Gasteig-Sanierung:Der Steg ist das Ziel

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Mit dieser Brücke über die beginnende Innere Wiener Straße soll kein Radschnellweg, sondern eine Verbindung bedeutender Kulturorte entstehen. Diese soll vom Gasteig hinüber zum Muffatwerk führen. Geplanter Baubeginn laut Stadtratsvorlage ist frühestens 2026. (Foto: Andreas Gregor)
  • Das Wirtschaftsreferat befürwortet den Vorschlag der Grünen, eine Brücke zwischen Gasteig und Muffatwerk zu bauen.
  • Der Steg soll allerdings erst nach dem Ende der Gasteig-Sanierung im Jahr 2026 errichtet werden.
  • Auch ähnliche Bauprojekte in der Stadt stocken: wie zum Beispiel der Arnulf- und der Klenzesteg.

Von Heiner Effern

Visionen haben es schwer in der realen Politik, das weiß auch Florian Roth. Deshalb freut es den Fraktionschef der Grünen im Stadtrat schon sehr, dass die Idee mit dem Kultursteg Gestalt annimmt. Eine Brücke wollen die Grünen schlagen, im wörtlichen Sinne: Kulturbeflissene Flaneure sollen künftig vom Gasteig über die beginnende Innere Wiener Straße hinüber zum Muffatwerk wandeln und auf diese Weise auch angenehmer zum Deutschen Museum gelangen können.

Der Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft will den Steg am Dienstag für die städtische Prioritätenliste im Brückenbau empfehlen, das zuständige Planungsreferat hat das positiv bewertet. "Endlich mal eine Vision, für die man nicht gleich zum Arzt geschickt wird", sagt Fraktionschef Roth.

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Die Chancen für den Kultursteg stehen im Wirtschaftsausschuss, der aus historischen Gründen für den Gasteig zuständig ist, eindeutig gut. "Ich finde den Vorschlag eines Verbindungsstegs zwischen Gasteig und Muffatwerk zunächst recht charmant. Eine Aufnahme in die Prioritätenliste ist sinnvoll", sagt der CSU-Fraktionsvorsitzende Manuel Pretzl.

Allerdings bleibt die Freude bei den Grünen nicht ungetrübt. Denn das Referat für Arbeit und Wirtschaft zeigt keinen besonders großen Ehrgeiz, diese Vision schnell umzusetzen. Der Steg solle erst nach dem Ende der Gasteig-Sanierung im Jahr 2026 gebaut werden. Er sei "deshalb nicht prioritär zu behandeln", schreibt Wirtschaftsreferent und Bürgermeister Josef Schmid (CSU), in der Beschlussvorlage. Sein Parteifreund Pretzl gibt sich beim Zeitplan auch zurückhaltend. "Wir werden sehen, welche Ergebnisse uns hinsichtlich Planung und Finanzierung geliefert werden."

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(Foto: Christoph Mayr Architekten)

Klenzesteg: Die Fuß- und Radfahrerbrücke soll zwischen Reichenbach- und Wittelsbacherbrücke die Isar überspannen. Im Planungsreferat hat der auf fünf Millionen Euro geschätzte Klenzesteg die Priorität 1+. Der Beschluss soll Ende 2017 oder Anfang 2018 im Stadtrat fallen.

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(Foto: Andreas Gregor)

Kultursteg: Mit dieser Brücke über die beginnende Innere Wiener Straße soll kein Radschnellweg, sondern eine Verbindung bedeutender Kulturorte entstehen. Diese soll vom Gasteig hinüber zum Muffatwerk führen. Geplanter Baubeginn laut Stadtratsvorlage ist frühestens 2026.

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(Foto: Karl + Probst Architekten)

Giesinger Steg: Über den Giesinger Berg soll eine Brücke von der Heilig-Kreuz-Kirche zu den Grünanlagen gegenüber gebaut werden. Der Steg für Fußgänger und Radfahrer hat auch den Prioritätsstatus 1+. Noch dieses Jahr soll der Stadtrat die Vergabe einer Machbarkeitsstudie beschließen.

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(Foto: oh)

Arnulfsteg: Die Fuß- und Radgängerbrücke über die Bahngleise zwischen Donnersberger- und Hackerbrücke sollte dieses Jahr gebaut werden. Doch die Baufirmen schafften die Konstruktion nicht. Nun ist 2018 und 2019 ein neuer Versuch geplant. Der Stadtrat soll im November darüber entscheiden.

Diese zögerliche Haltung versteht Grünen-Fraktionschef Roth nicht. "Wenn ich ein Haus saniere, dann warte ich doch auch nicht, bis ich fertig bin, und dann baue ich noch einen Balkon dran." Auf den Gasteig übersetzt heißt das: Wenn ich schon um Hunderte von Millionen das Kulturzentrum saniere, dann baue ich doch in dieser Zeit den Steg gleich mit. Die Grünen werden versuchen, diese Logik auch dem Rathausbündnis noch nahe zu bringen.

Sollte dies nicht gelingen, wäre dies ein weiterer Beleg, dass es in München nicht so recht läuft mit den Stegen. Der Arnulfsteg zum Beispiel dreht in diesem Herbst bereits die zweite Runde im Stadtrat. Eigentlich sollte in diesem Jahr der Bau über die Bahnanlagen zwischen Donnersberger- und Hackerbrücke schon weit vorangeschritten sein, doch Fußgänger und Radfahrer müssen sich noch gedulden. Die beauftragten Firmen konnten die erforderlichen Bauteile nicht liefern, das Projekt beginnt wieder von vorne. Im November soll der Stadtrat laut Baureferat den zweiten Versuch beschließen, der mit 22 Millionen Euro auch noch um vier Millionen Euro teurer werden könnte als der erste.

Ebenfalls zum Jahresende, spätestens in den ersten Monaten 2018, soll eine Entscheidung über den Klenzesteg fallen. Diese Brücke über die Isar wurde schon in Zeiten der rot-grünen Koalition im Rathaus für gut befunden. Die CSU allerdings hält den Steg für überflüssig. Er soll Radfahrern und Fußgängern zwischen Reichenbach- und Wittelsbacherbrücke als zusätzliche Verbindung über die Isar hinweg dienen. Und dann wäre da noch der Giesinger Steg. Den mussten die Bürger ihren Stadträten lange ans Herz legen, nun wollen diese noch in diesem Jahr eine Machbarkeitsstudie beschließen. Diese soll darlegen, wo und wie der Steg von der Heilig-Kreuz-Kirche in die Grünanlage gegenüber führen soll.

© SZ vom 10.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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