Streit um die Wurst:LBV-Chef wirbt offensiv für Pflanzenkost

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Mitten in der Grillsaison wirbt der Umweltverband LBV dafür, öfter auf Fleisch zu verzichten. (Foto: Oksana Nazarchuk/Imago)

"Es ist für den Menschen, die Natur und das Klima gesünder, wenn wir nicht täglich Fleisch essen", sagt Norbert Schäffer. Auch widerspricht er Behauptungen, mehr Naturschutz in der Landwirtschaft gefährde die Ernährungssicherheit.

Von Christian Sebald

Nach Überzeugung des Umweltverbands LBV könnte der Naturschutz in der Landwirtschaft massiv ausgeweitet werden, ohne die Ernährungssicherheit in Deutschland zu gefährden. Die Menschen müssten dazu nur mehr pflanzliche Lebensmittel verzehren statt Fleisch. Gesünder wäre das obendrein. Der LBV stützt sich dabei auf eine Studie seines Dachverbands Nabu.

Danach können auf einem Hektar Ackerland doppelt so viel pflanzliche Lebensmittel für Menschen erzeugt werden wie Futtermittel für Nutztiere, deren Fleisch, Milch oder Eier später von Menschen verzehrt werden. "Wir haben nichts gegen den traditionellen Sonntagsbraten", sagt der LBV-Chef Norbert Schäffer. "Aber es ist für den Menschen, die Natur und das Klima gesünder, wenn wir nicht täglich Fleisch essen und als Gesellschaft den Fleischkonsum halbieren."

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In Bayern tobt seit geraumer Zeit ein Streit um die angemessene Ernährung. Politiker von CSU und Freien Wählern, allen voran Ministerpräsident Markus Söder und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, aber auch Agrarministerin Michaela Kaniber werfen vor allem den Grünen vor, der Bevölkerung Wurst und Fleisch verbieten und ihr stattdessen eine möglichst vegetarische, wenn nicht gar vegane Ernährung verordnen zu wollen. Kaniber hat in letzter Zeit wiederholt Bestrebungen der EU-Kommission zurückgewiesen, den Naturschutz in der Landwirtschaft auszuweiten. Ihr Argument: Damit gefährde die EU-Kommission die Ernährungssicherheit in Europa.

All dem widerspricht LBV-Chef Schäffer nun entschieden. "Um Fleisch zu erzeugen, wird sehr viel Ackerfläche für Tierfutter benötigt", sagt er. "Wenn wir diese Flächen verkleinern, haben wir viel mehr Platz für effektiven Natur- und Klimaschutz." Als Beispiele nennt er die Wiedervernässung von Mooren, die damit ihre Funktion aus CO₂-Speicher zurückbekommen und zugleich neuer Lebensraum für Rebhühner, Feldlerchen, Kiebitze und andere immer seltenere Vogelarten sind.

Auch der Co-Autor der Studie Markus Kempen sagt: "Es stehen genügend Flächen sowohl für die Sicherung der Ernährung als auch für die Natur und die Artenvielfalt zur Verfügung." Die Voraussetzung sei allerdings, dass "die Bevölkerung ihr Konsumverhalten ändert".

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