Coronavirus in Bayern:Aiwanger ist geimpft - endlich, und doch zu spät

Lesezeit: 1 min

Hubert Aiwanger ist endlich geimpft. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

War es Einsicht? Oder der Druck? Der Wirtschaftsminister verrät nicht, was ihn zu seiner späten Entscheidung bewegt hat. Und damit geht das Trauerspiel weiter.

Kommentar von Sebastian Beck

Es ist die Breaking News des Tages: "Aiwanger hat sich impfen lassen", ploppte es am Donnerstag um 10.31 Uhr auf den Bildschirmen in den Redaktionen auf. Damit auch jeder die historische Dimension kapiert, wies die Deutsche Presse-Agentur Aiwangers Piks als gelbe "Zweier-Meldung" aus, was sie sonst nur macht, wenn wirklich was Schlimmes passiert ist. Zum Vergleich: Die Vorgänge an der polnischen Grenze laufen unter der Kategorie drei, mittelwichtig.

Was soll man jetzt davon halten? Aiwanger selbst erklärte, er könne noch im November 2-G-Termine wahrnehmen. Das helfe auch, Krankenhäuser zu entlasten. Über Details schwieg er sich aus, schließlich wolle er aus seiner Impfung keine Showveranstaltung machen. In seinem Fall wäre das ausnahmsweise die richtige Entscheidung gewesen, zumal Aiwanger zuvor monatelang aus seiner Impfskepsis eine Showveranstaltung gemacht hat. Der Pandemiepolitik der Staatsregierung, die sich gerade in Bayern mit einer großen Zahl von ungeimpften Gesinnungsfreunden Aiwangers herumschlägt, hat er bereits einen irreparablen Schaden zugefügt. Nun hätte er durchaus öffentlich verkünden können: "Leute, ich habe es mir anders überlegt, macht es wie ich." Hat er aber nicht.

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Vielmehr scheint es so zu sein, dass sich Aiwanger dem Druck auch von Parteifreunden gebeugt hat. Ein ungeimpfter Wirtschaftsminister ist in Zeiten, in denen die Teilnahme am öffentlichen Leben immer mehr von der 2-G-Regel bestimmt wird, schlicht und einfach unhaltbar. Es dürfte zuletzt auch Aiwanger klar geworden sein, dass er seinen Rauswurf aus dem Kabinett und damit die schwarz-orangefarbene Koalition riskierte. "Das ist ein sehr gutes Signal in ernsten Zeiten", verkündete Söder denn auch am Donnerstag.

Ob das Aiwangers Anti-Impf-Fans auch so sehen? Oder ist er in ihren Augen nur ein weiteres Beispiel dafür, wie der Zwangsstaat selbst den tapfersten Hubert bricht? Seine Impfung ist so oder so zu einem großen Politikum geworden. Ob die Diskussion darüber weiter vergiftet wird, hängt ganz von ihm selbst ab. Die paar lapidaren Sätze vom Donnerstag werden jedenfalls nicht reichen. Aiwanger ist schon eine genauere Erklärung für seine Meinungsänderung bezüglich des Impfens schuldig. Seine Statements der vergangenen Wochen lassen allerdings erahnen, dass er sich damit schwertut.

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