Schulen in München:Münchner Schüler schreiben erstmals Chinesisch-Abitur

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Aufsatz einmal anders: Rund 800 chinesische Schriftzeichen muss man beherrschen, um so schreiben zu können. (Foto: Florian Peljak)
  • Am St.-Anna-Gymnasium im Lehel schreiben am Freitag erstmals sieben Schüler ihr Abitur im Fach Chinesisch.
  • An der Schule ist Chinesisch schon seit Jahrzehnten Wahlfach, der Ernstfall Abitur wird nun vom Kultusministerium und der Universität Würzburg begleitet.
  • Es könnte ein Modell für die Zukunft werden: Wer heutzutage Chinesisch beherrscht, hat in der Arbeitswelt viele Vorteile.

Von Edeltraud Rattenhuber

Wenn am Freitag am städtischen St. Anna-Gymnasium in München die Abiturprüfung beginnt, werden für ganz Bayern neue Seiten aufgeschlagen. Denn zum ersten Mal legen Schüler an einem bayerischen Gymnasium ein schriftliches chinesisches Abitur ab.

Für das Anna-Gymnasium ist das nur ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur deutsch-chinesischen Freundschaft. Schon vor 50 Jahren, als in China die Kulturrevolution wütete, wurde die Sprache des bevölkerungsreichsten Landes der Welt an der Schule im Lehel als Wahlfach angeboten. Die heutige Schulleiterin Angelika Laumer war selbst Schülerin am Anna-Gymnasium und bedauert, sich seinerzeit statt für Chinesisch für einen Schreibmaschinenkurs entschieden zu haben.

Abitur in Chinesisch
:Was Münchner Schüler an Chinesisch reizt

Ob um die beruflichen Perspektiven zu verbessern oder einfach aus Spaß: Das Chinesisch-Lernen war es wert, sind sich die Schülerinnen und Schüler vom St.-Anna-Gymnasium einig.

Heute ist die Schreibmaschine Vergangenheit, doch China boomt. So reist Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer diese Woche wieder einmal nach China, um die deutsch-chinesischen Beziehungen zu pflegen. Stadtschulrätin Beatrix Zurek ermutigte in einer Grußadresse die vier Schülerinnen und drei Schüler, die das Chinesisch-Abi schreiben werden: Wer die chinesische Sprache beherrsche, habe in der globalisierten Arbeitswelt viele Vorteile.

Das hatten mit Sicherheit auch die Schüler - oder ihre Eltern - im Hinterkopf, als sie 2012 in der achten Klasse mit dem Pilotprojekt begannen. Aber ebenso wichtig war ihnen auch die Herausforderung, in einen fremden Kulturkreis eintauchen zu können, wie sie berichten. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin, der promovierten Sinologin Barbara Guber-Dorsch, waren sie zum Schüleraustausch in Taiyuan in China und im taiwanesischen Tainan. Mehr als bei jeder anderen Fremdsprache ist bei Chinesisch Durchhalten gefragt.

"Man muss jeden Tag lernen", sagt Guber-Dorsch, sonst seien die chinesischen Schriftzeichen bereits nach einem halben Jahr wieder vergessen. Vier Stunden wöchentlich fünf Jahre lang haben sie gelernt, wie man die vier verschiedenen Töne des Hochchinesischen (Mandarin) richtig ausspricht und sie auch richtig hört, in welcher Reihenfolge man die Striche der Tausenden von Zeichen aufs Papier malt, wie man in Lexika Zeichen nachschaut (ein Vorgang, der mehrere Schritte erfordert) und was sie bedeuten. Sie können nun Aufsätze schreiben, Textanalysen verfassen und kennen sich in Landeskunde aus.

Begleitet wurde das Pilotprojekt vom Kultusministerium und der Universität Würzburg. Unterstützung bekam man vom chinesischen Generalkonsulat und dem Konfuzius-Institut sowie dem Mercator-Institut. Nach dem ersten Abitur-Durchlauf wird das Projekt evaluiert. Dann wird entschieden, ob Chinesisch auch an anderen Schulen als dritte Fremdsprache mit Zugang zum Abitur angeboten wird.

© SZ vom 09.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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