien Wähler selbst zwei Regierungsbeauftragte. Ludwig Spaenle und andere sollen ihre Posten behalten - die Opposition protestiert.

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Huber ist geschätzt wie kaum ein anderer CSU-Politiker, auch als Fraktionsvize würde er eine gute Figur abgeben. Huber ist fleißig und gewissenhaft, bei Wahlen holt er nicht von ungefähr immer eines der besten Ergebnisse im Freistaat. Einen wie ihn könnte Fraktionschef Thomas Kreuzer auf jeden Termin schicken - ein Staatsminister a. D. macht allein vom Titel etwas her, auch wenn Huber sich darauf gewiss nicht berufen müsste. Die Würde, mit der er am Montag seine Nichtberücksichtigung für Markus Söders Kabinett hingenommen hat, nötigte Kollegen noch mehr Respekt ab. Tapfer sagte Huber, er werde sich weiter in den Dienst der Fraktion stellen. Nur: Ob ihm das trotz seiner Verdienste gelingt, wie er sich das vorstellt?

Auch Parteifreunde, die Huber schätzen, bezweifeln, ob das Amt des stellvertretenden Fraktionschefs das richtige für ihn sei. Wer elf Jahre in der Regierung gearbeitet habe, müsse sich nicht mehr um einen Posten bewerben, der als Sprungbrett für höhere Aufgaben gelte. Zumal offen sei, ob Huber, 60, in fünf Jahren noch einmal für den Landtag kandidiere. Der Niederbayer Josef Zellmeier soll als Fraktionsvize angeblich gesetzt sein, dazu komme es wohl zum fränkischen Duell zwischen Winfried Bausback und Alexander König.

Wenn eine Frau benötigt werde, hört man aus der Fraktion, müsse sie also aus Oberbayern kommen, aus Hubers Bezirk. Und zwei Oberbayern sei einer zu viel. Gehandelt werden Ute Eiling-Hütig (Starnberg), Tanja Schorer-Dremel (Eichstätt) und die Erdingerin Ulrike Scharf, deren Politik als Umweltministerin in der CSU inzwischen erheblich freundlicher bewertet wird. Der Vorschlag für Huber kam übrigens von einer Frau, Bezirkschefin Ilse Aigner. Nun soll erneut beraten werden - und am Montag gewählt.

© SZ vom 15.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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