Corona-Regeln:Maskenpflicht für Grundschüler gelockert - der Streit bleibt

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Von Mittwoch an gilt am Sitzplatz keine Maskenpflicht mehr für Grundschüler. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Sie müssen im Klassenzimmer keinen Mund-Nasen-Schutz mehr tragen - wenn sie auf ihrem Platz sitzen. Ein "Kompromiss", mit dem nicht nur die Freien Wähler unzufrieden sind.

Von Florian Fuchs, Andreas Glas und Felix Schwarz, München

Die Kinder an Bayerns Grundschulen müssen von diesem Mittwoch an keine Corona-Schutzmasken mehr im Unterricht tragen. Das hat die Staatsregierung am Dienstag in ihrer Kabinettssitzung beschlossen. Die Lockerung gilt in allen Regionen, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 liegt - was am Dienstag auf alle Landkreis und kreisfreien Städte zutraf.

"Man kann das verantworten", sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) und begründete die Entscheidung mit den niedrigen Infektionszahlen, den hohen Temperaturen und der Tatsache, dass Schülerinnen und Schüler zweimal pro Woche auf das Coronavirus getestet werden. Bei den Testergebnisse gebe es zudem nur "ganz niedrige Positivwerte", sagte Herrmann.

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Bereits in der vergangenen Woche hatte das Kabinett um Ministerpräsident Markus Söder (CSU) entschieden, die Maskenpflicht auf Schulhöfen, bei Wanderungen und Exkursionen fallen zu lassen - nicht nur in Grundschulen, sondern in allen Schultypen. Eine Lockerung der Maskenpflicht in den Klassenräumen hatte Söder dagegen noch abgelehnt - im Gegensatz zu den Kabinettsmitgliedern der Freien Wähler, des Koalitionspartners der CSU. Kultusminister Michael Piazolo (FW) etwa hätte die Maskenpflicht im Unterricht am liebsten schon in der vergangenen Woche abgeschafft.

Dass Schulkinder und Lehrkräfte nun zumindest an Grundschulen und in den ersten vier Stufen der Förderschulen keine Masken mehr tragen müssen, bezeichnete Piazolo auch an diesem Dienstag erneut nur als "Kompromiss" zwischen den Regierungsparteien - und lässt durchblicken, dass die Maskenpflicht längst auch an allen anderen Schulen gefallen wäre, hätten allein die Freien Wähler darüber zu entscheiden. Über diesen nächsten Schritt müsse man sich "in den nächsten Tagen" unterhalten, sagte Piazolo. Als Ziel für das Ende der Maskenpflicht an weiterführenden Schulen nannte der Kultusminister die kommende Woche.

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Die nun beschlossene Lockerung an Grundschulen gilt lediglich, wenn die Kinder an ihren Plätzen sitzen. Auf dem Weg dorthin, wenn sie zwischendurch aufstehen oder auf den Fluren der Schulen müssen die Schülerinnen und Schüler weiter Maske tragen. Auch Gabriele Klenk geht das nicht weit genug. Die Landesgruppenvorsitzende des Grundschulverbands Bayern attestiert der Staatsregierung, nicht verstanden zu haben, wie Unterricht heute in Grundschulen abläuft. Wenn die Kinder nun zwar ohne Maske, aber mit Abstand allein am Platz sitzen müssen, werde an Grundschulen wieder "Unterricht wie im letzten Jahrtausend" einziehen. "Kinder müssen sich begegnen und kooperativ arbeiten und bewegen im Unterricht", sagt Klenk.

Sie versteht nicht, warum die Maskenpflicht im Sommer bei geöffneten Türen und Fenstern, bei regelmäßigen Tests und großteils geimpften Lehrkräften nicht komplett fallen kann - auch auf den Fluren außerhalb des Klassenzimmers. Klenk fordert schon jetzt, dass für das nächste Schuljahr "alles unternommen" werden müsse, um Präsenzunterricht zu ermöglichen. "Notfalls müssen Großveranstaltungen und Fußballspiele mit Zuschauern unterbunden werden, um die Pandemie weiter einzudämmen. Die sind im Gegensatz zu Schule und Bildung nicht lebensnotwendig", sagt Klenk.

Der Lehrerverband begrüßt, dass in höheren Schulen die Maskenpflicht weiterhin gilt

Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrerinnen und Lehrerverbandes (BLLV), ist dagegen näher bei der CSU als bei den Freien Wählern, wenn es um die Maskenpflicht geht. Die gesunkenen Inzidenzen und die gestiegene Impfquote seien zwar gute Gründe, die Pflicht zu lockern, sagt Fleischmann. Trotzdem findet sie es gut, dass die Staatsregierung sich zunächst auf die Grundschulen und die Grundstufen der Förderschulen beschränkt. "Die Impfquote der Lehrer in den Grundschulen ist deutlich höher als auf den weiterführenden Schulen. Daher halte ich es für sinnvoll, bei den anderen Schularten mit der Lockerung der Maskenpflicht noch zu warten", sagt Fleischmann.

Und außerdem: Junge Schülerinnen und Schüler seien stärker auf den direkten Kontakt angewiesen. Um Vertrauen zu Lehrkräften aufzubauen und zu erhalten, sei es für diese Altersgruppe besonders wichtig, das "ganze Gesicht inklusive Mundwinkel" zu sehen. Zudem falle es bei Grundschülerinnen und Grundschülern schwerer, die Einschränkungen zu erklären.

Piazolo kündigte an, mit den Kommunen Gespräche über Luftreinigungsgeräte zu führen

Fleischmann spricht sich zugleich für den Einsatz von Luftreinigungsgeräten in Klassenzimmern aus. Das Kultusministerium bestätigt, dass die Schulaufwandsträger - also die Kommunen - entscheiden, ob und welche Geräte in den Schulen eingesetzt werden. Diese könnten allerdings Förderungsanträge stellen. Minister Piazolo kündigte am Dienstag an, hierzu weitere Gespräche mit den Kommunen zu führen. Seinen Ministerium zufolge gingen von Oktober 2020 bis April 2021 Anträge für insgesamt 14 100 Räume ein, die allesamt genehmigt wurden.

Sollte der Freistaat flächendeckend für alle Schulen solche Geräte einkaufen? Fleischmann gibt zu bedenken: "Es ist ratsam, solche Anschaffungen mit den Schulaufwandsträgern abzusprechen, um herauszufinden, ob überhaupt Bedarf besteht." Das Gießkannenprinzip helfe hier nicht weiter.

Unterdessen hat Staatskanzleichef Herrmann am Dienstag präzisiert, dass die in der vergangenen Woche beschlossene Lockerung der Maskenpflicht im Freien nicht nur für Schulen gilt. Auch in Außenbereichen von Kindertagesstätten und Universitäten muss niemand mehr Maske tragen, wenn die regionale Inzidenz unterhalb der 50er-Marke liegt.

© SZ vom 23.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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