Franken:Mehr Bier für Bayreuth

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Die Pläne sind ambitioniert, bereits Anfang 2024 will Maisel am neuen Standort in Bayreuth gebrautes Bier verkaufen. (Foto: Brauerei Gebr. Maisel/oh)

Maisel will mitten in der Corona-Krise eine neue Brauerei bauen. Das Geschäft läuft gut, entgegen dem allgemeinen Trend. Anwohnende sind trotzdem dagegen.

Von Clara Lipkowski, Bayreuth

Überrascht gewesen sei er schon, sagt Hubert Koths, als er gemerkt habe, wie die Brauerei Maisel auf die Anwohner eingehe. "Eigentlich kreativ und entgegenkommend", meint der Bayreuther. In Sachen Lärm und Gestaltung habe das Unternehmen gute Ideen parat. Und trotzdem fragt Koths: Muss es wirklich die große Anlage für jährlich 500 000 Hektoliter Bier direkt vor der eigenen Haustür sein?

Der worst case aus Koths' Sicht und der seiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter der Initiative "Stadtgrün Oberobsang": Eine Riesenanlage, die die Landschaft zerstört, laut ist, aus der es unangenehm riecht und die auch noch Verkehr generiert. Koths wohnt mit seiner Frau an den Ausläufern von Bayreuth, wo die Bundesstraße an viel Grün vorbeiführt. Maisel, vor allem durch Weißbier bekannt und in der Innenstadt ansässig, will gewissermaßen vor dessen Haustür eine weitere Brauerei hinsetzen. Vergleichbare Bauten belaufen sich schon mal auf einen höheren zweistelligen Millionenbetrag, es geht also durchaus um ein Großprojekt für das 75 000-Einwohner-Bayreuth.

Wiese und sonst nicht so viel: Anwohnende befürchten da, wo Maisel bauen will, Landschaftszerstörung, Lärm und mehr Verkehr. (Foto: Hubert Koths/oh)

Und das ausgerechnet jetzt, während besonders die Bierbranche unter Corona leidet? Geschlossene Restaurants und Kneipen, Sperrstunden in der Pandemie - das macht Brauereien zu schaffen, die ihr Bier an die Gastronomie verkaufen. Bei Maisel allerdings lief das Geschäft schon vor Corona rund; und in der Krise stehe man im Handel gut da, sagt Geschäftsführer Jeff Maisel am Mittwoch. In den Geschäften hätten die Leute die Marke "glücklicherweise" gefunden. Er scheint selbst ein wenig erstaunt zu sein, dass sie 2020 Vollauslastung hatten: Mitarbeitende hätten signalisiert, sie kämen an ihr Limit. "Und jeden Samstag bis 22 Uhr arbeiten, geht auch nicht, sagt Maisel, "wir mussten eher bremsen."

Im Stadtrat kommen die Pläne gut an. Nach anfänglichen Unmut, die Stadt gehe intransparent vor, fühlt sich nun auch Koths ernst genommen. Der Bauausschuss war am Dienstag zu einer Begehung da, Maisel stellte die Pläne vor. Luftballons markierten die Dimensionen des Baus, der mit begrüntem Dach und niedrigem Wasserverbrauch klimafreundlich daher kommen soll. Und die Initiative, die mittlerweile etwa 500 Anwohnende umfasst, war explizit dazugeladen. Als allzu monströs empfanden die Anwesenden die Pläne danach irgendwie nicht mehr.

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Lärm in der Produktion, in der Flaschenabfüllung, will Maisel unter die Erde verlegen, ein Teil des Standorts soll in einen Hang gebaut und die Flaschenbeförderung unterirdisch vonstatten gehen, was auch Koths gut findet. Lastwagen sollen in Hallen beladen werden, nicht im Freien. Positiv findet Koths auch die Absage, eine Wohngebietsstraße als Zufahrt zu nutzen. Lieferanten, Gäste und Mitarbeitende sollen über die Bundesstraße kommen. Mehr Verkehr wird es trotzdem in Oberobsang geben.

Und: Die Anlagen könnten auf insgesamt kleinerer Fläche gebaut werden, meint Koths. Jeff Maisel verneint: Nur so könnten Ausgleichsflächen für Versiegelung, für Streuobstwiese und Regenauffang-Teich mitangelegt werden.

Auf ein, zwei Biermarken will Maisel in Oberobsang setzen. Und das schon ab 2024, im Frühling soll das erste Bier von dort kommen. Was als nicht unambitioniert gilt. Das Vorhaben muss durch Verfahren und Gremien der Stadt, was sich über Monate ziehen kann. Erst dann kann überhaupt der Bau begonnen werden.

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