Altstadt:Der Max-Joseph-Platz soll endlich schöner werden

Ein Wohnzimmer für alle: Sofas auf dem Max-Joseph-Platz

Ein Wohnzimmer für alle: Sofas auf dem Max-Joseph-Platz

(Foto: Florian Peljak)
  • Die Stadtverwaltung debattiert erneut über die Gestaltung des Max-Joseph-Platzes.
  • Fußgänger sollen nun endlich Vorrang bekommen.
  • Immer wieder tauchen allerdings in der Detailplanung neue Probleme auf.

Von Alfred Dürr

Wenn am Vormittag drinnen im Nationaltheater die Mitglieder des Staatsballetts ihre Pirouetten üben, ereignet sich draußen, auf dem Max-Joseph-Platz, ein Schauspiel nach einer besonderen Choreografie. So beschreibt die Landschaftsarchitektin Regine Keller, was sie hier immer wieder erlebt und erleidet.

Vor den Stufen der Oper parkt, rangiert oder kreist ein Touristenbus nach dem anderen. Auf dem größten und repräsentativsten Platz der Innenstadt lädt nichts zum Verweilen ein. Neben den Bussen sind es auch die quer über den Platz zur Tiefgarage fahrenden Autos, die diesen speziellen Ort zur reinen Mobilitätsdrehscheibe degradieren.

Nun arbeitet man in der Stadtverwaltung an einem Konzept mit etlichen Varianten zur künftigen Verkehrsplanung für das Areal, das diesem störenden Ballett ein Ende bereiten soll. Italienisches Piazza-Gefühl für Passanten und Erholungssuchende im Großstadt-Getriebe, statt eines städtebaulichen Durcheinanders - von diesem Motto will man sich leiten lassen.

Der Platz mit seiner wunderbaren Kulisse aus Oper, Residenz, der zum prächtigen Palais modernisierten ehemaligen Hauptpost und der Straßenzeile mit den Fassaden der Bürgerhäuser, ist jede Anstrengung wert, die zu einer Verbesserung führt.

Doch im Zuge der Detailplanungen tauchen immer wieder neue Probleme auf. Es ist angesichts der komplexen und schwierigen Situation am Max-Joseph-Platz fraglich, ob sich der Stadtrat überhaupt noch in diesem Jahr mit dem Thema befassen und eine Entscheidung dazu treffen kann. Verkehrsexperten, Stadtplaner, die Fachleute aus dem Baureferat und nicht zuletzt die Denkmalschützer ringen hinter den Kulissen um die besten Vorschläge.

Studierende haben Ideen zur Platzgestaltung vorgelegt

Die Situation scheint buchstäblich verfahren: Wie geht man mit den Zu- und Abfahrten zur Tiefgarage unter dem Platz um? Wo sollen künftig die Busse halten? Wie sind die Straßenbahnen, die Taxis, die Radfahrer und die Fußgänger von möglichen Umbaumaßnahmen betroffen? Einfache Antworten gibt es nicht. Das macht es so schwer, eine Entscheidungsgrundlage für den Stadtrat vorzubereiten.

Neugestaltung des Max-Joseph-Platzes - Ein Platz in neun Entwürfen

Grün und parkähnlich, wie der Gärtnerplatz oder in modernem Licht: Der Max-Joseph-Platz vor der Oper soll neu gestaltet werden. Das sind einige der Entwürfe.

Regine Keller hat maßgeblichen Anteil daran, dass sich die Verwaltung nun überhaupt intensiv mit dem Max-Joseph-Platz auseinandersetzt. Keller ist auch Inhaberin des Lehrstuhls für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum an der TU München.

Vor einem Jahr haben ihre Studenten im Rahmen ihrer Bachelor-Abschlussarbeit und auf Initiative der Staatsoper einen bemerkenswerten Ideenkatalog zur Platzgestaltung vorgelegt. Opernintendant Nikolaus Bachler, Geschäftsleute und Prominenz aus der Kulturszene appellierten an die Stadt, endlich zu handeln. Dazu kam auch noch eine Internet-Petition.

Gute Ideen aus der Uni

Der Impuls der Studierenden jedenfalls zeigte Wirkung. Bachler und Oberbürgermeister Dieter Reiter waren sich nach einem gemeinsamen Treffen einig: Der Platz muss schöner werden. Seit vielen Jahren waren immer wieder Verbesserungsvorschläge gemacht worden, vor allem auch von dem früheren bayerischen Finanzminister Kurt Faltlhauser. Und dann passierte wieder lange Zeit gar nichts.

Kamen einmal neue Ansätze, verpufften sie ganz schnell wieder. Reiter wollte Schluss mit diesem Hin und Her machen. Er fordert allerdings ein "schlüssiges Gesamtkonzept" für den Verkehr rund um den Platz.

Doch das ist leichter gesagt als getan. Die SPD im Stadtrat kam sofort mit einem konkreten Vorschlag. Die Zu- und Abfahrten in die Tiefgarage, die bislang die meiste Fläche des Platzes beanspruchen, sollten demnach über Rampen erfolgen, die an den Rändern der Maximilianstraße, in Höhe der Oper, nach unten beziehungsweise nach oben führen. Für Fraktionschef Alexander Reissl wäre das der Befreiungsschlag für den Platz. Beispiele aus europäischen Städten zeigten, wie man vergleichbare Aufgaben elegant gelöst habe.

Wie zu hören ist, gibt es inzwischen jedoch massiven Widerstand der Denkmalschützer gegen eine solche Idee. Die Maximilianstraße sei Münchens prächtigste Prachtstraße. Direkt vor den Treppen zur Oper oder der Palais-Loggia der ehemaligen Hauptpost Tunnelrampen zu errichten, sei unmöglich. "Ein solcher Eingriff mit Tunnelzufahrten wäre zu massiv", sagt Stadtheimatpfleger Gert Goergens.

Ein Anflug von Resignation

Schon vor zwölf Jahren hatte er vorgeschlagen, die Tiefgaragenzufahrt an den westlichen Platzrand, also vor die Gebäudezeile mit der Gaststätte Spatenhaus, zu verlegen. Für ihn ist das nach wie vor die beste Lösung. Doch da erheben offenbar die Verkehrsplaner Einspruch. Die zu- oder abfahrenden Autos könnten eine Gefahr für die Fußgänger darstellen, die von der Perusastraße aus auf den Platz gelangen wollten und diese Fahrbahnen queren müssten.

Ein weiteres Gedankenspiel ist, vom rückwärtigen Bereich der Oper, also von der Alfons-Goppel-Straße aus, einen Verbindungstunnel zur Tiefgarage zu graben. Doch das würde nicht nur einen erheblichen finanziellen Aufwand bedeuten. Es wäre auch bautechnisch eine Herausforderung, das Operngebäude zu unterhöhlen. Oder könnte man vielleicht die Tiefgarage ganz aufgeben? Und wo wären dann Ersatzparkplätze möglich?

Kein Wunder, das sich angesichts der schwierigen Entscheidungsfindung bei einem Experten aus der Verwaltung ein Anflug von Resignation breit macht: "Ich hoffe nicht, dass am Ende am Max-Joseph-Platz alles so bleibt wie es ist."

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