Es war der erste der sogenannten Allgäuer Tierschutzskandale, der Ermittlungen auch auf anderen Höfen im Umkreis des Unterallgäuer Kurorts Bad Grönenbach nach sich zog: Videobilder der "Soko Tierschutz" legten nahe, dass im Großbetrieb der Familie E. mit mehreren Tausend Kühen gravierende Missstände herrschen. Verzögert unter anderem durch die Corona-Pandemie beginnt nun am Freitag der Prozess gegen drei Angestellte des Hofs. Das Verfahren gegen den 66 Jahre alten Vater Franz E. und den 33 Jahre alten Sohn Martin E. sowie Marcel H. ist kurz vor Prozessstart überraschend abgetrennt worden. Die Verteidiger der beiden Landwirte stellten Befangenheitsanträge gegen vier Richter, über die entschieden werden muss, bevor neue Prozesstermine für Vater und Sohn festgelegt werden.
Newsletter abonnieren:Mei Bayern-Newsletter
Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.
Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten gemeinschaftlich begangene Verstöße gegen Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes vor. Wer einem Wirbeltier länger anhaltende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt, muss mit bis zu drei Jahren Haft oder einer Geldstrafe rechnen. Die sechs Angeklagten sollen 58 behandlungsbedürftige Rinder nicht von einem Tierarzt versorgt haben lassen - oder es unterlassen haben, sie notzutöten.
Ein weiterer Prozess gegen die Verantwortlichen anderer Milchviehbetriebe in der Umgebung musste im Juni wegen Terminproblemen abgebrochen werden. Im ersten Prozess gegen Verantwortliche eines dritten Hofs war ein 25-Jähriger zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten verurteilt worden. Sein 68 Jahre alter Vater erhielt eine Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung.