Bedrohtes Welterbe Great Barrier Reef:Korallen auf der Kippe

Das berühmteste Korallenriff der Welt ist in Gefahr. Dennoch setzt das Unesco-Welterbekomitee das Great Barrier Reef nicht auf seine "Rote Liste" - noch nicht.

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Great Barrier Reef

Quelle: dpa

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Es ist die größte von Lebewesen erschaffene Struktur der Welt, Vielfalt und Artenreichtum sind beeindruckend - ebenso das Ausmaß der Gefährdung. Die Rede ist vom Great Barrier Reef vor der Nordostküste Australiens. Nach Einschätzung von Umweltschützern ist das Korallenmeer von der Zerstörung bedroht. "Ich gebe dem Riff keine weiteren 30 Jahre, wenn sich nicht sofort etwas ändert", sagt die Meeresexpertin von Greenpeace, Sandra Schöttner. Nun aber habe das Unesco-Komitee Australien "erneut die dunkelrote Karte gezeigt".

Tagung des Unesco-Welterbekomitees

Quelle: dpa

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An diesem Mittwoch fasste das Welterbekomitee der Vereinten Nationen, das aktuell in Bonn seine Jahrestagung abhält, einen Beschluss, wie es mit dem Great Barrier Reef weitergeht: Noch kommt es nicht auf die Rote Liste.

Allerdings forderte das Unesco-Welterbekomitee die australische Regierung auf, bis Dezember 2016 einen Bericht vorzulegen. Darin müssten Fortschritte beim Schutz des weltgrößten Korallenriffs nachgewiesen werden.

Seit 1981 gehört das Korallenriff zu den Welterbestätten - doch seitdem hat sich Australien kaum darum gekümmert, das Naturschutzgebiet auch tatsächlich für die Menschheit zu erhalten. Seit vier Jahren steht das Riff daher unter besonderer Beobachtung der UN.

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Das Great Barrier Reef besteht aus etwa 3000 einzelnen Riffen und 900 Inseln und zieht sich über 2 300 Kilometer entlang der Ostküste Australiens. Es ist die Heimat von mehr als 1500 Fischarten, 350 Stein- und 80 Weichkorallenarten. Hier kommen sechs von sieben Arten Meeresschildkröten vor, ebenso die vom Aussterben bedrohten Dugong-Seekühe.

CORAL COVER STUDY GREAT BARRIER REEF

Quelle: EPA/AIMS/Ray Berkelmans/dpa

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Tot, verkalkt, keine Spur mehr von der einstigen Farbpracht: Zwei Zyklone und die Invasion des aggressiven Dornenkronen-Seesterns haben die Korallen drastisch minimiert. Seit 1985 ist die Hälfte der Korallendecke abgestorben, insgesamt sind nur noch 14 Prozent der ursprünglichen Fläche verblieben, wie Forscher herausgefunden haben.

Wider Image - Great Barrier Reef At Risk

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Doch die Hauptbedrohung für das Riff geht von menschengemachten Gefahren aus. Die Erwärmung der Meere, die Verschmutzung des Wassers durch Einleitungen aus australischen Flüssen und durch Kohlebergbau an der Küste sind die größten Probleme für das sensible Ökosystem.

Australien gehört zu den größten Klimasündern der Welt, die konservative Regierung von Tony Abbott hat sich massiv für den Ausbau eines Kohlehafens eingesetzt - der in unmittelbarer Nähe zum Riff liegt. Vergangenen Juli wurde ein gigantisches Bergbau-Projekt genehmigt.

Im Bild: Am Hafen von Gladstone wird ein großes Frachtschiff mit Kohle beladen

Unesco-Welterbe Great Barrrier Reef in Australien

Quelle: REUTERS

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Schon bei der Jahrestagung im vergangenen Jahr hätte das Gremium der UN-Kulturorganisation das Great Barrier Reef beinahe auf die "Rote Liste" der gefährdeten Welterbestätten gesetzt.

Der australische Umweltminister Greg Hunt sagte, Australien habe nach dem letzten Warnschuss der Unesco in 18 Monaten erreicht, was normalerweise ein Jahrzehnt dauern würde. Die Wasserqualität habe sich schon verbessert. "Aber es gibt mehr zu tun", räumte er ein.

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Der Grund für das Zögern der Unesco: Australien hatte vor der Sitzung einen Plan vorgelegt, wie die Zerstörung des Great Barrier Reef gestoppt, der Erhalt sichergestellt werden soll. Angeblich meint es die Regierung in Canberra diesmal ernst, die Australier sind mit einer großen Delegation unter Leitung von Umweltminister Hunt nach Bonn gereist.

Das bis zum Jahr 2050 reichende Schutzprogramm sieht vor, die Wasserverschmutzung in den kommenden zehn Jahren um 80 Prozent zu reduzieren. Das Versenken von Aushub in dem Gebiet wurde verboten. Außerdem soll die Hafenentwicklung in der Region begrenzt werden.

Im Bild: Sonnenuntergang vor Lady Elliot Island

Wider Image - Great Barrier Reef At Risk

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Das Great Barrier Reef gehört zu den wichtigsten Touristenattraktionen des Landes. Etwa zwei Millionen Besucher wollen jedes Jahr das Riff sehen. Womöglich ist dies das entscheidende Argument, das die australische Regierung nun doch zum Umdenken gebracht hat.

Es bleibt zu hoffen, dass der internationale Druck wirkt - und beim nächsten Unesco-Welterbe-Treffen bessere Nachrichten verbreitet werden können.

Wider Image - Great Barrier Reef At Risk

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Der WWF-Experte Günter Mitlacher kommentierte, das Komitee habe Australien "quasi eine 18-monatige Bewährungsfrist" eingeräumt. Bis zum 1. Dezember 2016 müsse die Regierung nun konkrete Fortschritte nachweisen: "Was die Versprechungen wert sind, wird sich erst unter Wasser zeigen."

Im Bild: Eine Schildkröte hält in einer Lagune Ausschau nach Futter, Schnorchler sind auf der Suche nach seltenen Tierarten

© Süddeutsche.de/dpa/sks/cag/rus
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