Nach der Rathausparty:Polizei sieht kein Problem bei jungen Flüchtlingen in Diskotheken

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Vielen gefiel es beim diesjährigen Rathaus-Clubbing - dass es sexuelle Übergriffe gab, wurde erst später bekannt. (Foto: Catherina Hess)
  • Münchens Bürgermeister Josef Schmid (CSU) hat erst aus dem Bericht der Süddeutschen Zeitung von den Übergriffen auf der Rathausparty erfahren.
  • Schmid kritisiert das Verhalten von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und fordert Aufklärung und Prävention.
  • Die Polizei kommt zu dem Schluss, dass es keine grundsätzliche "Problematik Flüchtlingsgruppen - Diskotheken - Sexualdelikte" gibt.

Von Heiner Effern und Susi Wimmer, München

Nach dem SZ-Bericht über zwei Übergriffe von Flüchtlingen bei einer Party für 18-Jährige Ende Oktober im Rathaus zeigt sich die CSU beunruhigt - und auch verschnupft. Die Partei, allen voran Bürgermeister Josef Schmid, erfuhr erst aus der Zeitung von den über vier Wochen zurückliegenden Vorfällen im eigenen Haus.

"Ein parteiübergreifender und transparenter Umgang müsste selbstverständlich sein", meinte Schmid und kritisierte damit indirekt das Verhalten von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der sich zu den Übergriffen geäußert hatte. Nun fordert die CSU Aufklärung und Prävention für künftige Veranstaltungen - letzteres hat Reiter aber auch bereits angekündigt. Die Polizei erklärte zudem, dass man bislang mit dem Verhalten von jungen Flüchtlingen in Diskotheken keine Probleme gehabt habe.

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Jedes Jahr lädt Oberbürgermeister Reiter 18-jährige Münchner ins Rathaus zum Feiern ein. Diesmal kam es zu zwei Übergriffen von Flüchtlingen an jungen Frauen.

Von Heiner Effern und Susi Wimmer

Laut Polizeipräsidium hat es im Jahr 2016 abgesehen von dem Vorfall auf der Rathaus-Party lediglich ein einziges Sexualdelikt in einer Münchner Disco gegeben, bei dem ein Flüchtling als Täter geführt werde. Es handle sich um eine sexuelle Nötigung am 15. Juli. Die Geschädigte hatte sich damals nicht an die Polizei gewandt, sondern dem Innenministerium den Vorfall mitgeteilt.

Nach SZ-Informationen wurde in der Beschwerde behauptet, dass im Club Backstage junge Mädchen von "nicht europäisch aussehenden Männern" ständig angetanzt und an Busen und im Schritt begrapscht würden. Die Polizei allerdings konnte diese Vorwürfe nicht verifizieren. Sie kommt zu dem Schluss: "Eine Problematik Flüchtlingsgruppen - Diskotheken - Sexualdelikte gibt es nach hier vorliegenden Erkenntnissen nicht."

Bei der Rathaus-Feier für gerade Volljährige am 29. Oktober war es laut den Schilderungen von jungen Frauen zu Übergriffen gekommen. Eine junge Frau berichtete von jungen Männern, die sie und ihre Freundinnen in einem sehr vollen Dance-Floor aggressiv angetanzt und kein "Nein" akzeptiert hätten, bis die Mädchen von der Tanzfläche verschwanden.

Danach trafen sie auf fünf andere junge Männer, die sie ansprachen. Als sie nicht reagierten, sollten sie in einen leeren Saal gezogen werden, wo zuvor Filme gezeigt worden waren. Drei Security-Mitarbeiter gingen dazwischen. Alle Vorfälle ordnete die junge Frau Flüchtlingen zu. Schlimmer erging es einer anderen 18-Jährigen, die später am Abend massiv sexuell attackiert wurde.

Insgesamt protokollierte die Polizei drei Einsätze beim Rathaus-Clubbing: Gegen 0.05 Uhr mussten Beamte renitente Jugendliche zum Gehen überreden, vier widersetzten sich und erhielten einen Platzverweis. "Laut den eingesetzten Beamten handelte es sich um heranwachsende Flüchtlinge, beziehungsweise Asylbewerber", sagt die Polizei. Im Rathaus geht man davon aus, dass genau diese jungen Männer zuvor die Mädchen in den Kinosaal zerren wollten.

Gegen 0.35 Uhr wurden Polizisten außerdem zu einer Streitigkeit zwischen zwei jungen Männern aus Afghanistan gerufen. Und zwei Stunden später griff der 18-jährige geduldete Asylbewerber aus Syrien das Mädchen körperlich an und versuchte sie zu küssen. Er wurde festgenommen, wegen sexueller Nötigung angezeigt und später wieder entlassen.

© SZ vom 02.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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