Wie kommt er dieses Mal? In welchem Kostüm wird Markus Söder an diesem Freitag in den Mainfrankensälen in Veitshöchheim erscheinen, zur Fernseh-Prunksitzung Fastnacht in Franken? Voriges Jahr tauchte er als sehr alter Herr mit Rauschebart und wallender Lockenpracht auf, den Krummstab fest in der Hand. Viele Fotos sind überliefert, auf denen er jenen, die mit ihm für die Kameras posierten, mit stoisch-würdevollem Blick in die Ferne und ausgestreckter Hand den Weg wies. Zweifellos den richtigen, ganz so, wie man das eben von einem Stammesvater der Bayern erwartet.
Söders Verkleidung ist, wie stets, ein Geheimnis bis kurz vor der vom BR live übertragenen Prunksitzung des Fastnacht-Verbands Franken (FVF). Vielleicht kommt er ja als Olaf Scholz oder als Robert Habeck. Die Frage nach der rechten Rolle an diesem Abend ist grundsätzlich eine hochpolitische. Manche spekulieren, Hubert Aiwanger könnte heuer mit dem Traktor in den Saal fahren und dort Flugblätter verteilen. Vom Ewigkeits-Innenminister Joachim Herrmann wird hingegen mit hoher Sicherheit erwartet, dass er den Sheriff gibt - wie seit gefühlt 100 Jahren.
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Man sollte dem äußeren Zustand bayerischer Polit-Prominenz aber auch nicht zu hohen Stellenwert einräumen, auch wenn "vom Kabinett so viele Mitglieder kommen werden, dass es ziemlich sicher beschlussfähig wäre", wie der für die Sendung verantwortliche BR-Redakteur Rüdiger Baumann sagt. Im Mittelpunkt der Betrachtung sollten vielmehr jene stehen, die auf der Bühne dreieinhalb Stunden politisches Kabarett und Klamauk, Comedy und Gardetanz, Musik und Blödsinn zelebrieren. Als da beispielsweise wären: die Altneihauser Feierwehrkapell'n, Gankino Circus, Viva Voce, Michl Müller, Klaus Karl-Kraus, Ines Procter als Putzfrau, Bauchredner Sebastian Reich mit seiner Nilpferddame Amanda, Matthias Walz (als Koch am Klavier) und Peter Kuhn aus Schweinfurt, der als reimender Richter von der Bütt aus sein Publikum als Zeugen, Schöffen und Angeklagte vereinnahmen will.
Fastnacht in Veitshöchheim:Die Narren sind zurück
Die erste Fastnacht in Franken nach Corona bricht alle Rekorde. Der Bayerische Rundfunk bekommt trotzdem ordentlich sein Fett weg. Und Ministerpräsident Söder gefällt sich in der Rolle des alten Mannes.
Erstmals nach längerer Zeit wieder dabei: Waltraud und Mariechen. Respektive Martin Rassau und Volker Heißmann, die zwar zum Stammpersonal in Veitshöchheim zählen, dort aber zuletzt 2020 in ihre Rollen als Witwen schlüpften. Als solche werden sie durch die Saalreihen ziehen und von Angesicht zu Angesicht über die anwesenden Politiker lästern. Von dem, was sie da sagen, seien "90 Prozent wirklich spontan", sagt Heißmann. "Das sind die schlimmsten zehn Minuten für die Redaktion. Wir sagen dann am Schluss: Wir wussten nicht, was wir tun." Nicht dabei sein wird der Nürnberger Wortakrobat Oliver Tissot, stattdessen geben "Lubber und Babbo" aus Oberschwappach im Steigerwald ihr Debüt. Und inhaltlich? Mal scharf, mal witzig werde es zugehen, sagt Marco Anderlik, Präsident des FVF, "wir versuchen Polemik und Zoten unter Gürtellinien zu vermeiden", sagt BR-Redakteur Baumann.
Streng genommen ist die Fastnacht in Franken keine TV-Karnevalsshow des BR, sondern die vom Sender übertragene Prunksitzung des fränkischen Fastnachtsverbands. Im vergangenen Jahr war das seit dreieinhalb Jahrzehnten gepflegte, närrische Miteinander zwischen BR und Fastnachtern empfindlich gestört. Der Verband fühlte sich vom Sender herablassend behandelt und solidarisierte sich mit den Hauptprotagonisten des Abends, den Künstlern. Die warnten vor den Folgen geplanter Einsparungen zulasten des BR-Teams hinter den Kulissen, von dem ein großer Teil seit vielen Jahren an der Produktion der TV-Prunksitzung beteiligt ist. Warum ändern, was eingespielt und erfolgreich ist? Seit vielen Jahren ist die Franken-Fastnacht der Quotenrenner aller dritten Programme in Deutschland, mit etwa vier Millionen Zuschauern insgesamt und 53 Prozent Einschaltquote im Freistaat im vergangenen Jahr. Inzwischen haben sich Verband und BR zusammengerauft, "auf Augenhöhe", betont FVF-Präsident Anderlik, die Dinge geregelt und ihre Zusammenarbeit bis 2028 vertraglich verlängert.
Marco Anderlik ist wichtig, dass sich in der Fastnacht in Franken und den anderen Karnevalssendungen "Franken Helau" oder "Närrische Weinprobe" abbildet, was die 150 000 Mitglieder in den 338 fränkischen Fastnachtsvereinen leisten. Zum Beispiel in Sachen Inklusion. Bei der Nachwuchssendung "Jung und närrisch" wird am 11. Februar ein körperbehindertes Mädchen im Rollstuhl als Büttenrednerin auftreten, Motto "Ich wär' so gerne Tanzmariechen". "Das ist eine großartige Nummer, die sehr zu Herzen geht", sagt Anderlik. Bei der Franken-Fastnacht setzt der Verband auf Hochleistungssport. Gleich vier Tanzmariechen der Faschingsgesellschaft "Coburger Mohr" standen bei der deutschen Meisterschaft in ihrer Disziplin auf den Plätzen eins bis vier. In Veitshöchheim werden sie an diesem Freitag auftreten - gemeinsam.