Corona-Leugner:Pandemie an Praxistür für beendet erklärt: Ärger für Altöttinger Arzt

Lesezeit: 2 Min.

Hans-Ulrich Mayr - der für die AfD im Stadtrat sitzt - ist in seiner Heimatstadt schon mehrmals mit kontroversen Aussagen über das Coronavirus aufgefallen. Nun prüft die Approbationsstelle, ob er seine Zulassung abgeben muss.

Von Julia Bergmann, Altötting

Die Approbationsstelle der Regierung von Oberbayern beschäftigt sich mit dem Fall des Altöttinger Arztes Hans-Ulrich Mayr. Derzeit wird geprüft, ob der Mediziner seine Zulassung abgeben muss, wie Sprecher Wolfgang Rupp bestätigte. Mayr hatte die Corona-Pandemie mittels Aushang an seiner Praxistür für beendet erklärt und offenbar Patienten dazu aufgefordert, ihre Masken abzulegen.

Mayr - er sitzt für die AfD im Altöttinger Stadtrat - ist in seiner Heimatstadt schon mehrmals mit kontroversen Aussagen über das Coronavirus aufgefallen. Er hatte zuletzt eine Patientin in einem Seniorenheim behandelt, ohne dabei einen Mundschutz zu tragen und war deswegen vom Heimleiter aus dem Gebäude geworfen worden.

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Sogar seine Patienten soll Hans-Ulrich Mayr aus Altötting zum Ablegen der Maske aufgefordert haben. Nun droht ihm ein Bußgeld. Und das Ende seiner Zeit als Kassenarzt.

Am 2. Dezember hatte Mayr außerdem ein Plakat an seiner Praxistür befestigt. Darauf stand unter anderem zu lesen: Es sei bewiesen, dass es keine Corona-Pandemie gebe und dass PCR-Tests keine Aussagekraft hätten. Und weiter hieß es: "Wenn Sie weiter eine Maske tragen, sind Sie selber Schuld! Aber bitte nicht in unserer Praxis!" Mehrere Passanten haben sich zunächst beim Landratsamt Altötting über das Plakat beschwert. Die Kreisbehörde gab den Vorfall an den Ärztlichen Bezirksverband Oberbayern weiter. Dort wird nun geprüft, ob Hans-Ulrich Mayr seine Berufspflichten verletzt hat und ob ein Bußgeld erhoben wird. Auch im Landratsamt will man die Sache nicht auf sich beruhen lassen und ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einleiten.

Die Entscheidung des Bezirksverbands und der Ausgang des Verfahrens gegen Mayr werden auch für die Entscheidung der Approbationsstelle eine Rolle spielen, teilte die Bezirksregierung mit.

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Mayr selbst stellt die Vorfälle als Missverständnisse dar. In seiner Stellungnahme an die Bayerische Landesärztekammer beteuert er, er habe die Maske bei der Behandlung der Patientin im Seniorenheim abnehmen müssen, weil er an einer obstruktiven Lungenerkrankung leide. Zur Botschaft an der Praxistür schreibt er: "Das Plakat hatte einen fiktiven Charakter." Was das konkret bedeutet, bleibt unklar. Eine Nachfrage dazu ließ Mayr bisher unbeantwortet.

Dass er die Existenz der Corona-Pandemie abgestritten hat, erklärt Mayr damit, dass er das Wort Pandemie anders definiere als die WHO. Für ihn liege keine Pandemie im epidemiologisch-medizinischen Sinne vor, sondern eine schwere, ansteckende Krankheit. Das Virus nehme er ernst, sagt er. Das Tragen von Masken verbiete er in seiner Praxis auch nicht. Aber: "Wenn ein Patient seine Maske aus gesundheitlichen Gründen abnimmt, rufe ich nicht die Polizei."

Dass Mediziner - mit welcher Begründung auch immer - die Corona-Pandemie leugnen oder mit kontroversen Äußerungen auffallen, komme selten vor, sagte eine Sprecherin der Landesärztekammer. Dennoch seien in jedem Regierungsbezirk mindestens ein oder zwei solcher Ärzte bekannt. Ein Extremfall: Der Kauferinger Arzt Rolf K. soll nicht nur massenweise falsche Atteste zur Befreiung von der Maskenpflicht ausgestellt, sondern bei einer Querdenker-Demonstration auch den Hitlergruß gezeigt haben. Gegen den Mediziner ermittelt die Staatsanwaltschaft Kempten.

© SZ vom 14.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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