Gilching:Gilchinger stimmen gegen Aldi-Lager

Der Bürgerentscheid am Sonntag ergibt eine klare Mehrheit gegen ein Logistikzentrum des Discounters beim Gewerbegebiet an der Autobahn.

Christian Deussing

Gilching- Der Aldi-Konzern muss einen anderen Standort für sein geplantes Auslieferungslager suchen. Auf Gilchinger Flur ist er jedenfalls unerwünscht. Das hat der Bürgerentscheid am Sonntag sehr deutlich ergeben, bei dem bei hoher Wahlbeteiligung fast eine Zwei-Drittel-Mehrheit gegen ein Logistikzentrum nahe dem Gewerbegebiet an der Lindauer Autobahn gestimmt hat. Die Bürger stützen damit eine frühere Entscheidung des Gemeinderats, der einen Neubau auf einer bisher landwirtschaftlich genutzten Fläche abgelehnt hat. Aldi nimmt nun Gespräche mit Gautinger Gemeinderäten auf.

Zu entscheiden war am Sonntag, ob ein Bauleitverfahren für das Logistikzentrum eingeleitet wird. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis haben 63,2 Prozent mit Nein gestimmt, 36,8 Prozent mit Ja. Mit diesem Ergebnis hat die Initiative für Aldi nicht einmal das notwendige Quorum geschafft. Insgesamt 13 000 Stimmberechtigte waren zu der Abstimmung aufgerufen, beteiligt haben sich 53 Prozent; damit war die Beteiligung fast so hoch wie bei der jüngsten Kommunalwahl. Viele Gilchinger haben wohl einen Besuch des gestrigen Marktsonntags mit einem Abstecher in ihr Wahllokal verbunden. Rege wurde auch die Möglichkeit der Briefwahl genutzt. Am Freitag lagen rund 1500 ausgefüllte Stimmzettel im Rathaus vor.

Sichtlich enttäuscht verfolgte Aldi-Projektleiter Michael Klöter im Rathaus die Auszählung der Stimmen. Das Ergebnis ist für ihn "überraschend eindeutig". Das Projekt auf dieser Fläche sei damit erledigt. Er werde aber die "Gautinger Option" als Plan B am kommenden Wochenende bei einer Tagung mit den Gemeinderäten in der Nachbargemeinde besprechen. Denkbar wäre ein Bau des Auslieferungslagers direkt neben dem bisher vorgesehenen Gelände, aber nur auf Gautinger Flur. Mit dem Grundbesitzer, dem auch die bislang vorgesehene Fläche gehörte, werde nun verhandelt. Aldi habe bereits 300 000 Euro unter anderem in Notarkosten und Bodenuntersuchungen investiert, sagte Klöter, "das Geld ist jetzt leider weg". Matthias Vilsmayer, Sprecher der Pro-Aldi-Initiative sagte säuerlich, ob die Entscheidung gut für Gilching sei, werde man noch sehen.

Zufrieden sind dagegen Christian Winkelmeier und Michael Rappenglück von den Aldi-Gegnern. Sie erklärten in einem schriftlichen Statement, dass ihre kritische Sicht auf das Projekt zu einem Umdenken geführt habe. "Wir werden nun alle Hebel in Bewegung setzen, damit dieses Projekt auch auf Gautinger Grund nicht gebaut werden darf", kündigen sie an, denn sie sind der Ansicht, dass das Logistikzentrum auch in der Nachbargemeinde im Landschafts- und Wasserschutzgebiet sowie im Bannwald nicht verwirklicht werden könne. Der schärfste Kritiker der Pläne, der Steuerberater Alfred Gesierich, zeigte sich von dem klaren Ergebnis nicht überrascht, denn den Gilchingern sei klar geworden, dass der Schaden größer wäre als der Nutzen. "Aldi hat wohl nicht mit diesem Engagement der Bürger gerechnet", glaubt er.

Gilchings Bürgermeister Manfred Walter (SPD) sagte, das Ergebnis habe sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet. Es sei ein deutliches Signal, "dass die Gilchinger dieses Projekt an dieser Stelle nicht wollen". Angesicht der hohen Wahlbeteiligung sei das Ergebnis repräsentativ.

Der Aldi-Konzern hatte im Juni 2010 die 12,5 Hektar große Fläche, die an das Gilchinger Gewerbegebiet grenzt, als Bauerwartungsland von dem Landwirt und CSU-Kreisrat Max Stürzer erworben. Dieser neue Stützpunkt sollte das bisherige Warenlager in Eichenau im Landkreis Fürstenfeldbruck ersetzen, wo der Platz nicht mehr ausreicht und auch keine ausreichenden Erweiterungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Von dem Gilchinger Standort aus sollten nach den Aldi-Plänen künftig bis zu 50 Filialen beliefert werden; bisher sind es 37.

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