Augsburg:Das Tor zur Zukunft

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Die letzten Arbeiten werden gerade fertiggestellt, dann ist der markant geformte Innovationsbogen im Augsburger Innovationspark bezugsfertig. (Foto: Bernd Jaufmann)

Der Innovationsbogen ist das neue Schlüsselgebäude im Innovationspark, der die Wirtschaftsregion Augsburg wettbewerbsfähig halten soll. Die Fassade besteht komplett aus recyceltem Aluminium - das ist weltweit einzigartig.

Von Florian Fuchs, Augsburg

Schon im zweiten Stock sehen Besucher die Berge, wenn sie aus der großen Fensterfront blicken. Der Innovationsbogen steht auf der oberschwäbischen Hochebene, die Sicht ist phänomenal, vor allem ganz oben, im sechsten Stock. Auch der Innenraum ist spektakulär hier oben, die Wände zu beiden Seiten sind abgerundet, ein künftiger Mieter der Bürofläche kann sich alles nach Bedarf einrichten. Wobei der Mieter für diese exklusivste Fläche im ganzen Gebäude schon auch zum weitläufigen Raumangebot passen sollte. "Kleine Büros kann ich mir in diesem Stockwerk nicht vorstellen", sagt Jürgen Kolper, Vorstand der Walter Beteiligungen und Immobilien AG, die den Innovationsbogen gebaut hat.

Eine aus dem Boden aufgehende Sonne soll das Gebäude des Architekten Hadi Teherani symbolisieren. Profaner gesprochen ist es das neue Tor zum Augsburger Innovationspark, einem Ökosystem aus hochklassigen Forschungseinrichtungen und etwa 100 Unternehmen, das für die Zukunft der Arbeitswelt in der wie kaum sonstwo in Bayern von Produktion geprägten schwäbischen Metropole steht. Die Fassade besteht komplett aus recyceltem Aluminium, das ist weltweit einzigartig. Das Dach ist mit 150 verschiedenen Gräsern und Kräutern bepflanzt, es gibt 70-E-Ladeplätze, die Fahrradparkplätze in der Tiefgarage sind durch eine eigene Rampe erreichbar, damit sich Radfahrer nicht mit den Autos in die Quere kommen. Der Innovationsbogen ist das neue Schlüsselgebäude für das Augsburger Schlüsselgebiet, um die Wettbewerbsfähigkeit der Stadt und der Region zu erhalten.

Als Sondergebiet Forschung und Entwicklung hat Augsburg den Innovationspark ausgewiesen. Das Fraunhofer-Institut ist hier, auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Die Unternehmen profitieren von der Nähe zur Universität und damit zu künftigen Arbeitskräften. Die High-End-Arbeitsplätze sollen "die gefährdete Wettbewerbsfähigkeit in der Produktion erhalten", so drückt es Andreas Thiel aus, der als Geschäftsführer der Regio Augsburg Wirtschaft GmbH für die Wirtschaftsförderung im Raum Augsburg zuständig ist. Hier also soll mit momentan mehr als 2000 und künftig bis zu 5000 Arbeitskräften entwickelt und geforscht werden, was in den zahlreichen produzierenden Augsburger Unternehmen anschließend gefertigt wird.

147 Meter lang und 34,5 Meter breit ist das 50 Millionen Euro teure Gebäude, allein 605 Quadratmeter messen die über die Stockwerke verteilten Dachterrassen des Innovationsbogens. Es war der Entwurf, sagt Walter-Vorstand Kolper, der am weitesten über den Bebauungsplan hinausging, der aber trotzdem sofort die Unterstützung der Stadt Augsburg fand. Ein Start-up für Robotik wird einziehen, auch eine internationale Marketingagentur, die weniger auf Einzelbüros als auf Arbeitsplätze im offenen Bereich setzt, die Mitarbeiter zuvor buchen können für den Tag. 40 Quadratmeter pro Mitarbeiter stehen hier theoretisch zur Verfügung, Mittelpunkt des mehr als 300 Quadratmeter großen Arbeitsbereichs ist eine begrünte Rotunde. Die Rechtsanwälte und Steuerberater von Scheidle & Partner im vierten Stock dagegen benötigen eher Ruhe für vertrauliche Gespräche. "Wir haben viele Einzelbüros", bestätigt Partner Quirin Ullmann.

Arbeitsplätze für die nächste Generation

Auf 1500 Quadratmetern wird die alteingesessene Augsburger Kanzlei von Herbst an mit 22 Rechtsanwälten und Steuerberatern sowie 40 weiteren Mitarbeitern einziehen, weg von der Innenstadt hinaus an den Rand von Augsburg, der dennoch bestens angebunden ist. Die Mitarbeiter, so berichtet es Ullmann, freuen sich auf den Umzug, für seine Kanzlei ist der Standortwechsel auch eine Versicherung für die Zukunft. Mit Büroflächen in einem solch modernen Gebäude lassen sich gute Nachwuchskräfte leichter überzeugen, Arbeitsverträge abzuschließen. "Man darf das nicht unterschätzen", sagt Ullmann auch mit Blick auf die Nachhaltigkeit, die Photovoltaik-Module und die Fassade aus recyceltem Aluminium. "Den nächsten Generationen werden solche Aspekte immer wichtiger."

"Innovation Campus" nennt Walter die 130 000 Quadratmeter Flächen im Innovationspark, die das Unternehmen entwickelt. Gleich gegenüber vom Herzstück Innovationsbogen, einmal über die Bürgermeister-Ulrich-Straße, liegt der Walter "Technology Campus". Früher hatte Fujitsu hier seinen Sitz, bevor das Unternehmen Augsburg wie so viele andere große Konzerne verließ. Jetzt soll gleich hier auf etwa 100 000 Quadratmetern in Werkshallen produziert werden, was unter anderem drüben im Innovationspark entwickelt wird. Wobei die Trennlinien nicht ganz so scharf verlaufen: Zum Beispiel das KI-Produktionsnetzwerk Augsburg ist hier angesiedelt, das sich im Zuge der bayerischen High-Tech-Agenda damit beschäftigt, wie künstliche Intelligenz dabei helfen kann, das produzierende Gewerbe im Wirtschaftsraum Augsburg konkurrenzfähig zu halten.

Es solle nicht Zufall sein, wer sich hier mit wem vernetze, um Neues entstehen zu lassen, sagt Andreas Thiel von der regionalen Wirtschaftsförderung. "Sondern wir versuchen die Bedingungen dafür zu schaffen, dem Zufall nachzuhelfen." Insofern freut er sich über weitere Flächen im Innovationsbogen, auf denen sich Unternehmen ansiedeln können. Er spricht wie Jürgen Kolper von der Magnetwirkung, die durch das neue Gebäude weiter verstärkt wird: "Je mehr innovative Unternehmen hier sind, desto mehr werden nachziehen."

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