Naturschutz:"Eine Kraterlandschaft"

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Von dem vormaligen Gebirgsbach ist nichts mehr übrig: Der Rappenalpbach nach den Baggerarbeiten. (Foto: Udo Schmitz/BN/dpa)

Bei einem Ortstermin zeigt sich Umweltminister Glauber sehr betroffen von dem Naturfrevel im Rappenalptal und verspricht umfassende Aufklärung.

Von Christian Sebald, Oberstdorf

Der Naturfrevel im Rappenalptal südlich von Oberstdorf beschäftigt nun auch die Staatsregierung und den Landtag. "Die Allgäuer Hochalpen sind eine ganz besondere Region, nicht nur für Touristen und Ausflügler", sagte Umweltminister Thorsten Glauber (FW) bei einem Ortstermin am Mittwoch. "Sondern auch als Lebensraum für Gams, Murmeltier und andere besondere Arten." Glauber zeigte sich betroffen von den Zerstörungen, die durch die Ausbaggerung und Planierung des Rappenalpbachs angerichtet worden sind. "Was ein frei mäandernder Gebirgsbach war, ist jetzt eine Kraterlandschaft", sagte er. "Der vormals intakten Natur ist sehr hoher Schaden zugefügt worden." Glauber kündigte an, dass der Naturfrevel "vollumfänglich aufgeklärt wird", und sprach sich dafür aus, alle Ahndungsmöglichkeiten auszunutzen, die das Umweltrecht für ein solches Delikt vorsieht.

Die Grünen fordern, dass der Vorfall Thema im Landtag wird. Die Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Umweltausschusses, Rosi Steinberger, nannte ihn ein "Verbrechen an der Natur" und verlangte eine strenge Bestrafung des oder der Verantwortlichen. Es gehe auch darum, etwaige Nachahmer abzuschrecken. "Wir haben es hier mit einem der schlimmsten Eingriffe in geschützte Gebiete in Bayern zu tun", sagte sie. "Es wird Jahre brauchen, bis sich die Natur von dieser massiven Umweltzerstörung erholt hat - wenn das überhaupt gelingt." Steinberger verlangte einen umfassenden Bericht der Staatsregierung, dazu müsse "der Umweltminister in den Ausschuss kommen".

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Inzwischen befassen sich alle möglichen Behörden mit der Aufarbeitung des Delikts. Glauber hat die Regierung von Schwaben beauftragt, die Dokumentation der Schäden an dem Naturschutzgebiet zu koordinieren und ein Sanierungskonzept zu entwickeln. "Es muss alles unternommen werden, um das Naturschutzgebiet wiederherzustellen", sagte der Minister, "auch wenn das sicher Jahre in Anspruch nimmt und am Ende zweifelhaft ist, ob es gelingt." Es gehe schließlich auch um den Hochwasserschutz für die Unterlieger. Der gesamte Bachlauf ist durch die Baggerarbeiten auf 1,6 Kilometer Länge massiv beschädigt worden. Zugleich betonte Glauber, dass sein Haus, aber auch die Bezirksregierung, das Landratsamt Oberallgäu und die Gemeinde Oberstdorf, auf deren Flur das Rappenalptal liegt, die strafrechtlichen Ermittlungen voll unterstützten.

Das Rappenalptal zählt zu den hochrangigsten Schutzgebieten in Bayern und zwar nach deutschem wie nach europäischen Naturschutzrecht. Aber nicht nur das. Die Ausbaggerung und Kanalisierung des Gebirgsbachs ist außerdem nach dem europäischen Wassergesetz verboten. Begangen hat den Naturfrevel offenbar die Alpgenossenschaft, deren Mitglieder die Alpen in dem Gebiet bewirtschaften. Ihr Vorsitzender verweigert mit Verweis auf die strafrechtlichen Ermittlungen jede Stellungnahme zu den Vorwürfen. Umweltminister Glauber sind die Motive der Älpler schleierhaft. "Danach müssen Sie sie selbst fragen", antwortete er auf eine entsprechende Frage bei seinem Ortstermin.

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