Wirtschaft kompakt:Windbranche sieht sich als Retter in der Not

Keine Angst vor dem Atomausstieg: Die Windenergiebranche ist zuversichtlich, Kapazitäten der Kernkraftwerke rasch ersetzen zu können. Außerdem: Die deutsche Konjunktur brummt. Das Wichtigste in Kürze.

Das klingt selbstbewusst: Die Windenergiebranche sieht sich selbst in der Lage, in wenigen Jahren Ersatz für die derzeit abgeschalteten älteren deutschen Atomkraftwerke bereitstellen. "Die Windenergie kann die Kernenergie ersetzen", sagte der Präsident des Bundesverbandes Windenergie, Hermann Albers, auf der Hannover Messe.

Abendstimmung in Brandenburg

Abendstimmung auf einem Feld mit Windenergieanlagen unweit dem brandenburgischen Jacobsdorf (Oder-Spree): Die Branche sieht ihre Zeit gekommen.

(Foto: dpa)

"Wenn wir zu einem Zubau von 3.500 Megawatt Windenergie pro Jahr zurückkehren, reichen zwei bis drei Jahre, um die abgängigen Kapazitäten der alten Kernkraftwerke auszugleichen", sagte er.

Nach einer neuen Studie zum gesamten Potenzial der Windenergie können in Deutschland an Land errichtete Windkraftanlagen sogar bis zu 65 Prozent des derzeitigen Strombedarfs bereitstellen.

Für die Studie hat das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) im Auftrag des Windenergieverbandes alle in Deutschland zur Windstromerzeugung nutzbaren Flächen bestimmt.

Allein auf zwei Prozent der Fläche Deutschlands könne man mit der heutigen Technik Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 198 Gigawatt installieren, sagte Verbandspräsident Ahmels weiter. Bei einer Stromerzeugung von 2.000 Volllaststunden brächten diese Anlagen einen Ertrag von 390 Terawattstunden, was 65 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs entspreche. Damit könnten Windkraftanlagen nicht nur die jährliche Erzeugung aller deutschen Kernkraftwerke von 140 Terawattstunden ersetzen, sondern auch die Erzeugung eines Teils der Kohlekraftwerke.

OECD: Deutsche Wirtschaft verdoppelt Wachstum

Die deutsche Wirtschaft hat ihr Wachstum im ersten Quartal einer Prognose der OECD zufolge mehr als verdoppelt. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte mit einer Jahresrate von 3,7 Prozent gewachsen sein, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in einem Zwischenbericht mit (englischsprachiges PDF).

Im Schlussquartal 2010 waren es aufs Jahr hochgerechnet lediglich 1,5 Prozent, weil der strenge Winter die Baubranche stark behinderte. Von den sieben führenden Industrieländern (G7) wird lediglich Kanada mit 5,2 Prozent ein noch stärkeres Wachstum zugetraut. Ihr hohes Tempo wird die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung der Organisation aber nicht halten. Für April bis Juni wird ein deutlich geringeres Plus von 2,3 Prozent vorausgesagt. Kanada (3,8 Prozent), die USA (3,4) und Frankreich (2,8) dürften dann schneller wachsen.

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) ist bisher von 2,3 Prozent Wachstum auf Jahressicht ausgegangen - doch jetzt kann auch er sich mehr vorstellen. "Es würde mich nicht wundern, wenn es höher wird", sagte er in Berlin.

Schweden empört über hohe Abfindungen an deutsche Vattenfall-Manager

Schwedens Öffentlichkeit ist empört: Der Energiekonzerns Vattenfall hat ehemaligen deutsche Spitzenmanagern hohe Abfindungen gezahlt. Der Staatskonzern sieht sich deswegen mit einem parlamentarischen Nachspiel konfrontiert.

Am Wochenende hatte Vattenfall bestätigt, dass an drei entlassene Ex-Manager des deutschen Tochterunternehmens Vattenfall Europe Abfindungen von zehn Millionen Euro ausgezahlt worden sind - obwohl die Betroffenen teils nur einige Monate im Amt waren. Unter anderem hatte der frühere Chef von Vattenfall Europe, Hans-Jürgen Cramer, 2008 nach nur fünf Monaten eine Abfindung von 2,4 Millionen Euro erhalten.

Die oppositionellen Grünen im Stockholmer Reichstag haben deshalb den parlamentarischen Verfassungsausschuss einberufen. Er soll untersuchen, ob die schwedische Regierung ihre Aufsichtspflicht verletzt hat. Ein Sprecher der Grünen nannte die Zahlungen "Phantasieboni". Vattenfalls Geschäftsführung begründete die Höhe mit der in Deutschland üblichen Praxis. In Schweden sind bei Staatsunternehmen Abfindungen deutlich engere Grenzen gesetzt.

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