Rodelberge und Langlaufloipen:Endlich Schnee

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Aus der Bahn! Wer sich im Unterhachinger Ortspark traut, von ganz oben zu rodeln, der kann in der Mitte sogar abheben. (Foto: Claus Schunk)

Im Landkreis gibt es viele Möglichkeiten, dem Winter sportlich zu begegnen. Das gilt für Kinder genauso wie für Erwachsene.

Von SZ-Autoren

Der Winter ist da! Und es wird Zeit für ein paar sportliche Betätigungen, die in die Jahreszeit passen. Wer sich nicht durch den Stau in die bekannten Wintersportgebiete der Alpen quälen will, findet durchaus im Landkreis Möglichkeiten für nette winterliche Leibesübungen. Noch geht nicht alles, was bei Schnee und Eis Spaß macht. Und einen Skilift gibt es hier auch nirgends. Aber Skilanglauf ist schließlich auch eine Option "Es hat ja immerhin geschneit", wie der Loipenbeauftragte Hans Ruppenstein von den Altschützen Baierbrunn auf deren Internetseite anmerkt. Das heißt; Ein bisschen mehr darf es schon noch sein, der Wetterbericht stimmt in dieser Hinsicht aber optimistisch und die erste Loipe zwischen Sauerlach und Oberhaching ist trotz noch dünner Schneedecke bereits gespurt. Man mag es kaum glauben, aber der Landkreis München hat neben allgemeinem Rodelvergnügen auf diversen Schlittenbergen eine erstaunliche Historie in Sachen Wintersport. Auf der Eierwiese in Grünwald hat es einst eine Skisprungschanze gegeben und die Spielvereinigung Unterhaching kann mit ihrer Bobabteilung durch Christoph Langen und Susi Erdmann auf olympische Erfolge zurückblicken. Was aber immer geht im Landkreis: Eislaufen. Denn selbst, wenn das Landratsamt wie derzeit noch vor dem Betreten der zugefrorenen Seen warnt: Auf den künstlichen Eisflächen in Ottobrunn und Unterschleißheim kann man gefahrlos seine Runden drehen.

Skilanglauf

Ein bisschen Grün spitzt zwar noch raus, doch das hielt am Feiertag die Langlauffans nicht davon ab, schon mal die Latten unterzuschnallen und sich in die Loipe zu begeben. Während zwischen Oberhaching und Sauerlach entlang der S-Bahn schon gespurt ist, wartet man anderorts noch auf mehr Weiß von oben. "Frost und verwehter Schnee haben vermutlich eine brauchbare Unterlage geschaffen. Wir warten geduldig, bis darüber genug Schnee da ist", schreibt Hans Ruppenstein. Seit fünf Jahren ist er für die Loipe zwischen Buchenhain und Baierbrunn verantwortlich.

Jetzt gehört der Weg den Langläufern. Die erste Loipe zwischen Oberhaching und Sauerlach ist gespurt. (Foto: Claus Schunk)

Neben den Einheimischen probieren vor allem Neueinsteiger, insbesondere Familien den Langlauf südlich der Stadtgrenze aus. Denn die Distanz ist überschaubar: Abhängig vom Schnellfall variiert die Runde zwischen fünf und sechs Kilometern. "Da der Großteil der Strecke über Äcker verläuft, brauchen wir einen ordentlichen Untergrund. 30 Zentimeter Schnee sind da schon erforderlich", erklärt Ruppenstein. Für Leistungssportler, die ihre Grenzen austesten wollen, ist die ebene Strecke offenbar nichts. "Es ist etwas für den entspannten Läufer, der gerne mal eine Pause einlegt", sagt er. Das lohnt sich allein wegen der Landschaft zwischen den Einstiegen an der Schornerstraße im südlichsten Teil von Baierbrunn und dem Schuldweg im Gewerbegebiet in Buchenhain. Im angrenzenden Forstenrieder Wald zeigt sich der Winter mit Schnee bedeckten Fichten und Buchen von seiner schönen Seite.

Weniger gemächlich geht es hingegen auf der Loipe in Höhenkirchen-Siegertsbrunn zu. Obwohl die Strecke auch eben verläuft, können ambitionierte Wintersportler hier in einen Adrenalinrausch geraten. "Meistens kommt sie in der Länge auf neun Kilometer und die kann man entlang heizen", erklärt Hubert Schmidt. Seit fast 15 Jahre organisiert der 47-Jährige den Skilanglauf auf der Waldlichtung an den Ortsgrenzen. Die Besonderheit dieser Langlaufbahn: "Es gibt mehrere Möglichkeiten abzuzweigen. Deswegen kann man sie so laufen, dass man keinen Weg zwei Mal fährt." Neben dem Leistungswillen punktet vor allem der Rundlauf der klassischen Loipe bei den Besuchern. "Einerseits kann man Siegertsbrunn umrunden, andererseits kann man bis nach Wächterhof im Norden hochfahren", sagt Schmidt. Gewiss sei die Kirche in Siegertsbrunn der ideale Startpunkt, durch die vielen Ausfallstraßen gibt es aber mehrere Möglichkeiten einzusteigen. "Die gute Anbindung der S-Bahn in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, als auch am Wächterhof locken Stadtbewohner natürlich an."

Eisstockschießen

Stockschießen ist so etwas wie ein bayerischer Volkssport. Bereits im 13. Jahrhundert soll das Spiel von Skandinavien in den Alpenraum gekommen sein. Im hohen Norden spielt man es natürlich auf dem Eis - in Bayern, wo die Winter immer wärmer und Frost immer seltener werden, übt die Stockschützenabteilung Taufkirchen auch in der kälteren Jahreszeit auf dem Asphalt. Schnee ist den Schützen sogar eher im Weg - denn für sie heißt das: erst einmal alle sieben Bahnen räumen, bevor es losgehen kann. Wer es ausprobieren möchte, kann dienstags oder donnerstags von 19 bis 21 Uhr zum Training am Postweg kommen (Anmeldung unter Telefon 089/612 71 93). Und dann wagt man sich vielleicht auch schon mit ein paar Freunden auf den Mittelkanal beim Oberschleißheimer Schloss. Da werden zwar keine Bahnen präpariert, trotzdem ist dort im Winter immer viel los. Schlittschuhfahrer, Eishockeyspieler und natürlich Eisstockschützen probieren sich dort. Denn der Kanal ist recht flach und friert im Winter schnell zu. Trotzdem sollte man vorsichtig sein - wer das Eis betritt, tut das auf eigene Gefahr.

Das Eis knackt noch gefährlich auf dem Deininger Weiher. (Foto: Claus Schunk)

Für Senioren, die Spaß am Eisstockschießen haben, gibt es im Ottobrunner Eisstadion bei jeder Witterung die Möglichkeit dazu: montags von 10 bis 13 Uhr, mittwochs von 11.30 bis 14 Uhr und donnerstags von 11 bis 13 Uhr können sie hier mit- und gegeneinander spielen. Am Deininger Weiher haben sich trotz aller Warnungen die Eisstockschützen des FC Deisenhofen am Freitag doch schon auf das Eis gewagt. Und prompt ist einer der Sportler am Rand des Sees durch die noch dünne Eisschicht gebrochen. Gespielt wurde trotzdem, "auf eigene Gefahr", wie ein Schild ausdrücklich hinweist.

Schlittenverleih

Schlitten kaufen war gestern. Zumal das winterliche Gefährt das ganze Jahr über zu nichts nutze ist und in Keller oder Garage jede Menge Platz versperrt. Ulrich Rüger aus Unterhaching glaubt, hier eine Marktlücke entdeckt zu haben. Bei dem 47-Jährigen kann man seinen Schlitten einfach ausleihen. Und noch dazu bekommt man dadurch die Möglichkeit, auf dem neuesten Modell, einem flotten Tourenrodel, den Hang hinunter zu sausen. Fünf Minuten dauert das Ausfüllen des Online-Formulares, ein Klick um die Bestellung abzuschicken und direkt wird diese via Mail bestätigt: Mit seinem Onlinegeschäft "Outdooractive" verleiht Rüger seit fünf Jahren diverse Wintersportgeräte, von Ski über Scheeschuhe bis hin zu den Schlitten. Für 14 Euro am Tag bekommt der Rodler wahlweise einen Tourenschlitten aus Holz oder den klassischen Davoser Schlitten, den viele noch aus ihrer Kindheit kennen. Sobald das Geld per Paypal für die Buchung eingeht, informiert Rüger die Kunden mit einer Mail über den Standort der Schlitten. "Die Rodel werden dann in Schließfächern verstaut", sagt Rüger, die er an verschiedenen Standorten eingerichtet hat. Die Idee sei ihm eher zufällig gekommen: Aus Ärger darüber, einen Schlitten ohne Testfahrt kaufen zu müssen. "Für einen neuen Tourenrodel zahlt man an die 200 Euro", sagt Rüger. Das Fahren damit sei ganz anders. Während sich die körperliche Aktivität beim klassischen Altrodel darauf beschränkt, das Gleichgewicht zu halten, um die gesamte Abfahrt nicht runterzustürzen, fordert der Tourenschlitten von seinem Fahrer mehr: Hier ist Koordination gefragt. Über zwei Bänder lässt sich dieser lenken und gewinnt durch seine enorme Leichtigkeit an Geschwindigkeit. Was Rüger an der sportlichen Variante besonders schätzt: "Man kann mit dem Tourenschlitten auch driften." Experimente, die an die Zeit als Fahranfänger erinnern, lassen sich also auch im Schnee umsetzen Neben dem Spaßfaktor, zählt offenbar die sportliche Fitness für seine Kundschaft. "Rodeln ist ein super Training und sehr gesundheitsfördernd, da sämtliche Muskelgruppen beansprucht werden", erklärt Rüger.

Rodel aus dem Schließfach. Ulrich Rüger verleiht in Unterhaching Schlitten. (Foto: Claus Schunk)

Rodeln

Obwohl das Trio schon seit Stunden, inzwischen völlig verschwitzt den Rodelberg hinunter saust, hat es noch nicht genug vom Schlittenfahren. Fabian,13, und seine Geschwister Carina,11, und Leon, 9, kommen aus Taufkirchen und besuchen in den Ferien ihre Großeltern Ingrid und Karl Walert in Unterhaching. "Oma und Opa ist es häufig zu kalt. Wir überreden sie aber, in den Ortspark zu gehen", erklärt Leon. Während die Enkel mit dem neusten Trend unter den Schlitten, der sogenannten "Alpengaudi", einer Plastikschale, auf die man sich wahlweise setzen oder stellen kann, die Hügel runterjagen, verweilen die Großeltern auf einer höher gelegenen Parkbank. "Es ist richtig romantisch hier: Man hat einen tollen Ausblick auf den Park und Ort", sagt Oma Walert. Erst wenn ihre Enkel vor Erschöpfung beinahe umfallen, wärmen sie sich ganz in der Nähe, in einem türkischen Lokal auf. "Die Kinder sagen, hier gibt es den besten Döner. Der Döner danach ist daher zur Tradition für uns geworden", sagt sie.

Die schnelle Talfahrt funktioniert auch auf dem Holzschlitten. (Foto: Claus Schunk)

Daheim, in der warmen Stube, könnte er jetzt auch seine Zeit verbringen: Aber das ist ein Ort, der für Hans Wesnitzer in den nächsten Tagen womöglich selten in Frage kommt. "Wir sind täglich hier, da wir nur drei Minuten vom Ortspark entfernt wohnen", erklärt der Familienvater während Tochter Pia sich unbekümmert im Schnee wälzt. Gelegentlich wird dabei dann auch eine Flasche Sekt aufgemacht. "An Geburtstagen oder noch zu Silvester haben wir hier am Rodelhügel schon oft angestoßen", sagt Wesnitzer. Sind mal keine Nachbarn zum Plaudern da, schwingt der 50-Jährige sich auch gerne mal selbst auf den Holzschlitten: "Ich bin hier selbst zum ersten Mal gerodelt", erklärt Wesnitzer und feuert Pia vom Rand aus an. Um Frostbeulen vorzubeugen, wird er für ein paar Stunden lieber wieder zum Kind.

Schlittschuhlaufen

Die Bässe von AC/DC wummern aus den Lautsprechern des Eisstadions Ottobrunn, zahlreiche Schlittschuhläufer drehen dazu auf dem Eis ihre Runden. Der Kiosk neben der Eisbahn versüßt den Besuchern die Verschnaufpausen. Es ist ein kalter, aber sonniger Tag, der viele ins Eisstadion lockt. Ein Pärchen ist Hand in Hand auf Schlittschuhen unterwegs, einige Kinder probieren sich mutig im Rückwärtslaufen. In der Mitte der Eisfläche übt ein Mädchen Pirouetten. Die Kleinsten laufen mit riesigen Plastikzwergen und Pinguinen über das Eis, damit sie nicht hinfallen. Es ist viel los im Ottobrunner Eisstadion. Im Umkleideraum schnüren schon die nächsten Läufer ihre Schlittschuhe, andere warten noch in der langen Schlange am Eingang oder beim Schlittschuhverleihs.

Gut festhalten. Mit dem Zwerg sicher über das Eis. (Foto: Claus Schunk)

Geschäftsführer Werner Müller ist zufrieden mit dem Geschäft dieser Saison. Gerade jetzt in den Ferien sei das Angebot sehr gut angenommen worden. Er erzählt, dass auch viele Schulen das Eisstadion außerhalb der Öffnungszeiten für den Schulsport nutzen. Claudia Reuther aus Höhenkirchen kommt gern mit ihrer Tochter her. Die Atmosphäre im Eisstadion gefällt ihr, es sei schön familiär. "Eigentlich sind wir Skifahrer, bisher hat sich das aber wegen des Wetters nicht ergeben", erklärt sie. Ein Schlittschuhläufer aus Unterhaching macht mit seiner kleinen Tochter gerade eine Trinkpause. Sie besuchen das Eisstadion Ottobrunn, weil sich die Familie hier mit Freunden trifft und es für alle zentral ist, sagt er. Heidi aus Taufkirchen und ihre Freunde bringen es auf den Punkt: "Das macht einfach Spaß."

Der Eintritt kostet für Kinder von 6 bis 16 Jahren 2,50 Euro, Jugendliche ab 17 Jahren und Erwachsene zahlen 3,50 Euro. Die Öffnungszeiten findet man unter unter www.phoenixbad.de/eislaufstadion-sportpark.

Auch in der Skate Arena im Unterschleißheimer Gleis 1 muss man nicht befürchten, ins Eis einzubrechen. Denn hier wird gänzlich auf gefrorenes Wasser verzichtet. Die Jugendliche können auf einer Kunststoffbahn Schlittschuhlaufen und Eishockey spielen. Eigenes Equipment ist nicht zwingend nötig: Gegen einen Euro Gebühr können die Besucher Schlittschuhe und Eishockey-Zubehör ausleihen. Geöffnet ist die Skate-Arena im Hollerner Weg 1 dienstags bis donnerstags von 11 bis 18 Uhr, freitags und sonntags bis 15 Uhr und samstags bis 17 Uhr. Besondere Angebote sind der Gleisle-Eishockeycup am 4. Februar und die Teenie-Eisdisco am 10. Februar.

© SZ vom 07.01.2017 / ryb, lejo, hilb, chrh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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