Freising:"Corona hat alles viel schwieriger gemacht"

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Obwohl hinter Freisings Abiturientinnen und Abiturienten kein einfaches Jahr liegt, blicken die meisten optimistisch in die Zukunft. (Foto: Catherina Hess)

Freisings Abiturientinnen und Abiturienten haben es geschafft - die Prüfungen sind vorbei. Obwohl kein einfaches Jahr hinter ihnen liegt, blicken die meisten optimistisch in die Zukunft. Allerdings hoffen sie, dass bald Normalität einkehrt - denn auf ein Online-Studium hat keiner Lust.

Von Melanie Katschko und Melanie Glinicke, Freising

Die Abiturienten und Abiturientinnen der Freisinger Gymnasien haben nun endlich alle Prüfungen hinter sich. Somit hat ein zweiter Corona-Jahrgang die Schule beendet. Ein weiterer Jahrgang, der mit Abstand, Hygieneregeln und ungewöhnlichen Umständen umgehen musste. Jetzt, nachdem das geschafft ist, steht ein neuer Lebensabschnitt bevor. In normalen Zeiten würden viele junge Menschen ihre neugewonnene Freiheit feiern, doch mit der Corona-Pandemie fällt einiges weg. Trotzdem lassen sich die Freisinger davon nicht unterkriegen.

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"Ich glaube, dass die Schüler sich nicht entmutigen lassen, das freut mich wirklich sehr. Auch wenn sich viele die Zeit nach dem Abitur anders vorgestellt haben, blicken doch viele positiv in die Zukunft", sagt Silvia Betz, Oberstufenkoordinatorin des Camerloher-Gymnasiums. Gleiches berichtet Henning Arndt, Oberstufenkoordinator des Josef-Hofmiller-Gymnasiums. "Ich nehme eher eine positive Stimmung wahr, die Inzidenz sinkt auch weiter, da hoffen die meisten einfach, dass bald alles wieder normal wird", sagt er. Auch für den Schulleiter des Dom-Gymnasiums überwiegt der Optimismus.

Diese positive Einstellung, der Optimismus und die Hoffnung auf bessere Zeiten sind bei den Freisinger Absolventen und Absolventinnen mit Blick auf ihre Zukunft tatsächlich zu bemerken. Gemischt allerdings mit gewissen Sorgen und Ängsten, begleitet von den Einschränkungen der Pandemie. Sechs Abiturienten und Abiturientinnen erzählen.

Maira Wiens, Josef-Hofmiller-Gymnasium: "Erst einmal bin ich erleichtert, dass es geschafft ist. Ich hoffe nur, dass ich meinen Studienplatz für Architektur bekomme. Mir wurde jetzt aber auch ein Praktikum in einem Architektenbüro in München zugesagt, das ist schon mal super. Grundsätzlich versuche ich, alles eher positiv zu sehen. Wegen Corona mache ich mir nur Sorgen, weil ich Angst habe, dass auch im Studium dann alles wieder online ist. Ich habe in der Schulzeit gemerkt, dass das wirklich gar nichts für mich ist. Für mich ist es so viel schwieriger, mich zu motivieren. Vielleicht sind meine Noten deswegen auch ein bisschen schlechter geworden. Ich hoffe aber auch, dass die Uni normal stattfindet, weil ich für das Studium ausziehen muss, am liebsten würde ich nach Hamburg. Wenn ich da dann niemanden kenne und man auch durch die Uni niemanden kennenlernen kann, dann macht mir das große Sorgen."

Annika Drewes, Camerloher-Gymnasium: "Jetzt nach dem Abi habe ich gemischte Gefühle. In diesem Moment bin ich optimistisch, weil sich das Leben wieder normalisiert. Die Geschäfte öffnen, man kann seine Freunde treffen. Trotzdem hat Corona alles schwieriger gemacht. Ich hatte eigentlich vorgehabt, viel zu reisen. Das geht jetzt erst einmal nicht. Ich habe mich dazu entschieden, zuerst eine Pause zu machen und danach, wenn es geht, ein halbes soziales Jahr. Dann könnte ich vielleicht in einer Grundschule aushelfen. Studieren würde ich gerne erst, wenn nicht alles nur online stattfindet. Ich finde, dass die Erfahrungen im Studium einfach wegfallen würden. Auch von meinen Freunden weiß ich, dass es ihnen ähnlich geht. Manche haben zwar einen Plan, aber es gibt auch einige, die gar nicht wissen, was sie machen wollen. Sie müssen einfach schauen, wie es sich entwickelt, weil man nicht richtig planen kann."

Isabelle Reiter, Dom-Gymnasium: "Im Moment bin ich schon ein bisschen traurig, dass es vorbei ist, weil ich meine Schulzeit sehr schön fand. Ich freue mich aber extrem auf die Zukunft, weil es ein neuer Lebensabschnitt ist und ich bin sehr gespannt, was der alles mit sich bringt. Natürlich spielen durch Corona auch gemischte Gefühle mit. Ich wollte zum Beispiel Tourismus und Hotelmanagement studieren. Das ist ja schon eine Branche, die ganz schön unter Corona gelitten hat. Ich frage mich, wie es weitergehen wird. Ich versuche aber, zuversichtlich zu sein. Ich fange nicht direkt mit dem Studium an. Ich möchte davor eine Mischung zwischen einem Sprachkurs und einer Au-pair-Zeit machen. Das ist trotz Corona momentan möglich."

Jakob Graf, Camerloher-Gymnasium: "Ich bin momentan eigentlich ganz entspannt. Grundsätzlich weiß ich schon seit längerer Zeit, dass ich etwas im Bereich Achterbahnbau machen werde. Deswegen werde ich wahrscheinlich Bauingenieurswesen studieren. Von daher bin ich gefestigt, was meinen Berufswunsch angeht. Trotzdem wollte ich eigentlich nach dem Abitur sehr viele Praktika machen. Manche sind aufgrund der Pandemie nicht möglich. Ich habe zum Beispiel bei einigen Betrieben eine Absage erhalten, weil es sich nicht lohnen würde. Die meisten Mitarbeiter sind im Home-Office. Trotzdem blicke ich der Zukunft gelassen entgegen."

Leonhard Betz, Abitur 2021 am Freisinger Camerloher-Gymnasium. (Foto: oh)

Leonhard Betz, Camerloher-Gymnasium: "Ich glaube gar nicht, dass die Stimmung so schlecht ist, wie es die meisten behaupten. Unabhängig von Corona hätte die Mehrheit eh keine Zeit gehabt, sich großartig mit Freunden zu treffen. Wenn man es mit anderen Abiturienten in der Abiturphase vergleicht, gibt es keinen großen Unterschied. Alle sind nach einer Zeit mal genervt oder unmotiviert. Es lag aber jetzt weniger an Corona, sondern an der Prüfungssituation an sich. In der Prüfungsphase war es natürlich schade, dass es überhaupt keinen Ausgleich zum Lernen gab. Was die Laune etwas trüben wird, ist, wenn alle feststellen, dass die ganzen Abiturfeiern nicht richtig stattfinden können. Für mich hat sich durch Corona nichts an der Studienwahl geändert. Ich möchte weiterhin Architektur studieren. Bei anderen, die zuerst ein soziales Jahr machen oder ein Jahr auf Reisen gehen wollten, hat sich schon viel geändert."

Gabriel Fakir, Josef-Hofmiller-Gymnasium: "Es war schon eine schöne Zeit, aber Corona hat das natürlich ein bisschen kaputt gemacht. Es war ja fast meine gesamte Oberstufenzeit Corona, ohne das wären viele Dinge, wie einfach Oberstufenschüler zu sein, noch lustiger gewesen. Auch jetzt fällt ja vieles wie der Abi-Ball einfach aus. Die Pandemie hat einem da ein bisschen das Erlebnis genommen. Es gibt nach dem Abi zwar immer eine Phase, in der man überlegt, was man machen will, aber ich denke schon, dass das durch Corona noch verstärkt wurde. Da ist nicht nur die Frage, was ich machen will, sondern auch was ich überhaupt machen kann. Ich persönlich werde jetzt erst ein Jahr jobben und Praktika machen. Ich will Elektrotechnik studieren, dafür brauche ich ein Vorpraktikum, was mit Corona ein bisschen schwierig war. Da passt das Jahr Pause ganz gut. Außerdem höre ich von Freunden, die letztes Jahr angefangen haben zu studieren, dass alles online ist und man auch niemanden aus dem Studium kennt, das schreckt dann schon ab. Ich hoffe aber, dass bei mir alles wieder ganz normal sein wird.

© SZ vom 19.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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