Tourismus:Alpenverein übt scharfe Kritik an "Grünten-Bergwelt"

Himmel über dem Grünten

Für den Grünten soll nach dem Willen der Betreiber bald wieder

(Foto: dpa)

Das Skigebiet Grünten soll modernisiert und der Sommertourismus ausgebaut werden. Das ruft unter anderem den DAV auf den Plan - dabei berät ein Funktionär sogar den Investor.

Von Christian Sebald

Der Deutsche Alpenverein (DAV) übt scharfe Kritik an den Plänen für die "Grünten Bergwelt" im Oberallgäu. Allerdings lehnt er das Projekt nicht kategorisch ab. Das Vorhaben reiche von seinen Dimensionen her nicht über das bereits vorhandene alte Skigebiet am Grünten hinaus, heißt es in der Stellungnahme. Im oberen Teil solle es sogar mit dem Abbau des alten Gipfelliftes eine Verkleinerung der Skibetriebs geben.

Der DAV begrüßt außerdem das zugesagte Konzept zur Besucherlenkung, den Rückbau alter Trampelpfade und das Versprechen des Investors, der Unternehmerfamilie Hagenauer, auf Familienfreundlichkeit zu setzen. Ansonsten lehnt der DAV das Projekt aber ab.

Der Grünten, der auch "Wächter des Allgäus" genannt wird, ist dank seiner Lage am Nordrand der Allgäuer Alpen ein markanter Berg. Vor zwei Jahren ist das alte Skigebiet an seinen Hängen pleite gegangen. Seither suchte die Gemeinde Rettenberg einen Investor, der es wieder auf Vordermann bringt. Nun plant die Familie Hagenauer dort die "Grünten-Bergwelt". Herzstücke sind eine neue Gondelbahn und eine "Walderlebnisbahn", mit der Ausflügler und Urlauber in Gurten hängend talwärts sausen können. Die urige Grüntenhütte oben am Berg soll einer modernen, sehr viel größeren Berggaststätte samt Streichelzoo weichen. Und für den Skibetrieb im Winter sollen neue Lifte und Schneekanonen angeschafft werden.

Das Projekt spaltet die Region. Nicht nur die Umweltverbände haben sich dagegen in Stellung gebracht. Sondern auch eine Bürgerinitiative. Wie die anderen Gegner lehnt der DAV den Bau der"Walderlebnisbahn" ab, sie mache die Bergwelt zur Kulisse, heißt es in seiner Stellungnahme. Auch die Aufrüstung des Skigebiets kritisiert er scharf, sie passe nicht in Zeiten der Klimakrise - "noch dazu an einem Berg, der den milden Westwinden besonders ausgesetzt ist".

Der DAV sehe "mit Sorge, dass mit der Grünten-Bergwelt ein weiteres spektakuläres Angebot insbesondere für Tagesgäste" geschaffen werden solle, "das die Ziele einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten touristischen Entwicklung konterkariert", heißt es zusammenfassend. Die Sätze sind pikant. Denn ein prominenter lokaler DAV-Mann, der Chef der DAV-Sektion Oberstdorf, Tim Felix Heinze, berät den Investor ausgerechnet in Sachen Nachhaltigkeit.

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