Sie wissen, was jetzt kommt, es wird wieder die alte Leier von den guten Vorsätzen gespielt. Kein Grund, sich aufzuregen, das gehört halt zum Jahresabschluss dazu wie fünf Kilogramm Raclettekäse auf den Hüften, in Blei gegossene Zukunftsvisionen und Schädelweh am 1. Januar.
Apropos Schädelweh. Diese angebliche Unausweichlichkeit lässt sich eben prima mit guten Vorsätzen beheben. Man könnte zum Beispiel den eigenen Bierkonsum herunterfahren. Wer jetzt einwendet, dass dies aber doch ein Angriff auf die bayerische Wirtschaft wäre, der sollte sich folgenden Fall zu Gemüte führen - statt einer weiteren Halben:
Vor einem Jahr ließ die Polizei im Landkreis Kelheim mehrere Bierfahrer und einen Lageristen hochgehen, die im Verdacht standen, ihrem Arbeitgeber ganz schön viel Bier geklaut zu haben. Nun hat die Staatsanwaltschaft Regensburg, wie die Mittelbayerische Zeitung berichtet, ihre Ermittlungen abgeschlossen und weiß Erstaunliches zu berichten. Über vier Jahre hinweg sollen die Männer 7200 Kisten Bier einer bekannten Abensberger Brauerei abgezweigt haben. Allein das ist schon eine Meldung wert. Aber es kommt noch besser. Ein Teil des Bieres soll weiterverkauft worden sein, aber geklaut wurde offenbar auch, um den Eigenbedarf zu decken.
Newsletter abonnieren:Mei Bayern-Newsletter
Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.
Achtung, jetzt kommt ein bisschen Mathe, aber mit Kater geht das noch viel schlechter als eh schon, also lieber jetzt: In so einer Kiste Bier befinden sich meist 20 Flaschen mit jeweils einem halben Liter Inhalt, macht also zehn Liter pro Kiste. Bei 7200 mutmaßlich geklauten Kisten Bier in vier Jahren hatten die vier Verdächtigen also pro Jahr pro Kopf etwa 450 Kisten zur Verfügung. Das macht pro Person pro Jahr um die 4500 Liter Bier.
Nun soll ja ein Teil des geklauten Bieres weiterverkauft worden sein. Aber 4500 Liter ist schon eine Menge, da bleibt doch etwas übrig nach dem Weiterverkauf. Oder? Und wenn man jetzt im Vergleich dazu den Bier-Durchschnittsverbrauch pro Person in Deutschland anschaut, dann sieht man, der liegt laut Bayerischem Brauerbund etwa bei 90 Litern pro Jahr und man könnte jetzt schon mutmaßen, dass der Eigenbedarf der Verdächtigen diesen Durchschnittswert eventuell stark übersteigt.
Wenn man sich jetzt wieder ins Gedächtnis ruft, wie wichtig Bier für die bayerische Wirtschaft, fürs bayerische Brauchtum und generell die bayerische Identität ist - also dann ist da schon ein gewisses Engagement bei den vier Herren zu erkennen beziehungsweise anzuerkennen. Wenn sie es nicht geklaut hätten!
Zu ihrer Verteidigung sei noch zu sagen: Das Bier jener betroffenen Brauerei ist schon auch sehr gut. Aber zurück zu den guten Vorsätzen: Vielleicht ab und zu auf alkoholfreies Bier umsteigen im neuen Jahr. Und es vor allem nicht klauen!