Koalitionen:Kretschmann hält Schwarz-Grün in Bayern für möglich

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Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (links) und Bayerns Regierungschef Markus Söder pflegen einen regelmäßigen Austausch, auch mal mit der einen oder anderen Spitzen verbunden. Im Februar erhielt Söder die Narrenschelle der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, Kretschmann laudatierte. (Foto: Philipp von Ditfurth/dpa)

Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg findet die andauernde Kritik von Markus Söder an den Grünen überzogen. Empfehlungen will er dem bayerischen Kollegen aber keine geben.

Eine schwarz-grüne Koalition in Bayern hält der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann für machbar. "Das klappt auch gut in Hessen, in Nordrhein-Westfalen oder in Schleswig-Holstein. Und ich bin sicher, das würde auch in Bayern klappen", sagte der Chef einer grün-schwarzen Regierung der Augsburger Allgemeinen (Samstag).

"Das muss man natürlich wollen. Ein Bündnis, das man nicht will, ist immer schwierig." Man könnte immer nach den größtmöglichen Schnittmengen suchen, sagte Kretschmann. "Ich habe das nie gemacht." Die entscheidende Frage müsse sein, welches Bündnis die beste Dynamik fürs Land entwickelt. "Baden-Württemberg profitiert von einer produktiven Spannung bei der Transformation zu einer ökologischen Zukunftswirtschaft", sagte er. "In Bayern regiert dagegen das Prinzip Schnittmenge."

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Er sei fest davon überzeugt, dass es ein großer Vorteil sei, wenn man über klassische Lager hinweg regiere. "Wir stehen vor den großen Herausforderungen des Klimawandels und auch des Artenschwunds. Wir müssen das Wirtschaftswachstum vom Naturverbrauch entkoppeln", sagte Kretschmann. "Es geht darum, die Wirtschaftspolitik ökologisch zu imprägnieren und Ökologie zum wirtschaftlichen Erfolg zu machen." Die CDU sei eine wirtschaftsnahe Partei, die Grünen seien eine naturnahe Partei. "Deshalb passt diese Koalition gut in die Zeit."

Zum Umgang von Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU) mit den Grünen sagte Kretschmann: "Ich finde, dass Kollege Söder da überzieht mit seiner Kritik. Aber das sollte man nicht immer eins zu eins nehmen. Es ist Wahlkampf. Da ist immer auch ein bisschen bayerische Liturgie dabei." Die bayerischen Grünen hätten mit Katharina Schulze und Ludwig Hartmann zwei Persönlichkeiten an der Spitze, die an der Sache orientierte, konstruktive Arbeit machten und nichts versprächen, das sich in der Regierung nicht auch umsetzen lässt.

"Um ihnen Empfehlungen zu geben, bin ich aber etwas zu weit weg", sagte Kretschmann. "Bayern hat, wie gesagt, eine eigene politische Liturgie. Ich sag mal das Stichwort "Amtszeitbegrenzung"", führte er aus. "Ich könnte es mir in Baden-Württemberg jedenfalls nicht zweimal leisten, ein Jahr dieses und ein Jahr später wieder etwas ganz anderes zu sagen. In Bayern regt das offenbar niemand groß auf."

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