Bayern:Mathe-Abitur: Ministerium sieht keinen Korrekturbedarf

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Weil das diesjährige Mathe-Abitur ihrer Meinung nach zu schwer war, haben mehr als 73 000 Menschen per Internet-Petition gefordert, den Notenschlüssel nachträglich zu senken. (Foto: Claus Schunk)
  • Der bayerische Kultusminister Michael Piazolo will beim Mathematik-Abitur 2019 nicht nachbessern - die Ergebnisse seien offenbar nicht wesentlich schlechter ausgefallen als in den Vorjahren.
  • Mehr als 73 000 Menschen haben in einer Internet-Petition gefordert, den Notenschlüssel nachträglich zu senken, weil die Aufgaben zu schwer gewesen seien.
  • Das Ministerium hat diese Behauptung nun zwei Wochen lang überprüft und dazu auch die Ergebnisse der Erstkorrekturen aus den Schulen abgefragt.

Von Jasmin Siebert und Kassian Stroh

Trotz der heftigen Proteste gegen die diesjährigen Abituraufgaben in Mathematik sieht der bayerische Kultusminister Michael Piazolo keinen Nachbesserungsbedarf. Nach aktuellem Stand schienen die Ergebnisse zwar etwas schlechter auszufallen als in den vergangenen Jahren, sagte Piazolo. Das sei aber noch kein Anlass, in Abiturprüfung oder Bewertung einzugreifen. Bei der Auswahl der Aufgaben, die ein mehrstufiges Kontrollverfahren durchlaufe, sei "hohe Sorgfalt" angewandt worden, sie seien "lehrplankonform" gewesen, sagte Piazolo. Auch während der Prüfung selbst habe es keine besonderen Vorkommnisse oder Rückmeldungen gegeben.

Seit die gut 37 000 bayerischen Abiturienten am 3. Mai ihre Mathematik-Prüfung schrieben, schlossen sich mehr als 73 000 Menschen einer unmittelbar danach gestarteten Internet-Petition an, deren Begründung eher knapp gehalten ist. Darin beklagen sie, dass das Abitur diesmal schwerer gewesen sei als in den Vorjahren, und fordern von Piazolo, den Notenschlüssel nachträglich zu senken - so wie es vor drei Jahren in Niedersachsen schon einmal geschehen sei. Ähnliche Initiativen im Netz wurden auch für andere Bundesländer gestartet.

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Viele Lehrer und Schulleiter hielten diesen Protest von Anfang an für überzogen und bezeichneten die Aufgaben als lösbar, wenn auch textlastig und somit zeitraubend - insbesondere im Themengebiet Stochastik, also Wahrscheinlichkeitsrechnung. Kultusminister Piazolo enthielt sich anfangs einer öffentlichen Bewertung und sicherte den Schülern lediglich zu, ihr Anliegen ernst zu nehmen und die Aufgaben "sorgfältig überprüfen" zu lassen. Sein Ministerium sah sich derweil mit einem Grundsatzproblem konfrontiert: Gäbe es dem Druck der Schüler nach, dürfte es einen Präzedenzfall schaffen, der künftig weitere Prüfungen anfechtbar machen könnte.

Ein weiterer Punkt, der die Sache diffizil machte: Das Mathe-Abitur besteht aus Aufgaben, die von bayerischen Lehrern entworfen wurden, und aus Aufgaben, die aus einem gemeinsamen Pool aller Länder stammen. Dieser wurde vor zwei Jahren geschaffen, um die Noten bundesweit vergleichbarer und die Ergebnisse somit etwas gerechter zu machen. Aus diesem Pool wählen die Kultusministerien der Länder Aufgaben, die sie dann aber noch umarbeiten dürfen, was Bayern beispielsweise getan hat, Hamburg nicht. Eine einzelne Aufgabe, gegen die sich der Protest der Schüler richtet, will man im Ministerium nicht ausmachen können.

Piazolo sagte am Mittwoch, die endgültigen Noten lägen noch nicht vor. Man habe aber die Ergebnisse der Erstkorrekturen an den Schulen abgefragt und ausreichend Rückmeldungen bekommen, um eine Einschätzung abgeben zu können. Diese ergäben Noten, die in einem normalen "Schwankungsbereich" lägen. In den vergangenen Jahren hätten sich die Mathe-Abiturnoten im Schnitt um die Note 3 bewegt. Piazolo sagte, die Bewertungsstandards könne und wolle man nicht einfach verschieben, versprach aber: "Wir behalten die weiteren Entwicklungen im Auge."

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