Hilfe für Wohnungslose:Notunterkunft in Bestlage

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Bisher wohnten Studenten in dem Haus. Nun sollen Familien, Paare und alleinstehende Frauen einziehen. (Foto: Florian Peljak)

Wegen Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Überforderung haben sie ihre Wohnungen verloren. In einem Haus im Glockenbachviertel sollen bald 250 wohnungslose Menschen untergebracht werden. Dort lebten bis vor kurzem noch Studenten.

Von Andreas Glas

So schnell kann es gehen. Eben noch am Rande der Gesellschaft, plötzlich in bester Wohnlage. Quasi im Eilverfahren hat der Stadtrat am Mittwoch beschlossen, mitten im Glockenbachviertel eine Unterkunft für wohnungslose Menschen einzurichten. Die Idee war erst vor wenigen Wochen bekannt geworden, der Beschluss dauerte nur ein paar Minuten und war einstimmig: Wo vor kurzem vor allem Studenten lebten, werden in wenigen Wochen 250 Personen untergebracht, die wegen Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Überforderung ihre Wohnung verloren haben.

Betreut werden die Bewohner dann von sozialpädagogischem Fachpersonal, das ihnen helfen soll, innerhalb höchstens eines Jahres wieder ein eigenständiges Leben zu führen. Weil bis zu 100 Kinder einziehen, wird es außerdem mindestens drei Erzieher und Hausaufgabenhilfe geben.

Die zentrale Lage unterstütze "den Hilfeprozess ungemein", sagt Gordon Bürk, Geschäftsführer des Evangelischen Hilfswerks (EHW). "Viele wichtige Ämter und Behörden befinden sich nun einmal in der Stadtmitte. Die können Familien jetzt leichter erreichen." Das EHW wird die Unterkunft nicht nur betreuen, sondern auch betreiben. Bislang war die Stadt bei vergleichbaren Projekten stets selbst die Betreiberin.

2,6 Millionen Euro Jahresetat

Doch wegen des anhaltenden Flüchtlingsstroms tue sich die Stadt zunehmend schwer, sich selbst um die Unterbringung von wohnungslosen Menschen zu kümmern, sagt Hans Dieter Kaplan, finanzpolitischer Sprecher und Stadtrat der SPD: "Das Pilotprojekt in der Thalkirchner Straße ist für das Notunterbringungssystem der Stadt eine effektive Entlastung."

Die Kosten für das Projekt trägt die Stadt dennoch ganz allein, der Jahresetat beträgt laut EHW etwa 2,6 Millionen Euro. Vorerst wird das Gebäude in der Thalkirchner Straße 9 für zehn Jahre angemietet. Die Gerüchte, wonach das Wohnheim nur kurzfristig geöffnet und dann luxussaniert werde, haben sich also erledigt. Der Mietvertrag soll bereits in der kommenden Woche unterschrieben werden.

Runder Tisch für die Anwohner

Auf sechs Stockwerken bietet das Haus 179 Betten für Familien und weitere 71 Betten für alleinstehende Frauen und Paare. Die künftigen Bewohner sind derzeit noch in Münchner Pensionen untergebracht, was die Stadt viel Geld kostet, außerdem ist die Betreuung dort schwieriger. Wann der Umzug in die Thalkirchner Straße genau stattfinden wird, steht noch nicht fest. Derzeit werde im Haus noch am Brandschutz gearbeitet, sagt EHW-Bereichsleiterin Andrea Betz, "sobald das abgeschlossen ist, starten wir". Sie sei aber "sehr guter Dinge", dass der für Anfang Oktober geplante Einzugstermin eingehalten werden könne.

Nach dem Einzug wird sich auch zeigen, wie die Nachbarschaft auf die neuen Bewohner reagiert. Zwar war in der Thalkirchner Straße 9 schon einmal ein Flüchtlingswohnheim untergebracht, doch das ist schon einige Jahre her. Es gebe jedenfalls Informationsbedarf, sagt Andrea Betz: "Das ist ja auch verständlich, dass Ängste da sind."

Es gebe zum Beispiel Nachbarn, die fürchten, dass es wegen der vielen Kinder ziemlich laut werden könnte. Um alle Sorgen zu besprechen, versprach Betz, werde man die Anwohner noch vor Inbetriebnahme der Wohnanlage zu einem runden Tisch einladen.

© SZ vom 11.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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