Augsburg:Universitätsklinikum muss erneuert werden - aber wie?

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In absehbarer Zeit muss eine wegweisende Entscheidung getroffen werden - entweder für die Generalsanierung der Augsburger Uniklinik oder für deren Neubau. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Das Universitätsklinikum Augsburg ist sanierungsbedürftig. Stimmen mehren sich, die einen Neubau statt einer 1,5 Milliarden Euro teuren Generalsanierung prüfen lassen wollen.

Von Florian Fuchs, Augsburg

Soll das Universitätsklinikum Augsburg (UKA) generalsaniert oder neu gebaut werden? Der Maximalversorger, eines der größten Krankenhäuser in Deutschland, ist inzwischen rund 40 Jahre alt und muss daher modernisiert werden. Während allerdings bislang eine Generalsanierung geplant ist, hat die SPD-Landtagsabgeordnete Simone Strohmayr jüngst in der SZ angeregt zu prüfen, ob ein Neubau sinnvoller ist - und vielleicht sogar billiger. Die Generalsanierung soll bis zu 1,5 Milliarden Euro kosten. Das Staatliche Bauamt Augsburg, das für die Umsetzung einer Sanierung oder eines Neubaus zuständig ist, äußert sich nun ebenfalls und steht einem solchen Ansinnen offen gegenüber. "Eine Prüfung ist sinnvoll, man will ja am Ende die ökonomischste Variante", sagt der Chef der Behörde, Uwe Fritsch.

Zwar startet die bislang geplante Generalsanierung frühestens von 2027 an. Da inzwischen aber unter anderem die Notstromversorgung so marode ist, dass sie schnell ersetzt werden muss, drängt die Entscheidung, ob modernisiert oder neu gebaut werden soll. Zwar wäre laut Landtagsabgeordneter Strohmayr westlich vom bisherigen Hauptgebäude, auf dem sogenannten Erweiterungsgelände, genug Fläche für einen Neubau vorhanden. Allerdings stehen dort die weitgehend defekten, alten Notstromaggregate. "Ersetzt man sie an diesem Platz, verbaut man sich den Platz für einen eventuellen Neubau", sagt Strohmayr. Auf eine Anfrage der SPD-Politikerin zur geplanten Sanierung aus dem März hatte das Wissenschaftsministerium geantwortet, dass besonders dringliche Modernisierungen wie des Trink- und Abwassernetzes und eben des Notstromaggregats voraussichtlich von 2024 an erfolgen sollen.

Das Wissenschaftsministerium muss am Ende auch entscheiden, ob ein Neubau geprüft werden soll, wie nun vielfach gefordert. Auf SZ-Anfrage äußerte sich die Behörde bis Dienstagnachmittag nicht. Bislang hatte sich das Haus auf eine Sanierung festgelegt. Bauamtsleiter Fritsch teilt jedoch mit, dass bereits vor einigen Jahren die voraussichtlichen Kosten für eine Sanierung und einen Neubau grob berechnet und verglichen wurden. "Im Ergebnis kam man auf die selbe Größenordnung." Zumal Strohmayr betont, dass eine Sanierung grundsätzlich größere Kostenrisiken berge. "Mit zunehmender Planungstiefe kann man auch mehr sagen", wirbt Fritsch für die neuerliche Prüfung eines Neubaus.

Die SPD-Politikerin Simone Strohmayr dringt darauf, dass ein Neubau der Uniklinik Augsburg zumindest geprüft wird und der Landtag darüber diskutiert. (Foto: Bayern-SPD-Landtagsfraktion)

Das Universitätsklinikum ist nämlich gerade dabei, den Bedarf zu spezifizieren. Der Ärztliche Direktor Michael Beyer hat angekündigt, ein Konzept erarbeiten zu wollen, wie sich das Universitätsklinikum künftig stärker mit umliegenden Krankenhäusern in der Region vernetzen und stärker zusammenarbeiten kann. "Wir als UKA müssen nicht jeden Blinddarm operieren. Und es muss auch nicht jede Geburt bei uns am UKA stattfinden", sagt Beyer, der sich ebenfalls offen für die Prüfung eines Neubaus zeigt. "Von diesem Denken, jeder macht seins, müssen wir wegkommen." Nur so könne das Gesundheitssystem so aufgestellt werden, dass es auch in Zukunft funktioniere.

Dieser in Bayern in dem Umfang bislang einzigartige Ansatz einer regionalen Vernetzung kann laut Bayer auch Auswirkungen auf die Frage haben, ob ein Neubau nicht mehr Sinn macht als eine Generalsanierung. Gelingt die angestrebte, verstärkte Aufgabenteilung mit regionalen Krankenhäusern, könne es sein, dass die bestehende Struktur des Universitätsklinikums mit seinen Funktionseinheiten neu gedacht werden müsse. Auf dieser Struktur fußen die bisherigen Planungen für eine Generalsanierung. Hat sich jedoch der Bedarf geändert, wären die bisherigen Überlegungen für eine Sanierung hinfällig.

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Demnach müssten alle vier Bettentürme des Krankenhauses nach und nach vom Betrieb abgehängt und kernsaniert werden. Beyer spricht von einem Zeitraum von bis zu 20 Jahren, die solch eine Sanierung bei laufendem Betrieb dauern würde. "Das wäre eine Riesenbelastung für alle Beteiligten und birgt das Risiko, dass kein Patient mehr hingehen mag", warnt Strohmayr. Es brauche Container und Interimsbauten, um die jeweils vom Betrieb genommenen Funktionseinheiten zu ersetzen und den Klinikbetrieb am Laufen zu halten. "Einen Neubau könnte man hochziehen und dann den alten Bestand sukzessive abbauen, das wäre leichter", sagt Strohmayr.

Beim Klinikum Großhadern sind die Beteiligten bereits zu dem Schluss gekommen, dass ein Neubau sinnvoller ist als eine Sanierung des 50 Jahre alten Baus im Münchner Süden. Am dortigen Campus entstehen sechs neue Klinik-Zentren. Das größte staatliche Bauprojekt Bayerns wird mehrere Milliarden Euro kosten. Simone Strohmayr will darauf dringen, dass zumindest die Prüfung eines Neubaus nun auch für die Augsburger Uniklinik noch einmal im Landtag diskutiert wird.

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