Umwelt - Düsseldorf:Wasserverbrauch in NRW sinkt: Aber auch weniger Grundwasser

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Der Wasserverbrauch in Nordrhein-Westfalen sinkt seit Jahren. Zugleich bildet sich als Folge von Hitze- und Dürreperioden aber auch immer weniger Grundwasser neu. Das sind zwei Ergebnisse einer Großen Anfrage der Grünen-Landtagsfraktion zur nachhaltigen Wassernutzung. "Wir gehen alle relativ sorglos mit Wasser um, weil wir immer genügend davon hatten", sagte der Umwelt-Sprecher der Grünen, Norwich Rüße, am Mittwoch in Düsseldorf. Der Klimawandel aber zeige: "Wir müssen einiges dafür tun, dass das so bleibt."

Einige Ergebnisse der Großen Anfrage:

Wasserverbrauch: Der tägliche Pro-Kopf-Wasserverbrauch in NRW ist in den vergangenen rund 30 Jahren um knapp 13 Prozent gesunken. Wurden 1987 noch 152,7 Liter Wasser pro Einwohner und Tag verbraucht, waren es 2016 noch 133,1 Liter - ein Rückgang um 19,6 Liter. Grund sei unter anderem, dass es kaum noch Textilindustrie und Färbereien in NRW gebe. Aber auch die Bürger gingen sorgsamer mit Wasser um, und moderne Haushaltsmaschinen sparten Wasser. Ein großer Wasserverbraucher seien aber weiterhin die Kraftwerkstandorte.

Grundwasser: In allen Regionen von NRW bildet sich seit Jahren immer weniger Grundwasser neu. Die Niederschlagsmengen reichen nicht aus, um das Grundwasser etwa nach Hitze- oder Trockenperioden wieder aufzufüllen. Besonders wenig Grundwasser bildete sich in den Jahren 1996, 2009, 2012 und 2018 neu. Seit 1988 zeige die sogenannte Neubildungsrate eine "ganz klar fallende Linie", sagte Rüße. Die Abstände zwischen den Ausnahme-Hitzejahren würden immer kürzer. Im Oktober 2018 seien landesweit an mehr als einem Fünftel der Messstellen "historische Tiefststände" gemessen worden, heißt es in der Antwort der Landesregierung. Tendenziell sei in Zukunft häufiger mit Niedrigwasser- und Wassermangelsituationen zu rechnen.

Wasserspeicher: Grundwasser bildet sich laut Rüße vor allem unter dem Wald, in Tiefebenen und unter Grünland. "Grünland ist ein enormer Wasserspeicher", so Rüße. Allerdings habe sich die Fläche in NRW seit 1970 auf 400 000 Hektar halbiert.

Wasserentnahme: Etwa die Hälfte des in NRW benötigten Wassers wird aus Grundwasser und Quellen gewonnen, 16 Prozent aus Talsperren, und die restlichen 34 Prozent stammen etwa aus Uferfiltraten. In NRW gibt es zudem rund 50 000 private Hausbrunnen zur Eigenversorgung und etwa 10 750 dezentrale Wasserwerke, aus denen Grundwasser gefördert wird.

Landwirtschaft: Sie ist ein wichtiger Wassernutzer, aber es liegen keine verlässlichen Zahlen zum Grundwasserverbrauch der Landwirtschaft vor. Die meisten Betriebe haben eigene Brunnen. Für die Bewässerung von Feldern müssen sie Anträge stellen. Angesichts der Dürrejahre gehen Umweltverbände und die Wasserwirtschaft nach Angaben der Grünen davon aus, dass für die Bewässerung von Anbauflächen größere Mengen Grundwasser gefördert werden müssen.

Getränkeindustrie: Sie verbraucht immer mehr Grund- und Oberflächenwasser. Seit 1990 sei der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch für Mineral- und Heilwasser von 82,7 Liter um 65 Liter auf 147,7 Liter gestiegen - ein Anstieg von rund 78 Prozent. In NRW werden derzeit rund 200 Brunnen von Mineralwasserfirmen und Brauereien genutzt.

Belastungen: Eine der größten Belastungen gehe nach wie vor von Nitrat aus, heißt es in der Vorbemerkung der Anfrage. Rund 40 Prozent der Grundwasserkörper in NRW seien mit Nitrat belastet. Düngen etwa mit Gülle gilt als eine Hauptursache dafür. Bei 31,6 Prozent der Messstellen werde der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) überschritten. In der Spitze würden Werte bis zu 400 mg/l gemessen. Bereits heute müsse das Grundwasser stellenweise aufwendig aufbereitet werden. Angesichts der schlechten Grundwasserqualität hatte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Landesregierungen von NRW und Niedersachsen verklagt.

Maßnahmen: Die Konflikte, wer Grundwasser verbrauchen darf, werden sich nach Einschätzung der Grünen im Zuge des Klimawandels künftig verschärfen. Die schwarz-gelbe Landesregierung müsse daher Strategien für NRW entwickeln. So könnten Flächen entsiegelt werden, damit mehr Niederschlagswasser in den Boden gelangen kann. Genehmigungen für Grundwasserverbrauch müssten angepasst werden. Auch gegen die Belastung des Wassers durch Pestizide, Medikamentenrückstände und Mikroplastik müsse die Landesregierung mehr Initiativen ergreifen.

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