Untersuchung:Zehn Prozent der Lehrerstellen in Bayern nicht besetzt

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Der Lehrermangel in Bayern geht laut BLLV in den kommenden Jahren weiter. (Foto: Imago)

Laut einer Forsa-Umfrage unter Schulleitern sind zahlreiche Lehrerstellen unbesetzt. In Bayern gibt es außerdem immer mehr Seiteneinsteiger mit befristeten Arbeitsverhältnissen. Das Kultusministerium aber widerspricht diesen Ergebnissen nun scharf.

Laut einer aktuellen Untersuchung können in Bayern derzeit zehn Prozent der Lehrerstellen an allgemeinbildenden Schulen nicht besetzt werden. Das teilte der bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband BLLV am Dienstag mit. Unter anderem in dessen Auftrag hatte das Institut Forsa bundesweit 1308 Schulleiterinnen und Schulleiter befragt, darunter 250 in Bayern. Die Personalsituation werde sich in den kommenden Jahren nicht verbessern, hieß es. Die Qualität in Gänze leide dadurch sehr, so BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, Bildung werde auch immer ungerechter.

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Kultusminister Michael Piazolo (FW) nannte am Dienstag nach der Kabinettssitzung den Eindruck, jede zehnte Stelle im Freistaat sei unbesetzt, "Fake" - die Bayern-Stichprobe sei nicht repräsentativ oder belastbar und höchstens ein "Schlaglicht". Er wisse "überhaupt nicht, wie man zu dieser Zahl kommt". Einerseits werde nicht klar, welche Schularten unter welcher Trägerschaft in die Umfrage einbezogen wurden. Außerdem dürften beispielsweise Krankheitsfälle oder Schwangere nicht als fehlende Stellen betrachtet werden.

Laut Umfrage gaben rund 57 Prozent der Befragten in Bayern zudem an, dass sie Seiteneinsteiger an ihrer Schule beschäftigen; laut BLLV drei Prozent mehr als im Vorjahr. 87 Prozent der Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger seien in einem befristeten Arbeitsverhältnis beschäftigt. Bundesweit sind es demnach nur 51 Prozent. "Immer mehr Lehrkräfte kommen an ihre Belastungsgrenzen", so Fleischmann. Seiteneinsteiger könnten in der aktuellen Notsituation zwar eine Unterstützung sein. Dabei dürfe man aber das Ziel individueller Förderung nicht aus den Augen verlieren. Langfristig brauche man professionell ausgebildete Lehrkräfte und multiprofessionelle Teams in Klassen. Das Kultusministerium erklärte dazu, 97 Prozent der unbefristet tätigen Lehrkräfte an staatlichen Schulen seien professionell ausgebildet. Begriffe wie Seiteneinstieg oder Quereinstieg würden zudem nicht immer einheitlich verwendet. Zwar würden auch in Bayern vertretungsweise Aushilfslehrkräfte unterrichten. "Eine unbefristete Anstellung von Lehrkräften ohne jede berufspraktische Qualifizierung erfolgt jedoch weiter nicht."

Piazolo zog am Dienstag zudem vorläufige Bilanz dieser Legislaturperiode. So habe es, auch durch Corona als Treiber, Fortschritte bei der Digitalisierung gegeben, die teils gar nicht im Koalitionsvertrag vorgesehen waren. Bei den "digitalen Klassenzimmern" sei man nah an der Vollabdeckung; zum Schuljahresende werde jede Lehrkraft ein dienstliches Endgerät haben. Und etwa bei der Lernplattform Mebis, deren Betriebsprobleme in der Pandemie hitzige Debatten auslösten, seien 90 Prozent der Schulen angemeldet.

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