Bernried:Maulwurf und Verhaspel-Stoiber

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Witze und Versprecher würzen die Eröffnung der neuen Chagall-Ausstellung im Buchheim-Museum

Gerhard Fischer

Chagall-Vernissage im Buchheim-Museum Bernried Das Buchheim-Museum in Bernried präsentiert Bilder von Marc Chagall. Hier Fotos von der Vernissage mit Didi Buchheim, Charlotte Knobloch und dem Ehepaar Stoiber. (Foto: STA Franz Xaver Fuchs)

BernriedEdmund Stoiber legte seinen Kopf schief, wie er es immer tut, wenn er an einem Podest steht und Geschichten erzählt. Er schürzte die Lippen und redete schmunzelnd, wie er es immer tut. Diesmal sprach er von der Genese des Buchheim-Museums, er erzählte von der Bürgerversammlung in Feldafing, wo Lothar-Günther Buchheim seine Kritiker als "Schilf- und Gullyratten" beschimpfte. Das Museum wurde nicht in Feldafing gebaut, es kam schließlich, so Stoiber, "hierher nach Berlin, äh, Berli . . . n, äh, Bernried".

Chagall-Vernissage im Buchheim-Museum Bernried Das Buchheim-Museum in Bernried präsentiert Bilder von Marc Chagall. Hier Fotos von der Vernissage mit Didi Buchheim, Charlotte Knobloch und dem Ehepaar Stoiber. (Foto: STA Franz Xaver Fuchs)

Die Leute lachten. Da war er wieder, der Verhaspel-Stoiber; den die Menschen mittlerweile mögen; den der Kabarettist Krebs parodiert; dessen In-Zehn-Minuten-am-Flughafen-Rede zum bayerischen Kulturgut gehört.

Am Sonntagabend fand im Buchheim-Museum die Vernissage zur Chagall-Ausstellung "Leben und Lieben" statt. Es ist die erste Schau, die der neue Direktor Daniel J. Schreiber zu verantworten hat, deshalb sprachen Promis wie Stoiber oder Charlotte Knobloch, die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, und deshalb kamen Hunderte Schaulustige, so dass die Stühle im Museum nicht für alle reichten. Viele mussten stehen.

Stoiber kam, weil er sich stets für das Museum eingesetzt hatte, und weil er heute, als Ex-Ministerpräsident, der Vorsitzende des Stiftungsrates ist. Mit der Witwe Diethild Buchheim ist er offenbar per Du, denn er sprach sie mit "liebe Ditti" an.

Diethild Buchheim sagte "lieber Herr Ministerpräsident", und man guckte sich um, ob Seehofer sich im Raum befand. Aber sie meinte Stoiber. Die Witwe hielt eine lustige Rede, sie lobte die anwesende Band "Die Salonlöwen" dafür, dass sie abends nicht "vor dem Fernseher flacken" (hochdeutsch: liegen), sondern fleißig übten. Sie hielt sich kurz, sagte aber auch, sie lasse sich "keinen Maulwurf umhängen". Das war kein Versprecher wie bei Stoiber. Das war ein Witz. Übrigens: Nicht nur Diethild Buchheim sprach Stoiber mit "Herr Ministerpräsident" an, Charlotte Knobloch machte es auch, und Direktor Schreiber ebenso. Das musste wirklich nicht sein. Man muss nicht kniefällig werden.

Knobloch hielt ansonsten eine großartige Rede über den Juden Marc Chagall, der fliehen musste und Freunde und Verwandte im Holocaust verlor; der aber nicht aufgab und Bilder malte über das Leben und die Liebe; der später auch in Deutschland ausstellte. "Er schuf ein Werk für die Aussöhnung und die Verständigung unter den Völkern", sagte sie.

Daniel J. Schreiber meinte, er sei begeistert von der "farblichen Strahlkraft" der Bilder Chagalls. "Es gibt ja auch Kunsthistoriker, die sie als belanglose Blümchenmalerei abtun", sagte er, "aber das ist grundfalsch. Die Bilder folgen einem ausgeklügelten ikonografischen System". Auch Schreiber erzählte Anekdoten, wie Stoiber es tat, und auch er versprach sich. Als er darüber redete, wie er mit Diethild Buchheim über die Ausstellung diskutierte, meinte er: "Ich sagte zu ihr, niemand kennt die Buchheim-Sammlung so gut wie ich." Wie Sie wäre richtig gewesen.

© SZ vom 12.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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