Corona-Lockerungen:Bereit für die Gastlichkeit

Lesezeit: 3 min

So gesellig wie sonst wird es nicht zugehen im Garten des traditionsreichen Bamberger "Pelikan". Mitinhaber Farsin Nasser Esfahani hat die Tische auseinandergerückt und kann nun höchstens 40 Gäste bewirten. Auf die freut er sich schon. Nur Essen aus dem Fenster zu reichen, ist für einen Wirt auf Dauer wenig erfüllend. (Foto: Katja Auer)

Biergärten und Lokale mit Außenplätzen dürfen wieder bewirten - unter strengen Auflagen und mit viel Abstand zwischen den Tischen. Mancher Gastronom ist skeptisch, ob sich das lohnen wird. Doch alle hoffen darauf, dass viele Gäste kommen und sich an die Regeln halten.

Von Katja Auer, Matthias Köpf und Olaf Przybilla

Lange haben sie nicht diskutiert, ob sie wirklich aufmachen sollen am Montag, ob es sich wirklich rentiert. Hauptsache, es geht endlich wieder los. "Wir haben einfach Lust, Gäste zu bewirten", sagt Farsin Nasser Esfahani, Mitinhaber des Bamberger "Pelikan". Es werden zwar nur halb so viele sein wie sonst im Garten unter dem Weinlaub, höchstens 40, wenn Familien dabei sind und Gäste aus zwei Hausständen, die an einem Tisch sitzen können. Aber immerhin. Zwei Monate war der "Pelikan" zu, wie die gesamte Gastronomie in Bayern, nun dürfen Biergärten und Lokale mit Außenplätzen wieder öffnen. Unter strengen Hygiene- und Abstandsvorschriften und nur bis 20 Uhr.

Das werden längst nicht alle tun, "weil die Kosten viel höher sind, als die unter diesen Bedingungen zu erzielenden Erträge", befürchtet Angela Inselkammer, die Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands. Auch wenn sie das Konzept der Staatsregierung zur Wiedereröffnung als "Schritt Richtung Hoffnung" bezeichnet. Funktionieren werde all das aber nur, "wenn auch die Gäste mit den Auflagen verantwortungsbewusst umgehen."

Münchner Spaziergang
:Menschen, die auf Tische starren

Ein bisschen mehr Normalität: Die Wirte der Stadt dürfen endlich wieder ihre Biergärten und Außenbereiche öffnen. Schon die Vorbereitungen zeigen, dass die Münchner darauf sehnsüchtig warten.

Kolumne von Philipp Crone

Da ist Farsin Nasser Esfahani erst mal optimistisch. Viele Gäste sind dem Bamberger Traditionslokal treu geblieben, wo es sich im Ambiente einer fränkischen Wirtschaft ganz wunderbar thailändisch speisen lässt, und haben sich das Essen oder auch ein paar Flaschen Bier am Fenster abgeholt. Der Vor-Corona-Umsatz wurde damit freilich längst nicht erreicht, aber irgendwie werde es der "Pelikan" wohl durch die Krise schaffen, sagt Nasser Esfahani.

Nun müssen die Gäste Namen und Telefonnummer hinterlassen, damit etwaige Infektionsketten nachverfolgt werden können, und mal eben ein Wechsel zum Nachbartisch ist auch nicht möglich. Manche Gäste seien sicher skeptisch, sagt Nasser Esfahani, aber andere "ganz heiß darauf, endlich wieder zu kommen und nicht mehr nur etwas abzuholen". Ob es sich dann lohnt, "das kann man noch nicht absehen".

Die Stadt Bamberg tut das ihre, um den Wirten zu helfen. Wo Platz ist und Rettungswege nicht blockiert werden, können Freischankflächen kostenlos und unbürokratisch erweitert werden, sagt Sprecherin Ulrike Siebenhaar.

In Regensburg ist das anders, da sei es an vielen Stellen der mittelalterlichen Altstadt schlicht zu eng - und nur da zu erweitern, wo es eben geht, wäre wieder gegenüber anderen Wirten ungerecht, sagt Stadtsprecherin Juliane von Roenne-Styra. Man werde den Gastronomen wohl eher über die Gebühren entgegenkommen, aber das müsse erst noch der Stadtrat entscheiden.

Lockerungen in der Gastronomie
:Ein Prosit der Ungemütlichkeit

Am Montag dürfen Biergärten und die Freischankflächen von Speiselokalen wieder öffnen - aber nur bis 20 Uhr. Die staatlichen Auflagen sind streng, viele Wirte tun sich damit schwer.

Von Franz Kotteder

In Nürnberg ist es grundsätzlich erlaubt, die Ausschankfläche zu erweitern. Aber es komme immer auf den Einzelfall an, sagt Stadtsprecherin Alexandra Foghammer. Im Restaurant "Lönneberga" in der Nordstadt kommt so eine Erweiterung aber eh nicht in Frage, der baumbeschattete Garten vor dem Wirtshaus gilt zwar als einer der schönsten der Stadt, ist aber eng umzäunt. Montag ist Ruhetag im "Lönneberga", für Dienstag aber hat Chef Stefan Stiegler ein Konzept erarbeitet: mehr Abstand, keine Tisch-Deko, das Essen wird auf Tabletts gebracht und auf dem Tischrand abgestellt.

Ob sich der Betrieb wieder rechnen wird? Stiegler gibt sich da keinen Illusionen hin, "aber man muss am Ball bleiben, bleibt einem ja gar nichts anderes übrig", sagt er. Das "Lönneberga" hat Stammpublikum, das blieb Stiegler auch in der leidigen Nur-Essen-zum-Mitnehmen-Zeit halbwegs treu. Die Miete hat das reingebracht, viel mehr aber nicht.

Montags wäre normalerweise auch im "Roten Ochsen" in Kalchreuth geschlossen, aber normal ist ja derzeit nichts, also macht das Dorfwirtshaus auf. Die Gasthäuser in Kalchreuth, einem der beliebtesten Naherholungsorte der Nürnberger, waren zuletzt besonders betroffen. Wer will schon Schäufele-to-go, wenn man aus Nürnberg erst 15 Kilometer hin und dann wieder zurückfahren muss? Also hat sich der Ochse auf Bratwurstweck und Schnitzelsemmeln für Wanderer verlegt, das aber weniger, um Geld in die Kasse zu bekommen, sondern eher, um nicht in Vergessenheit zu geraten.

Aber jetzt geht's wieder los, und der Ochse ist eines der beneidenswerten Häuser, die ihren Garten fast aufs Doppelte der Wiesenfläche erweitern können. Etwa 350 Leute konnte Seniorchefin Helga Meisel vor Corona draußen bewirten - und wird dies auch von Montag an können. "Einziger Nachteil ist der lange Weg von der Küche zum Tisch", sagt sie. Aber da gab's zuletzt schlimmere Hemmnisse.

Der Platz wäre auch für Peter Mayerhofer nicht das Problem. Im Garten seines "Gasthofs zum Stern" in Seehausen am oberbayerischen Staffelsee bringt er sonst bis zu 250 Gäste unter. Mit der jetzigen Abstandsregelung wären es immer noch an die 180. Nur dass auch gleich so viele kommen, bezweifelt Mayerhofer. Er fängt deswegen lieber mit einer reduzierten Karte an. Die meisten Mitarbeiter, die er meist noch gar nicht aus der üblichen Winterpause geholt hat, bleiben auf Abruf daheim.

Den Ausfall der vergangenen Monate wird Mayerhofer nach eigener Erwartung zwar nicht einmal annähernd aufholen, aber es sei ja schon ein Fortschritt, "wenn wir wenigstens wieder ein bisschen was umsetzen". Denn auch bei seinen gerade einmal neun Gästezimmern habe er wegen der Verschiebung der Oberammergauer Passion Stornierungen im Wert von 60 000 Euro hinnehmen müssen. Dafür hat er jetzt unerwartet Zimmer für Urlauber frei, und in seinem großen Saal wird er zwar so bald keine großen Gesellschaften bewirten können, aber dafür hat er Platz, um die Tische für den von kommender Woche an wieder erlaubten Innenbetrieb zu stellen.

Dieses Jahr würde Mayerhofer sowieso am liebsten abhaken. "Wenn der Betrieb nächstes Jahr um die Zeit wieder normal läuft, dann können wir uns glücklich schätzen."

© SZ vom 18.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Coronavirus-Newsblog für Bayern
:Personen-Obergrenze für private Partys: Wie viele dürfen noch feiern?

Bayern schließt angesichts steigender Corona-Infektionen neue Auflagen nicht aus. Schon wieder gibt es Probleme bei den Tests an den Autobahnen. Alle Entwicklungen im Newsblog.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: