Man ist in der nördlichen Oberpfalz ja so einiges gewöhnt: Panzer auf der Autobahn, tieffliegende Kampfjets, Militärkonvois, Nato-Übungen, militärische Sperrgebiete, Schießlärm, Fürstinnen mit Hang zu Verschwörungsmythen. Geschuldet ist das unter anderem den Truppenübungsplätzen Grafenwöhr und Hohenfels. Und Fürstinnen mit Hang zu Verschwörungsmythen.
Was sich am vergangenen - ansonsten in der Oberpfalz völlig gewöhnlichen - Freitag zutrug, war aber im Bereich der Realität angesiedelt. Zunächst jedenfalls. Ein echter Hubschrauber donnerte über die Landkreise Regensburg und Schwandorf, Sirenen waren tatsächlich zu hören, hundert Einsatzkräfte aus Fleisch und Blut rückten abends zu einem Weiher im Landkreis Schwandorf aus.
Unweit des Örtchens Bodenwöhr fand das Spektakel statt, nicht zu verwechseln mit Grafenwöhr, auch wenn die Szenen an jenem Freitag fast militärisch angemutet haben dürften. Man vermutete mehrere Menschen in Wassernot, der Weiher wurde mit einem Scheinwerfer per Hubschrauber abgesucht.
Die Gefahr bestand tatsächlich aber nur in der Theorie, wie sich herausstellte. Der Einsatz wurde durch den Fehlalarm einer Smartwatch ausgelöst, deren Besitzerin weder im betreffenden Landkreis weilte, noch jemals in ihrem Leben an besagtem Weiher war.
Die Uhren schlagen manchmal schon Alarm, wenn der Besitzer stolpert oder der Puls hochgeht
Als Trost bleibt den Einsatzkräften für ihren versauten Freitagabend aber die Erkenntnis, dass sie voll im Saft stehen. Die Smartwatch schlug um 20 Uhr falschen Alarm. Um 20.36 Uhr war der Einsatz beendet. Mit militärischer Schnelligkeit und Präzision rückten Feuerwehr, Ärzte, Polizei an und wieder ab. Übung macht halt auch den Meister! Davon haben Polizei, Feuerwehr und Sanitäter in letzter Zeit zugegebenermaßen recht viel. Die nicht ganz so gescheiten Uhren lösen manchmal schon Alarm aus, wenn der Besitzer stolpert oder der Puls bei einem Streit hochgeht.
Wenige Tage nach dem Fehlalarm hat übrigens eine echte Übung in der Oberpfalz begonnen. An der Nato-Großübung "Allied Spirit 24" nehmen 6000 Soldaten und etwa 1500 Fahrzeuge teil. Es wird also wieder einiges los sein in der Oberpfalz. Ob einigermaßen intelligente Uhren dabei eine Rolle spielen, ist nicht bekannt. Hoffentlich nicht.